Konzertbericht: Saga

2006-05-05 Bonn, Rheinauen

Nach dem äußerst gelungenen Gig in Münster am 04.05.2006, verzog es meinen Vater, einen meiner Brüder, Metal1.Kollege Daniel, Prog-Kumpel Gunnar und mich dann sogleich einen Tag später in die schönen Bonner Rheinauen. SAGA sollte dort den ersten Abend des „Rhein In Flammen“ headlinen, eine Mischung aus Volksfest, Jahrmarkt und Open Air – Konzertprogramm, das am darauffolgenden Samstag mit einem grandiosen Feuerwerk abgeschlossen werden sollte.

Der Clou an der Sache: Das „Rhein In Flammen“ ist eine komplett kostenlose Veranstaltung, wenn man mal von den aufkommenden Getränkekosten absieht. Also nichts wie hin. Für SAGA natürlich auch die optimale Möglichkeit, einen großen Hörerkreis anzusprechen bzw. entsprechend Werbung zu machen. Denn beim letztjährigen „Rhein In Flammen“ waren immerhin 120.000 Menschen während des gesamten Wochenendes in den Rheinauen.

Das Spätnachmittags-Programm begann mit der österreichischen Poprock-Band „She Says“, die wenig Beachtung fand. Gegen 19:30 Uhr war es dann Zeit für die kanadische Vorgruppe Mir, die SAGA ja auf der „Trust“-Tour begleiten und schönen, wenn auch etwas unspektakulären Alternative Rock spielen. Auch für diese Jungs muss es ein großartiges Gefühl sein, die Möglichkeit zu bekommen, vor einem solch großen Hörerkreis zu spielen. Der Andrang vor der Bühne nahm langsam zu, aber wohl eher, weil sich die SAGA-Fans langsam postierten, um für den Auftritt der kanadischen MelodicProgger optimale Sicht zu genießen. Nachdem Mir ihr wiederum ca. 40-minütiges Programm souverän absolviert hatten, war es dann also an der Zeit für die „big rock show“.

Um kurz nach 21 Uhr ging das Licht aus und der Platz vor der Bühne wurde gering. Die Töne des Intros erklungen – und wenig später kamen die Jungs auch schon auf die Bühne. Gottseidank klappte dieses Mal auch der Einstieg mit dem Titeltrack des neuen Albums „Trust“ hervorragend, was die technischen Probleme vom Vorabend nun endgültig vergessen ließ. Die Setlist der Show in Bonn entsprach, von den Zugaben abgesehen, genau der vom Münster-Konzert. Statt „Perfectionist“ spielte man im Zugabenblock aber noch einen weiteren neuen Song, den Album-Closer „On The Other Side“.

Ich hatte mir im Vorfeld etwas Gedanken darüber gemacht, wie das Publikum wohl SAGA annehmen würde. Schließlich war das hier kein SAGA-Konzert im eigentlichen Sinne, vielmehr war von Kleinkindern, über Hiphop- und Technobegeisterte, bis hin ins hohe Alter wohl jede Art von Mensch und Musikfans vorhanden. Da kann eine progressive Rock-Band schnell mal auf den Hosenboden fallen. Auch der Band merkte man während der ersten Songs noch ein wenig die Unsicherheit an: Den ersten Klassiker „Wind Him Up“ ließ Michael Sadler zum Beispiel nicht, wie eigentlich schon traditionell, vom Publikum singen. Vielmehr wurde da die Lage gecheckt und erstmal festgestellt, wie viele der ca. 50000 Menschen, die sich an diesem Abend in den Rheinauen befanden, wirklich wegen SAGA da waren. Doch schon bald konnte sich die Band entspannt zurücklehnen und sich voll auf die Musik konzentrieren. Das Publikum blieb auch nach einigen Songs in der Masse vorhanden, wie es sich zu Konzertbeginn aufgestellt hatte, mit steigender Konzertdauer kamen sogar immer mehr Menschen, um den perfektionistisch performten Rocksongs der Band zu lauschen. Die Stimmung wurde immer besser, und schon bald waren die Leute wirklich aufgewacht und mit vollem Einsatz dabei. Es war ein richtiges SAGA-Konzert, mit dem feinen Unterschied, dass es vor einer einzigartigen Kulisse stattfand. Spätestens, als sich der Himmel völlig verdunkelt hatte, lag pure Magie in der Luft – die wunderbare Lightshow, die hellen Lichter des Jahrmarkt-Treibens hinter einem, ein sternenklarer Himmel und ein Michael Sadler, der ein absolut traumhaftes „You And The Night“ zum Besten gibt. Der Sound während des Konzerts war für eine OpenAir-Veranstaltung erstaunlich gut, lediglich der Gesang von Michael Sadler kam stellenweise etwas zu leise rüber. Die Band fühlte sich anscheinend auch sichtlich wohl. Michael wiederholte mit beinahe unnachahmlicher Freude seine Spielchen mit dem Publikum, wie z.B. die Gesangslehrstunde bei „I’m Ok“, die natürlich dank der großen Menschenmasse noch viel cooler rüberkam. Ian Crichton schien heute völlig losgelöst, sorgte sich auch nicht unbedingt darum, ob ein Ton in den hyperschnellen Soli mal nicht hundertprozentig saß. Habe ihn selten so agil und aktiv auf der Bühne gesehen. Geil auch, dass Brian Doerner seine Drumsolo-Session mit „Ace Of Spades“-Einlage trotz des Festivalgigs gebracht hat. Auch „The Flyer“ machte mit den Doublebass-Attacken wieder jede Menge Laune.

Man konnte einfach sofort feststellen, dass die Jungs es sichtlich genossen, mal wieder vor einem solch riesigen Publikum zu spielen. Wann hören schon mal 50.000 Menschen gleichzeitig Rockhymnen wie „On The Loose“ oder die neue Single „It’s Your Life“?? In etwa 6000 Menschen dürften während des Gigs direkt vor der Bühne gestanden haben – das ist immer noch genug, um derbe Promotion für die Band zu machen und sie so manchem, der sie vielleicht in der Zwischenzeit aus den Augen verloren hat, wieder ins Gedächtnis zu rufen.

Alles in allem kann nur gesagt werden: Danke an die fünf Jungs aus Kanada für die musikalischen Zaubereien und die zwei fantastischen Konzerte! Ich hoffe doch mal sehr, dass SAGA nun auf ihre wieder aufgebaute Medienpräsenz aufbauen können. Ein Chart-Entering auf Platz 23 ist jedenfall schon mal ein guter Anfang. Und beim nächsten „Rhein In Flammen“ seid ihr bitte auch wieder dabei. Ich kann mir keine bessere Band für ein solches Event vorstellen – dazu noch kostenlos fürs Publikum, was will man mehr!? Es steht also (wieder mal) fest: Der Weg zur besten Liveband der Welt führt definitiv über SAGA. Wir sehen uns auf dem Herbst-Teil der „Trust World Tour 2006/2007“! ;-) Im Übrigen: Gunnar hat sein erstes SAGA-Konzert scheinbar auch besser gefallen, als erwartet. Man kann die Jungs live einfach nicht schlecht finden.

PS: Ich hatte in meinem Münster-Bericht auf die nette Merchandise-Verkäuferin hingewiesen. War schon lustig, dass wir sie ca. 500 Meter von meinem Wohnheim entfernt in Bonn auf der Straße gesehen haben, als wir dort mit dem Auto von der Autobahn kamen. Die Band und ihre Crew muss also in unmittelbarer Nähe meiner Bleibe genächtigt haben. Und noch was: Wer sie ebenso attraktiv und reizend fand wie ich, surfe auf www.ashleykurpel.com . Ja, in der Tat, SAGA haben sich ein kanadisches Nachwuchsmodel als Merch-Betreuerin geholt. Sehr feine Entscheidung. Bitte auch für die nächste Tour vormerken! ;-)

Setlist:
– Trust
– That\’s As Far As I\’ll Go
– Wind Him Up
– On The Air
– Keep It Reel
– Drumsolo
– Flyer
– Catwalk
– It’s Your Life
– I’m OK
– Runaway
– You’re Not Alone
– Careful Where You Step
– You And The Night
– Scratching The Surface
– On The Loose
– Don’t Be Late
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– On The Other Side
– Humble Stance

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