Festivalbericht: Ragnarök Festival 2009

19.04.2009 Lichtenfels

Am 17. und 18. April 2009 war es wieder soweit. Weit über 3000 Metaler, Heiden und andere finstere Gestalten aus Deutschland und der ganzen Welt machten sich auf, um bereits zum vierten Mal in Folge in Lichtenfels dem Weltenende entgegen zu fiebern.

Das Ragnarök 6 war ein Ragnarök voller Debüts. Neben Fejd und Cor Scorpii die ihre ersten Deutschlandauftritte absolvierten, wurde organisatorisch das Festival auch noch einmal um einiges aufgewertet. So war es den wettertrotzenden Festivalfans erlaubt, bereits am Donnerstagabend ihre Zelte auf der nahe gelegenen Grünfläche aufzustellen. Dass -dem Wetter am Mittwoch sei dank- dies derart von den Besuchern begrüßt wurde, dass es bereits in der Nacht zum Freitag keinen Platz mehr auf dem Campinground gab und immer weitere Grünflächen zum Campen freigegeben werden mussten, hatte wohl niemand erwartet. Doch nach kleineren (und größeren ;-)) Startschwierigkeiten lief es spätestens Freitagnachmittag.
Ganz im Gegensatz zu der Bändchenvergabe. Diese funktionierte dieses Jahr leider überhaupt nicht. Stand man die Jahre zuvor maximal zehn Minuten an, so musste ein Gros der Besucher, die sich nicht „VIP“ oder „Presse“ schimpfen durften, über eine Stunde im Regen stehen bleiben.

Obwohl ich mich eben genanntes schimpfen durfte, fand ich mich leider erst zu Beginn von ADORNED BROOD in der Halle wieder. Die Routinees des Deutschen Folk Rocks/ Metals spielten einen guten Überblick aus ihrer 16 jährigen Bandkarriere, sofern es die kurze Spielzeit zuließ. Von „Am Grunde Des Meeres“, „Sieben Tage lang“, bis hin zu „Sons Of The Damned“ und „Noor, Under Yggdrasil“ war alles dabei. Als kleines „Extra“ gab es den Mitgröhl-Klassiker „Drunken Sailor“, den erfreulicherweise schon eine beachtliche Zahl an Zuschauern erleben konnte.

Als nächstes enterten die Piraten von ALESTORM die Bühne. Es ist fast unglaublich wie schnell eine Band ein so großes Publikum für sich begeistern kann. Bei Blicken durch die dicht gedrängten Reihen fielen unzählige Piraten-Metaller auf, die sich -mal mehr, mal weniger- einfallsreich mit Enterhaken, Papageien und Säbeln bewaffneten um mit Sänger Christopher Bowes die Meere des Ragnaröks zu entern. Gespielt wurden folgende Songs: „Over The Seas“, „Leviathan“, „Nancy The Tavern Wench“, „That Famous Ol‘ Spiced“, „Wenches & Mead“, „Set Sail And Conquer“, „Keelhauled“, „Captain Morgan’s Revenge“ und als Rausschmeißer „Wolves Of The Sea“.Leider musste ich bei diesem Auftritt erneut eine Entwicklung feststellen, die ich äußerst schade finde: Die „Wall Of Death“ erhält mehr und mehr Einzug in alle Ecken und Enden des Metals. Für mich ist dies eine Aktion, die, nicht nur wegen des dazugehörigen Sounds, in die Hardcore, oder vielleicht noch Death Metal Ecke passt. Doch wenn Bands wie Ensiferum (Summer Breeze 2008) oder hier ALESTORM zu Keyboardklängen eben eine solche anstimmen, leuchten bei mir lediglich die Fragezeichen auf. Aber nun gut, ein Gros des Publikums war von diesem handeln scheinbar hellauf begeistert.

Zu HEIDEVOLK verlagerte sich das Publikum etwas aus der Stadthalle in das benachbarte Merchzelt, sodass die Ränge immer noch gut gefüllt, die Reihen vor der Bühne jedoch etwas lichter wurden. Dies tat der Stimmung -dank nahezu ausverkauftem Haus- erfreulicherweise nur wenig Abbruch. HEIDEVOLK trumpften mir ihrer „typischen“ Festivalsetlist, die bei Krigsvolk begann und bei dem Song „Zwaarden Geheven“ endete. Für den Song „Vulgaris Magistralis“ holte man sich Verstärkung aus dem Backstagebereich in Form von ihren Tourmitgliedern von Adorned Brood. Gespielt wurde sonst noch: „Saksenland“, „Walhalla Wacht“, „Koning Radboud“, „Opstand Der Bataven“, „Het Wilde Heer“ und „Het Bier Zal Weer Vloeien“.
WOLFCHANT und TYR fielen leider einer kleinen Stärkungspause zum Opfer. Da TYR mit hoher Wahrscheinlichkeit sowieso das gleiche gespielt haben, wie auf ihren unzähligen Auftritten 2008 zuvor, reicht es, wenn ich hier nur noch die Release-Party-Setlist von WOLFCHANT nenne, die mir ein Kollege freundlicherweise zukommen lies. Zur Feier des Releases ihres Albums „Determined Damnation “ spielten die Franken von WOLFCHANT folgende Songs: „World In Ice“, „A Pagan Storm“, „Fate Of The Fighting Man“, „Mourning Red“, „Voran“, „Under The Wolves Banner“, „Praise To All“, „Rebellion“. (SD)

Man durfte auf den Auftritt der österreichischen Avantgarde-Pioniere von DORNENREICH gespannt sein, immerhin kündigte Bandkopf Eviga ja vollmundig an, dass auf dem diesjährigen Ragnarök-Festival mal wieder im „Metal Lineup“ gespielt werden würde. Da ich relativ großer Fan der ersten beiden Alben der Band bin, war ich dementsprechend guter Dinge, allerdings stellte sich erste Verwirrung ein, als dann tatsächlich das „Metal Lineup“ die Bühne betrat. Zu dritt waren die Musiker, Eviga an Gitarre und Mikro, unterstützt von Violinist Inve und Moritz Neuner am Schlagzeug. Kein Bass, keine zweite Gitarre, kein Keyboard weit und breit. Dementsprechend gestaltete sich dann auch das Soundbild. Sowieso war das, was durch die Boxen kam, schon relativ verwaschen und nicht gerade von der begeisternden Sorte, aber das konnte man noch halbwegs verschmerzen, durch das Wegfallen eines Keyboards und einer zweiten Gitarre klangen die Songs jedoch stellenweise entsetzlich dünn und drucklos. Inve an der Geige gab sich alle Mühe, die Sache noch ein wenig auszufüllen, scheiterte aber kläglich daran. Wieso nur? Dornenreich ist jetzt wahrlich keine Band, die so touringintensiv wäre, dass man da Probleme haben sollte, ein ordentliches Live-Lineup auf die Beine zu stellen… Wahrlich frustrierend. Das ist aber nicht das einzige, was man den Tirolern vorwerfen muss, auch der Rest des Auftritts war eine herbe Enttäuschung. Was die Setliste angeht, so beschränkte man sich beinahe komplett auf „Her von welken Nächten“, mit jeweils einem „Ausrutscher“ zu „Hexenwind“, einer vermetallisierten Version von „Jagd“ vom neusten Album und letzten Endes mit „Leben lechzend Herzgeflüster“ zwar den schlechtesten Song von „Bitter ists, dem Tod zu dienen“, aber immerhin. Evigas Leistung an der Gitarre ging in Ordnung, sein wenig beeindruckendes Herumgekeife vermittelt aber nicht mal den Anflug der Intensität, die er bei den Studioaufnahmen an den Tag legt. Weiterer Schwachpunkt in der Hinsicht: Warum besorgt man sich keinen Gastsänger, der die klaren Parts von Valñes übernehmen kann, sondern lässt die einfach weg? Dadurch wurden die eh schon halbgar präsentierten Songs noch ein ganzes Stück abgewertet. Und wieso Eviga sich keine zweite Gitarre leisten konnte, sondern zwischen zwei Songs jedes Mal minutenlang umstimmen musste… man weiß es nicht. Die Fans dankten es ihm, indem sie massenweise aus der ersten Reihe flüchteten und sich zu den Ausgängen begaben, ein paar unerschütterliche gab es natürlich trotzdem, die ausgiebig jubelten und Dornenreich sichtlich fast so toll fanden, wie die Band sich selbst. Für mich einfach nur ein bodenloser Reinfall und der mieserabelste Auftritt des ganzen Festivals. (CH)

Danach war es Zeit für die Partymusik von den Finnen KORPIKLAANI, die routiniert und mit ihrem neuen Song „Vodka“ die Halle nach DORNENREICH wieder etwas zum leben zu erwecken. Als Fan der ersten Alben, war es sehr erfreulich, dass es einige „Klassiker“ trotz der hohen Albumreleaserate in die Setlist geschafft haben. Die Menge durfte unter anderem zu „Wooden Pints“, „Korpiklaani“, „Cottages & Saunas“, „Pellonpekko“, „Journey Man / Happy Little Boozer“ und dem „Hunting Song“ abfeiern.
Sichtlich ausgepowert, verlagerte sich nun erneut ein Großteil des Publikums auf die bereits überfüllten Ränge der Lichtenfelser Stadthalle um die Mannen von MANEGARM zu erleben. Das sich das Wachbleiben, repressiv noch halbwegs nüchtern bleiben, gelohnt hat, zeigten die Songs „Genom Världar Nio“, „Vedergällningens Tid“, „Sigrblot“, „Nattväsen“, „Utfärd“, „Ett Gammalt Bergtroll“, „Fimbultrollet“, „Hemfärd“, „I Evig Tid“. Gottseidank klang diesmal, im Vergleich zu 2007, der Sound deutlich klarer, die Geige war gut zu hören und die Abschmischung passte. Dies machte sich sofort auch am Publikum bemerkbar, welches statt wie zuvor im Jahre 2007 mit der Zeit aus der Halle ging, eher die Halle wieder betrat.

FALCHION fielen der geringen Zeitverschiebung auf der Running Order zum Opfer. Auch ein Redakteur braucht ein wenig erholung. Zumal am Samstagmorgen bereits um 11.30 IRRBLOSS auf dem Plan standen.
Diese begannen dann auch direkt pünktlich um 11.30 mit ihrer Setlist. Das ihr neues Album „Bloodline“ durchweg gute Rezensionen erhielt, zeigt die große Menge an Metalheads, welche zu dieser frühen Uhrzeit den Weg in die Stadthalle finden. Genauso stand es um ihre schwedischen Kollegen von YGGDRASIL die wenige Minuten später die Bühne betraten. Vor randvollen Rängen und einer kleinen Menge direkt vor der Bühne spielten sie fast schon routiniert alle Songs aus ihrem Repertoire, die Live auch einiges herhielten: „Oskorei“, „Vedergällning“, „I Nordens Rike“, „Ekot Av Skogens Sång“, „Kvällning Över Trolska Landskap“, „Storm“, „Nordmark“ und „Svälttider“ . (SD)

ANDRAS waren prinzipiell der Hauptgrund für mich, überhaupt das Ragnarök-Festival zu besuchen, hatten sie sich mit ihrem neusten Album „Iron Way“ doch mehr oder weniger in mein Herz gespielt. Wenn ihnen bei ihrem Auftritt irgend etwas in die Quere kam, dann war es wohl die etwas verhaltene Publikumsresonanz. Der Sound war überraschend klar, die Instrumentalleistung der Band absolut solide und Ecthelions Gesang sowieso der Höhepunkt des ganzen Auftritts. Routiniert spielte die Band ihre Setlist herunter, konnte die eh schon etwas überschaubare Menge vor der Bühne aber einfach nicht wirklich mitreißen und wirkte dementsprechend selbst ein klein wenig frustriert, was sich zum Glück nicht weiter auf die Musik auswirkte. Wieso weshalb warum kann ich mir selbst nicht so ganz erklären, der Auftritt war prinzipiell sehr rund, es wurde viel vom neuen Album präsentiert, darunter auch der Höhepunkt der Scheibe, „Spellbreaker“, die Band war gut aufgelegt und klangtechnisch war der Auftritt einer der Besten des ganzen Festivals. Schade drum, trotzdem eine spaßige Angelegenheit. (CH)

Nach Andras war’s an der Zeit für etwas ruhigere Klänge, da betraten die schwedischen Folkmusiker von FEJD die Bühne. Ich gebe zu, dass ich von der Band gerade mal marginal etwas gehört hatte (und das beschränkte sich quasi auf den Namen) und mit Folkmusik sowieso nicht viel anfangen kann, aber sympathisch, das waren die Herren allemal. In gebrochenem Englisch kündigte Frontmann Patrik Rimmerfors die einzelnen Stücke an und handwerklich war da auch alles im grünen Bereich, wenn auch in meinen Ohren absolut nichts Besonderes. Sichtlich zum Nachteil gereichte der Band allerdings ihre mangelnde Bühnenerfahrung (wenn ich mich nicht täusche und die Homepage nicht lügt, dann war es erst ihr gemeinsamer fünfter Auftritt), die das Treiben auf den Brettern zu einer relativ statischen Angelegenheit machte. Die Band machte nicht den Eindruck, dem Publikum eine große Show zu bieten, stattdessen schienen sie mehr daran interessiert zu sein, ihre Songs ordentlich über die Bühne zu bringen. Das gelang auch, aber mich persönlich konnte es einfach nicht wirklich mitreißen, zumal die meisten Lieder auch eher in den Qualitätssphären eines stabilen „Okay“ schwebten. Einzig „Varg I Veum“ begeisterte mich persönlich dann doch etwas mehr, das reichte zu einem durchgängigen Kopfnicken. Mehr aber auch nicht. (CH)

Später fand ich mich dann bei COR SCORPII in der Halle wieder. Einer der wenigen wirklichen „Must See“ Bands dieses Jahr für mich auf dem Ragnarök. Da fällt es natürlich direkt etwas ärgerlich auf, wenn die ersten zwei Songs über die Lead-Gitarre, die bei diesem Ex-Windir-Emporkömmling besonders wichtig ist, nahezu gar nicht zu hören ist. Erfreulicher war hingegen, dass es sogar einige Songs der Demo, welche es übrigens kostenlos auf der Homepage der Band gibt, den Weg in die Setlist gefunden haben. Nach einer starken Demo, einem noch stärkeren Debütalbum, war es ein durchaus gelungener erster Auftritt in deutschen Gefildern. Die Setlist: „Ei Fane Svart“, „Når Enden Er God“, „Kjettar“, „Endesong“, „Attergangar“ und „Oske Og Innsikt“.

Danach waren METSATÖLL an der Reihe, welche ich mir für ihre Europatour im Herbst mit Ensiferum aufsparen wollte und so zu FJOERGYN die Halle wieder betrat. Nach dem soundtechnisch etwas verwaschenen Auftritt von 2007 waren die Erwartungen an die Band äußerst hoch. Denn neben einer „Wiedergutmachung“, waren zusätzlich neue Songs des kommenden Album „Jahreszeiten“ im Gepäck. Die ursprünglich geplante Releaseshow musste man leider aufgrund ein paar Labelschwierigkeiten absagen. Dennoch liesen sich Stephan & Co. Nicht nehmen, neben den beiden altbekannten Songs „Ich sah den Himmel weinen“ und „Fjoergyn“, auch drei neue Songs mit den Namen „Herbst II (Wie Jahr um Jahr)“, „Winter (Ich bin der Frost)“ und „Frühling I (Auf bald)“ zu spielen.
Warum man inmitten eines FJOERGYN Auftritts jedoch den Hauptgewinner und 15 (!) kleinere Gewinner verkünden muss, bleibt mir bis heute ein Rätsel. Gerade die Gewinner der Trinkhörner hätte man auch in der Vorhalle verkünden, oder gar nur per e-mail benachrichtigen können. Als kleines Trostpflaster für die Fans, gab es dann noch den Rausschmeißer „Katharsis“, mit einem Gastauftritt von Veranstalter Ivo, der sichtlich bemüht war, den Ansprüchen der Menge gerecht zu werden. Der anschließende Applaus dürfte mein Anliegen unterstreichen, dass Ivo nächstes Jahr doch bitte (wieder) mit eigener Band das Festival eröffnen sollte.

MELECHESH waren einer der wenigen Exoten dieses Jahr auf dem Ragnarök. Die Band aus Israel brachte einiges mit. Neben einem eigenen Teppich für die Bühne waren sämtliche Klassiker von „As Jerusalem Burns…Al\’Intisa“ bis neuere Songs vom Album „Emissaries“ der Band mit im Gepäck.Kurz darauf kamen wir zum wirklich Highlight des diesjährigen Ragnaröks: THYRFING Bereits nach den beiden Songs „The Voyager“ und „ Kaos Återkomst“ war die Halle bis zur hintersten Tribünenreihe am Bangen und feierte zusammen mit SÄNGER &.Co ein kleines Best-Of, sowie einige Songs des neuen Albums. So durften neben „Far Åt Helvete“, „Ur Askan Ett Rike“, „Storms Of Asgard“, „Griftefrid“ auch die Nackenbrecher und gleichzeitigen Rausschmeißer „Digerdöden, Mjölner „ keiner fehlen.

Die EINHERJER, SARKOM und DRAUGNIM Shows fielen leider der erneuten Verspätung der Spielzeiten zum Opfer, da ein letzter Rundgang zu Bekannten und Freunden auf dem Plan stand.So ging auch das sechste bzw. für mich das vierte Ragnarök in Folge zu Ende. Die Schlafhallen waren um einiges besser als die Jahre zuvor, wenn auch -dank der fehlenden zweiten Halle- restlos überfüllt. Das Merchzelt, sowie das Essenzelt waren dieses Jahr ebenso gut platziert wie die beiden Jahre zuvor.
Nun müsste man lediglich noch an den viel zu langen Einlasszeiten, der katastrophalen Parkplatzsituation und den fehlenden Unterstellmöglichkeiten für Raucher arbeiten und das Ragnarök 7 kann kommen.

Wer nach diesem Nachbericht nun jetzt schon voller Vorfreude dem Ragnarök 2010 entgegenfiebert sei gesagt: Nur noch ein wenig Geduld, und die ersten Bands für die kommende Ausgabe werden bekannt gegeben.

Für euch auf dem Ragnarök waren Steffen Döll (SD), Christian Heckmann (CH) und Nicolai Teufel (Interviews).

Geschrieben am 19. April 2009 von Metal1.info

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