Konzertbericht: Saga w/ Subsignal

2010-04-07 Bonn, Brückenforum

„You’re Not Alone“! Oder doch?

Es muss kein schöner Anblick für die fünf Musiker der kanadischen Melodic-Prog-Band SAGA gewesen sein: Als sie am 07. April 2010 die Bühne des Bonner Brückenforums betreten, ist die Halle mit schätzungsweise 250 Konzertbesuchern gerade einmal zu einem Viertel gefüllt. Grund dafür dürfte der neue Sänger Rob Moratti sein, der zwar stimmlich seinem Vorgänger Michael Sadler durchaus gewachsen ist, sich aber durch aufgesetzte amerikanische Freundlichkeit jeder Authentizität beraubt. Das Charisma eines Michael Sadler hat Moratti nicht. Dem überwiegenden Anteil der SAGA-Sympathisanten scheint Michael Sadler leider so wichtig zu sein, dass sie sich SAGA ohne ihn nicht vorstellen können.

Als wenn das Quintett dies selbst wüsste, eröffnet es den Abend sogleich mit einem Fan-Favorit und Mitsinggarant: „You’re Not Alone“. Doch die rechte Stimmung mag nicht aufkommen, der Song verpufft, ohne groß Wirkung im Publikum zu hinterlassen. Daran ändert auch der zwei Songs später nachgeschobene Single-Hit „Wind Him Up“ nicht viel. 2002 begangen SAGA ihr 25. Jubiläum auf dem Bonner Museumsplatz vor 4000 begeisterten Fans, zur Abschiedstour von Michael Sadler vor 2 ½ Jahren feierten über 1000 Anhänger im Brückenforum ihren „Helden“ ein letztes Mal. Jetzt reicht es nur für ein paar Fans, die mittelmäßig motiviert mitklatschen und mitsingen.

Dabei ist die Instrumentalfraktion um Jim Gilmour (Keyboards), Ian Crichton (Gitarre), seinen Bruder Jim (Bass) und Schlagzeuger Brian Doerner top eingespielt und voller Spielfreude. Das bewiesen sie spätestens mit dem siebenminütigen Instrumentalstück „Corkentellis“, in dem es nur so Noten regnete. Im Zentrum der Show stand jedoch das 1983er Erfolgsalbum „Heads Or Tales“, das die Band in Gänze und absolut überzeugend zum Besten gab. Auch Moratti machte hier einen sehr guten Job. Im Anschluss daran brillierte Keyboarder Jim Gilmour mit einer fantastischen Soloversion der epischen Ballade „No Regrets“, die er um ein beeindruckendes Keyboardsolo ergänzte, das zeitweise sogar in jazzigen und klassischen Gefilden wilderte. Den Abschluss des regulären Teils bildeten die beiden unverzichtbaren Nummern „Humble Stance“ und „On The Loose“. Der schlechten Stimmung und den schwachen Besucherzahlen dürfte es zu verdanken sein, dass der Fünfer mit „Don’t Be Late“ nur eine Zugabe spielte und sich das teilweise auf anderen Gigs dargebotene „It Never Ends“ sparte. Immerhin war das Konzert mit guten 105 Minuten eine Viertelstunde länger als die Shows zum ersten Album mit Rob Moratti, „The Human Condition“, im letzten Jahr.

Festzuhalten ist auf jeden Fall, dass die Band mit vollem Einsatz dabei war und ihr kein Vorwurf zu machen ist. Sie agierte musikalisch blitzsauber und druckvoll und kam dabei größtenteils ordentlich abgemischt aus den Boxen. Lediglich die Keyboards hätten ab und zu lauter sein dürfen. Lightshow und Setlist waren ohne Fehl und Tadel – es sollte eine Tour voller Hits werden, und das bekamen die Besucher auch geboten. Wer Material von „The Human Condition“ erwartete, wurde lediglich mit „Step Inside“ vertröstet.

Bleibt letztendlich die Frage, ob und wie die negative Entwicklung der Zuschauerzahlen aufzuhalten ist. Die Entscheidung, ein paar Konzerte mit einem Best Of-Programm zu geben, dürfte nicht die schlechteste Methode sein, um alte Fans von den Qualitäten des neuen Sängers zu überzeugen; doch sie scheint nicht zu fruchten. Wie die Jungs während des Abends mitteilten, planen sie, ein Livealbum auf der aktuellen Tour aufzunehmen. Wenn auch das nicht hilft, können sich die noch verbliebenen SAGA-Fans wohl schon einmal auf den Abschied von ihrer Lieblingsband vorbereiten – oder auf eine Wiederkehr von Michael Sadler. Fest steht: So wenig Besucher wie an diesem Mittwochabend hat die Band auch mit Rob Moratti bei weitem nicht verdient.

Als Supportact bemühten sich SUBSIGNAL um die Gunst des Publikums. Ihre hochmelodische und atmosphärisch dichte Musik lebte von grandiosen Gesangsmelodien und der kristallklaren Stimme von Sänger Arno Menses, doch fehlten der Gruppe energiegeladene Stücke, um das Publikum wirklich anheizen zu können. Unabhängig davon ein musikalisch überaus überzeugender Auftritt mit spitzen Livesound.

Setlist SUBSIGNAL:
(Reihenfolge nicht korrekt)
– The Trick Is To Keep Breathing
– Where Angels Fear To Tread
– The Sea
– Walking With Ghosts
– Paradigm
– To Hope The Road Is Long

Setlist SAGA:
– You’re Not Alone
– Book Of Lies
– Careful Where You Step
– Wind Him Up
– Step Inside
– Corkentellis
– The Flyer
– Cat Walk
– Sound Of Strangers
– The Writing
– Intermission
– Social Orphan
– The Vendetta
– Scratching The Surface
– The Pitchman
– No Regrets
– Keyboard – Solo
– Humble Stance
– On The Loose
– Don’t Be Late

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