Festivalbericht: Ragnarök Festival 2016

01.04.2016 - 02.04.2016 Lichtenfels

Ragnarök 2016

Die Wikinger sind wieder los! Zum bereits 13. Mal findet an den ersten beiden Apriltagen das Ragnarök Festival in der Stadthalle Lichtenfels statt. Das in erster Linie auf Pagan und Black Metal ausgelegte Festival bietet wie gewohnt weitreichende Einkaufsmöglichkeiten, Verköstigungen und natürlich einmalige Live-Musik.

Freitag, 01.04.2016
Zu leise Gitarren sind im Metal natürlich ein No-Go. Insofern ist es lobenswert, dass Sänger Matze den Auftritt THRUDVANGARs nach wenigen Sekunden abbricht und den Makel beheben lässt, bevor es wieder losgeht. Es folgt eine sehr gelungene Show, bei der Wikingerhymnen aus den verschiedensten Schaffensphasen der Band dargeboten werden. So geben THRUDVANGAR neben Songs wie dem Titelstück ihres aktuellsten Albums „Tiwaz“, mit dem der Auftritt eingeleitet wird, auch ältere Werke wie „Piraten des Nordens“ zum Besten. Ein gefühlvolles Highlight ist der im Vergleich etwas ruhigere Song „Der letzte Weg“ vom „Tiwaz“-Album, mit welchem laut Sänger Matze der verstorbenen Menschen, die man im Laufe der Zeit verloren hat, gedacht werden soll.

Einen atmosphärischen Höhepunkt des Abends stellt der Auftritt der Thüringer Pagan-Metal-Kapelle GERNOTSHAGEN dar. Ganz in der Tradition des aktuellsten Albums „Weltenbrand“ leitet man die Show mit dem eingespielten Intro „Offenbarung“ ein, woraufhin die Band nahtlos den grandiosen, gut achtminütigen Titelsong „Weltenbrand“ in voller Länge darbietet. Neben weiteren Stücken des Albums wie „Freyas Schoß“ bleibt selbstverständlich noch genügend Zeit für ältere Songs wie „Einherjer“. Die altertümliche, kriegerische Gewandung der Band würde von Puristen möglicherweise infantil genannt werden, unterstützt die Atmosphäre jedoch ansprechend. Mit „Schlachtenbruder“ endet ein stimmungsvoller und großartiger Auftritt, bei dem Frontmann Daniel „Askan“ Möller obendrein unter Beweis stellen kann, dass er seine drei Gesangsstile (Growling, Screaming, Klargesang) auch live äußerst eindrucksvoll darbietet.

Nach dem Auftritt von LANTLÔS folgt mit der schwedischen Black-Metal-Kapelle MARDUK zweifelsfrei eine der Hauptattraktionen des Abends. Dies macht sich an der hohen Zahl der Zuschauer bemerkbar, die sich vor der Bühne versammelt, um die Show zu genießen. Da ist auch die Verzögerung um etwa eine halbe Stunde schnell vergeben und vergessen, denn für die Wartezeit wird man bestens entlohnt. Was MARDUK live darbieten, sucht an Stimmung und Atmosphäre wahrlich seinesgleichen. Im Gepäck hat man einige Songs des neuen Albums „Frontschwein“, darunter den Titeltrack, mit dem der Auftritt eingeleitet wird, und das gleich im Anschluss folgende „Wartheland“.
Ragnarök 2016 (6)Selbstverständlich dürfen aber auch Bandklassiker wie „Panzer Division Marduk“ nicht fehlen und versetzen die Menge in sichtliche Begeisterung. MARDUK beherrschen das Publikum und das, ohne besonders viele Worte zwischen den einzelnen Songs zu verlieren. Zu einem sehr großen Teil lebt der Auftritt von der Präsenz und den Livekünsten des Sängers Mortuus. Wie der Mann seine schneidige, kreischende Black-Metal-Stimme live einsetzt, ist schlichtweg beeindruckend und geht dem Zuhörer durch Mark und Bein. Ganz groß!

Im Anschluss an Marduk findet das wohl größte Event des Abends statt. Die Zuschauermenge verdichtet sich zusehends, wer jetzt erst ankommt, hat es schwer, noch einen Platz weit vorne zu bekommen, um ENSIFERUMs Auftritt zu bewundern. Erst zum zweiten Mal rocken die gut gelaunten, sympathischen Pagan-Metaller aus Finnland die Bühne des Ragnarök Festivals und hauen dem Publikum ohne Umschweife „Axe Of Judgement“, den Opener des aktuellen Albums „One Man Army“, um die Ohren. Leider wird hierbei Ragnarök 2016 (8)bereits deutlich, dass der Sound weit unter den Möglichkeiten liegt. Insbesondere die Stimme des Frontmanns Petri Lindroos erklingt sehr leise und verwaschen, auch die Gitarren werden von Bass und Schlagzeug übertönt. Das ist selbstverständlich sehr schade, gerade wenn es beim Auftritt einer derart heiß erwarteten Band passiert. ENSIFERUM kompensieren diesen Mangel jedoch durch große Spielfreude und eine sehr gut zusammengestellte Setlist, die dafür sorgt, dass der Auftritt trotz des schlechten Sounds viel Spaß macht. Neue Songs wie die ultimative Live-Hymne „Heathen Horde“ oder der Titelsong des Albums „One Man Army“ stehen gleichberechtigt neben älteren Hits wie „From Afar“ oder „In My Sword I Trust“ vom Vorgängeralbum „Unsung Heroes“. Ganz besonders abgefeiert wird der Bandklassiker „Twilight Tavern“. Dem Publikum ist die Begeisterung jedoch den ganzen Auftritt hindurch sichtlich anzumerken, was sich nicht zuletzt in einem gigantischen Moshpit wenige Reihen von der Bühne entfernt bemerkbar macht, der bis zum Ende der Show nicht zum Erliegen kommt.

Nach dem gut besuchten Auftritt Ensiferums haben es TODTGELICHTER, welche den ersten Festivaltag mit ihrem Auftritt abschließen, nicht leicht, die Stimmung hochzuhalten. Ein großer Teil der Menge macht sich, noch bevor TODTGELICHTER beginnen zu spielen, auf dem Weg zu den Ausgängen, um zur Schlafhalle, zum Campingplatz oder den Hotels zurückzukehren. Allzu viel Interesse scheint man dem Avantgarde Black Metal nicht entgegenzubringen, was es verwunderlich macht, dass TODTGELICHTER die einzige Band darstellt, welche ihre Spielzeit überzieht.Ragnarök 2016 (9)

Samstag, 02.04.2016

RABENWOLF gebührt die Ehre, den zweiten Festivaltag mit ihrem folkigen Pagan Metal zu eröffnen. Dass sich zu ihrem Auftritt für zwölf Uhr schon verhältnismäßig viele Zuschauer einfinden, spricht nur für die Band und tatsächlich legen RABENWOLF auch einen tollen Auftritt mit hervorragendem Sound, aus dem sich alle Elemente gut heraushören lassen, an den Tag und überzeugen mit sichtlicher Spielfreude. Sehr enttäuschend dabei ist allerdings, dass in der ohnehin sehr kurzen Spielzeit kaum Material des großartigen Debütalbums „Aus alten Zeiten“ vorgetragen wird. Die Band beschränkt sich unverständlicherweise auf neue Songs ihrer aktuellen EP „Stethu“, sodass die Fans nicht einmal in den Genuss der Band-Hymne „Feld der Steine“ kommen, was mehreren Zuhörern aus gutem Grund deutlich missällt.

Ein wenig Abwechslung ins Pagan- und Black-Metal-Soundgewand bringen die Italiener WIND ROSE, die einen sehr starken Auftritt hinlegen und ihren Power Metal mit Folk-Einschlag zum Besten geben. Der charismatische Frontmann Francesco Cavalieri überzeugt durch seine Gesangsstimme und die melodische Musik sorgt für eine gute Laune im Publikum, die sogar in einer kleinen Wall of Death zum letzten Song „Rebel And Free“ mündet.

Düster geht es wieder zu, als AEBA die Bühne betreten. In Anbetracht dessen, dass die Band sich 2013 eigentlich aufgelöst hat, dürfte ihr Auftritt für viele Fans der Gruppe ein Highlight sein, bei dem sich AEBA auch nichts zu Schulden kommen lassen. Finster angehauchter, rauer Black Metal, welcher aber besonders durch den Einsatz von Keyboardspuren auch sehr melodisch daherkommt, versetzt die Menge in Euphorie. Mit seinem kleinen Seitenhieb auf die deutsche Black-Metal-Gruppe „Endstille“ („Ich liebe Stille… allerdings nicht Endstille“) beweist Sänger Isegrim auch ein Gefühl für Humor.

Im Anschluss an GRIMNER ist es Zeit für EREB ALTOR, ihren Viking Metal zum ersten Mal auf dem Ragnarök Festival live darzubieten.
Ragnarök 2016 (11) Die Band aus Schweden, die von Fans oftmals als Nachfolger der legendären Band Bathory angesehen wird, sieht sich einer großen Hörerschaft gegenüber und enttäuscht diese keineswegs. Die melancholisch angehauchte Musik wirkt sehr eindringlich und insbesondere Sänger Mats kann live Akzente setzen, indem er sowohl seinen stimmigen Klargesang als auch die gekreischten Passagen vor dem Publikum gekonnt umsetzt. Die Band überzeugt aber insgesamt durch ihre Live-Qualitäten und schafft es, eine besondere, melancholische aber zugleich anmutige Atmosphäre auszusrahlen und auf die Zuhörer zu übertragen. Mit dabei hat man eine gute Mischung aus aktuellen Songs vom Album „Blot – Ilt – Taut“ und älteren Stücken, sodass für jeden Zuhörer etwas dabei ist und man auf kein Highlight verzichten muss.

Als nächste Gruppe betreten die deutschen Pagan-Metaller MINAS MORGUL zun numehr vierten Mal die Bühne des Ragnarök und werden auch im Jahr 2016 von der Schar ihrer Hörer sehnsüchtig erwartet. Der rund 40-minütige Auftritt glänzt durch eine motivierte Band und ein hervorragend gelauntes Publikum, welches sowohl ältere als auch neue Stücke abfeiert. Besondere Highlights stellen „Paganlord“ sowie der Riger-Coversong „Germania“ dar, welchen MINAS MORGUL live in ihrem Stil mit Bravour interpretieren.Ragnarök 2016 (13)

Zweifelsohne ist der Auftritt der schwedischen Pagan-Metal-Band MÅNEGARM als eines der unbedingten Highlights am zweiten Festivaltag zu betrachten. Die Stimmung, die sich von den Musikern, welche mit sichtlicher Spielfreude auftreten, auf das Publikum überträgt, ist schwer in Worte zu fassen. Eine große Menschenmenge lauscht den atmosphärischen Klängen und feiert den Auftritt energetisch mit. Selbst, wenn man mit der Musik MÅNEGARMS weniger anfangen kann, sollte man sich deren über jeden Zweifel erhabenen Live-Qualitäten keinesfalls entgehen lassen. Zwischen den krachenden Metal-Nummern werden immer wieder ruhige Stücke gespielt, die eine willkommene Abwechslung darstellen und die Zuhörer bei Laune halten. Höhepunkt des Auftritts ist der Song „Odin Owns Ye All“ vom aktuellen Album „Månegarm“, welcher vom begeisterten Publikum mitgesungen wird.

Der Auftritt der Schweizer Folk-Metaller ELUVEITIE ist wohl das, worauf ein Großteil der Festivalbesucher am sehnlichsten gewartet hat. Betrachtet man jedenfalls die Menge der Zuschauer, die sich kurz vor Beginn der Show vor der Bühne versammelt, so ist diese gewaltig. Die achtköpfige Truppe rund um Chrigel Glanzmann hat also die Erwartungen vieler Anwesenden zu erfüllen, was ihr auch einwandfrei gelingt. Von der ersten Sekunde an reißen ELUVEITIE das Publikum durch großartigen Sound und eine ausgewogene Setlist mit. An Bord sind dabei unter anderem neue Songs wie „The Nameless“ vom aktuellen Album „Origins“, aber auch beliebte Klassiker wie „Thousandfold“ oder „Kingdom Come Undone“. Gastmusikerin Shir-Ran Yinon gibt eine tolle Live-Performance ab und kann in erster Linie bei „Omnos“, welches man in einer krachenden Metal-Version darbietet, und einer schweizerdeutschen Version des aktuellen Songs „The Call Of The Mountains“ durch ihren Gesang brillieren. Die Band versteht es auch durch die Ansagen zwischen den Liedern, die Zuhörer bei Laune zu halten, etwa wenn Chrigel Glanzmann das Publikum zu intensivem Crowdsurfing animiert, damit der Security vor der Bühne auch nicht langweilig wird.
Ragnarök 2016 (29)Große Sympathien verschafft er sich aber auch mit seinen Danksagungen an die Fans, die da vor der Bühne stehen und mitfeiern. Gerade bei solch populären Bands wie ELUVEITIE ist es immer wieder schön zu sehen, dass solche Worte nicht vergessen werden. Die Zuhörer danken es der Band mit tobendem Beifall nach den Songs und einem wilden Circle Pit, der besonders bei „Inis Mona“ zu Hochtouren auffährt, mit dem ein grandioser Auftritt würdig ausklingt.

Im Anschluss an THYRFING bilden die deutschen Black-Metaller EIS das Schlusslicht des zweiten Tages und beenden damit das Ragnarök-Festival 2016. Im Vorfeld hatte es einiges an Spekulation gegeben, ob der Auftritt stattfinden würde, hat die Gruppe sich kurz vor Festivalbeginn doch mehr oder weniger zerschlagen. Das hält das verbliebene Mitglied, Sänger Alboin, jedoch nicht davon ab, mit einer neu zusammengeschusterten Truppe aus Mitgliedern anderer Bands wie Gernotshagen die Bühne des Ragnarök wie versprochen zu rocken. Somit kommen EIS-Fans auf ihre Kosten und können Zeuge werden, wie Alboin mit seinen Mitstreitern das Festival ausklingen lässt.Ragnarök 2016 (36)

Abgesehen von den tollen und spielfreudigen Bands, die durchweg mit gelungenen Auftritten überzeugen können, muss ein großes Lob an die Organisation des Festivals ausgesprochen werden, die einmal mehr ganze Arbeit leistet. Durch den Einsatz von reichlich Personal entstehen kaum lange Wartezeiten an den Essens- und Getränkeständen sowie am Einlass zum Festivalgelände. Neben der Musik ist auch der Metal-Markt eine gelungene Attraktion, auf welchem sich CDs, Shirts, Hoodies und sonstiges Merchandise sowohl bekannter als auch weniger bekannter Bands aller erdenklichen Genres käuflich erstehen lassen, sodass es für jeden Festivalbesucher genügend Möglichkeiten gibt, Geld sinnvoll auszugeben. Etwas schade ist nur, dass bei den Merchandise-Ständen im Vorraum zur Konzerthalle nicht alle Bands, die im Line-Up inbegriffen sind, durch Merchandise vertreten werden. Gerade bei großen Bands wie MARDUK ist dies unverständlich und sollte beim nächsten Mal konsequenter umgesetzt werden.

Alles in allem ist die 13. Auflage des Ragnarök Festivals in Lichtenfels wieder ein voller Erfolg. Großartige Bands, großzügige Einkaufsmöglichkeiten, freundliches und motiviertes Personal und eine hervorragende Organisation machen den Besuch des Festivals erneut zu einem Highlight im noch recht jungen Jahr 2016, das sowohl Ragnarök-Veteranen als auch Neulinge zufriedenstellen dürfte.

Ragnarök 2016 (14)

Publiziert am von Pascal Weber

Fotos von: Stefanie Mohlfeld

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