Festivalbericht: Summer Breeze Open Air 2019 – Teil 1

13.08.2019 - 15.08.2019 Dinkelsbühl


Das SUMMER BREEZE OPEN AIR geht vom 14. – 17. August 2019 in seine bereits 22. Runde. Nicht nur steht das zweitgrößte Metal-Festival Deutschlands seit jeher für eine hochkarätige Mischung aller Subgenres der harten Musik, sondern beweist Jahr für Jahr, trotz der beachtlichen Größe, seine Fannähe. So wurde beispielsweise im Jahr 2018 wieder eine Zeltbühne installiert sowie der Campsite Circus für die Ficken-Party-Stage eingetauscht, auf der vor allem Underground-Bands auftreten dürfen. Auch das Line-Up betreffend haben Fans immer die Möglichkeit, ihre Wünsche zu äußern, die oft sogar wahrgenommen werden. Da beide Änderungen im Vorjahr auf viel positives Feedback trafen, halten sich die Anpassungen dieses Jahr in Grenzen. Neben kleinen Änderungen bezüglich der Anreise wurde einzig das Programm auf der erwähnten Ficken Party Stage erweitert, wodurch bereits am Dienstag einige Bands das Publikum vor dem offiziellen Startschuss unterhalten dürfen. So pilgern auch 2019 wieder Scharen an Metalheads zum Flugplatz außerhalb des mittelfränkischen Sädtchens Dinkelsbühl, um eine fünftägige Party zu feiern.

Dienstag, 13. August 2019

Für alle Frühanreisenden öffnet das SUMMER BREEZE bereits am Dienstag seine Tore. Jeder, der also eine stressfreie Anreise ohne Druck will, kann ab 10:00 Uhr morgens gemütlich seine Zelte aufschlagen und genüsslich die ersten Bierchen zischen. Dass dieses Jahr die ersten Anreisenden ohne Zeltplatzreservierung auch die nächsten Plätze am Infield erhalten, trifft zudem auf viel Gegenliebe. Auch dank des tollen Festivalwetters, blauer Himmel und angenehme Temperaturen zwischen 20 und 25°C, fördern die positive Stimmung. Die ersten Flunky-Ball-Felder lassen nicht lang auf sich warten, gut gelaunte schwarz gekleidete Menschen streifen über die Felder und aus den Boxen jedes Camps schallt harte Gitarrenmusik mit Geschrei. Der Dienstag des SUMMER BREEZE fühlt sich immer an wie nach Hause zu kommen.

Der guten Laune zuträglich ist darüber hinaus, dass dieses Jahr bereits am Dienstag die ersten Bands spielen dürfen. So können DOUBLE CRUSH SYNDROME, EAT THE GUN, THE NEW DEATH CULT und MORBID ALCOHOLICA auf der Ficken-Party-Stage ihre Songs zum Besten geben und die feierwütigen Festivalbesucher mit Live-Musik versorgen. Fast schon traditionell ist hingegen der Auftritt der Cover-Band TRAGEDY. Die Amerikaner versorgen nun schon im vierten Jahr in Folge das SUMMER BREEZE mit metallischen Interpretationen von Pop-Klassikern wie „Sweet Caroline“ oder „Dancing Queen“. Das neue Konzept des Dienstags kommt dabei insgesamt sehr gut an und schreit danach, fortgeführt zu werden. Ob man den Dienstag nun aber entspannt im Camp verbringt oder sich von den Bands einheizen lässt, das Wichtigste dabei ist, die Stimmung aufzusaugen und sich für die folgenden vier Tage aufzuwärmen. Denn das diesjährige Line-Up wartet mit einigen regelrechten Hochkarätern auf.

Mittwoch, 14. August 2019

Das perfekte Festivalwetter vom Dienstag scheint in der Nacht verschwunden zu sein. Aufgeweckt von Nieselregen quält man sich mit Kater aus dem Zelt und braucht erst Mal einige Minuten um klarzukommen. Die letzte Runde Flunky Ball erweist sich nun doch als weniger schlau, als am Vorabend gedacht. Nach und nach schlüpft einer nach dem anderen aus seinen vier Quadratmetern und der Campingplatz erwacht langsam wieder zum Leben. Und was hilft bei einem Kater auf Festival am besten? Richtig! Das nächste Dosenbier. So dauert es nicht lang, bis man wieder auf Betriebstemperatur ist und den offiziellen Startschuss in Form der BLASMUSIK ILLENSCHWANG kaum noch abwarten kann. Passend zum Auftakt um 15:00 Uhr kriecht auch die Sonne wieder hinter den Wolken hervor und die sympathische Blaskapelle aus dem Nachbardorf Dinkelsbühls spielt vor frenetisch jubelnden Metallern die ersten Töne auf der T-Stage. Ganz traditionell teilt sich im Anschluss der Mittwoch auf dem Infield in zwei Bühnen auf: Auf der T-Stage findet der Nuclear-Blast-Labeltag statt, auf der Wera-Tool-Rebel-Stage der Riot Of The Underground. Zusätzlich dazu dürfen weitere Underground-Bands die Ficken-Party-Stage auf der Campsite bespielen.

Nachdem ENDSEEKER den Riot Of The Underground eröffnen durften, steigt mit NAILED TO OBSCURITY auch die erste Metalband auf die T-Stage. Die Ostfriesen liefern dabei gleich zu Beginn des SUMMER BREEZE einen ordentlichen Auftritt ab. Zwar ist es kein leichtes Unterfangen, in der prallen Sonne atmosphärischen Melo-Death an den Mann zu bringen, dennoch sieht man auf dem bereits gut gefüllten Infield immer mehr Haare durch die Luft schwingen. Während die einen für die kommenden Tage ihren Nacken eingrooven, lauschen andere gespannt mit geschlossenen Augen dem sechs Songs starken Set. Obwohl NAILED TO OBSCURITY in den späten Stunden besser aufgehoben wären, liefern sie einen grundsoliden Auftakt ab, der die Vorfreude auf die kommenden Stunden und Tage noch mehr anheizt. (SD)

Als vierte Band des Tages dürfen LOATHE auf der Wera-Tool-Rebel-Stage die Menge einheizen. Und wenn das einer kann, dann die energiegeladenen Jungs aus Liverpool. Schon vom ersten Ton an bildet sich bereits eine kleine, aber willige Fangemeinde der fünf Briten heraus. Trotz Soundproblemen und einem noch zurückhaltenden Publikum beim Opener, dem beim BREEZE noch unveröffentlichten „Gored“, gelingt es LOATHE, deftig für Stimmung zu sorgen. Aufgrund der auf den Nachmittag gelegten Stagetime wirkt das Bühnenkonzept mit den zwei aufgestellten, mit Schwarz-Weiß-Filmen bespielten Monitoren etwas deplatziert und erzeugt leider nicht die gewünschte Atmosphäre, wie bei ihren Clubshows. Nichtsdestotrotz liefern LOATHE einen guten Auftritt ab und werden sogar mit einer frühen Wall Of Death belohnt. (KS)


DEATH ANGEL
haben zu Beginn ihres Auftritts mit einem eher zurückhaltenden Publikum zu kämpfen. Agil und voller Spielfreude lässt sich die Band davon aber nicht beirren. Der Fokus liegt auf den Werken der frühen 2000er bis zum letzten Album „Humanicide“, von denen aufgrund der kürzeren Spielzeit nur ein Song pro Album gespielt wird. Mit „The Ultra-Violence“ folgt dann sogar ein Teil des Instrumental-Stücks. Bei einer Spielzeit von 45 Minuten, die zu knapp bemessen ist, hätte man sich aber auch für einen anderen Song entscheiden können. Schlussendlich ein guter Auftakt für Thrash-Fans, der gebührend gefeiert wird. (CP)

  1. Thrown To The Wolves
  2. Claws In So Deep
  3. Voracious Souls
  4. The Moth
  5. The Dream Calls For Blood
  6. The Ultra Violence
  7. The Pack
  8. Humanicide

Nach dem ordentlichen Abriss von Loathe, treten im Anschluss INGESTED auf die Wera-Tool-Rebel-Stage und schaffen es nicht nur, gekonnt an deren Power anzuknüpfen, sondern sogar noch einen drauf zu setzen. Wer bei Loathe noch etwas zaghaft dem Auftritt gelauscht hatte, kann spätestens bei dem brutalen Deathcore von INGESTED nicht mehr still stehen. Gerade Fans der an den nächsten Tagen auftretenden Decapitated und Thy Art Is Murder haben dabei allen Grund zu feiern und sich für die anstehenden Tage warm zu pogen. (KS)


Die Schweden von SOILWORK haben nun zur besten Zeit einige Fans vor die T-Stage gelockt. Der neueste Output „Verkligheten“ wird in der Setlist natürlich am meisten bedacht. Auch hier kann die Band aufgrund der Spielzeit nicht noch andere Kracher unterbringen. Die Göteborger sind trotzdem bester Laune, was sich auch auf die vorderen Reihen überträgt. Die Fans verausgaben sich mit viel Freude in den Moshpits und hieven etliche Crowdsurfer in die Höhe. Der Sound lässt zwar an manchen Stellen zu wünschen übrig und die Skandinavier hatten auch schon stärkere Auftritte – insgesamt überwiegt aber doch das Positive. „Stålfågel“ wurde als neuer Schlussakt ausgewählt und sorgt dabei für einen hymnischen und tollen Abschluss.

  1. Arrival
  2. Like The Average Stalker
  3. Nerve
  4. Full Moon Shoals
  5. The Living Infinite I
  6. The Nurturing Glance
  7. The Akuma Afterglow
  8. Drowning With Silence
  9. The Phantom
  10. The Ride Majestic
  11. Stabbing The Drama
  12. Stålfågel


HYPOCRISY
haben sich auf dem Summer Breeze seit 2014 nicht mehr blicken lassen. Gleich zu Beginn wird ein Klassiker der Marke „Fractured Millenium“ aufgefahren und weitere sollten innerhalb der Stunde Stagetime noch folgen. Viele Überraschungen in der Setlist, geschweige denn einen neuen Song, bekommt man allerdings nicht zu Ohren. Sobald aber „Eraser“ angestimmt wird, sind wohl alle Melodic-Death-Fans ganz verzückt. Und auch das Schluss-Trio um „Warpath“, „The Final Chapter“ und natürlich „Roswell 47“, sorgt für absolut ausgelassene Stimmung und einen wirklich sehr guten Gig von den Mannen um Peter Tägtgren. Gerne könnten sie sich wieder auf eine Headliner-Tour begeben. (CP)

  1. Fractured Millenium
  2. Valley Of The Damned
  3. End Of Disclosure
  4. Adjusting The Sun
  5. Eraser
  6. Pleasure Of Molestation (Medley)
  7. Fire In The Sky
  8. Carved Up
  9. Warpath
  10. Final Chapter
  11. Roswell 47

Dunkelheit heißt auf dem SUMMER BREEZE, dass Zeit für Atmosphäre und Black Metal ist. So steht am Mittwochabend die Ficken-Party-Stage ganz im Zeichen der schwarzmetallischen Musik. Die südbadischen THRON um Ex-Fear-My-Thoughts-Gitarrist Patrick Hagmann dürfen dabei den Anfang machen. Ihre Mischung aus wüster Raserei und einem guten Händchen für atmosphärische Parts trifft dabei auf viel Gegenliebe aus dem Publikum. Das bis auf den Opener „Purified In Fire“ vom zweiten Album „Abysmal“ dominierte Set leidet jedoch durchweg darunter, dass die Rhythmus-Gitarre nur optisch auf der Bühne vertreten ist. So wird der tolle Auftritt leider durch technische Schwierigkeiten etwas getrübt.

Auch die im Anschluss auftretenden ANOMALIE sollten nicht vor den Soundproblemen bewahrt bleiben. Als die Instrumente nach dem vom Band laufenden Intro einsetzen, klingt alles, als hätten Gutalax ein volles Toi-Toi geschüttelt und den Inhalt auf der Bühne verteilt. So gehen die drei Gitarren während des Openers „Towards The Sun“ neben dem alles übertönenden Schlagzeug und Gesang komplett unter. Zum großen Glück der Österreicher ist der Soundmann rechtzeitig zum zweiten Song aus seinem Tiefschlaf aufgewacht: Der melodische Black Metal kann sich endlich in all seinen Facetten entfalten und jagt dem Publikum in Zusammenspiel mit dem mystischen Bühnenbild und sterilen Licht einen angenehmen Schauer über den Rücken. Bemerkenswert ist dabei, dass sich das Sextett von allen Anfangsschwierigkeiten nicht aus dem Konzept bringen lässt und mit einem druckvollen und atmosphärischen Auftritt doch noch für das Highlight des ersten Tages sorgt. (SD)

Donnerstag 15. August 2019

Während am Mittwoch das SUMMER BREEZE ausschließlich den campenden Gästen die Tore zum Infield öffnet, ist der Donnerstag der Startschuss für Tagesgäste. Im Zuge dessen wird auch der Weg zur Main Stage freigegeben, die dieses Jahr von der Crossover-Band IRON REAGAN eingeweiht werden darf. Der erste Headliner des SUMMER BREEZE 2019 wird dabei am späten Abend Tobias Sammet’s AVANTASIA sein. Zuvor stehen jedoch noch eine ganze Menge weiterer Hochkaräter auf dem Programm.

Um 14:20 treten MUSTASCH auf die T-Stage und liefern in gewohnt schwedischer Manier einen sauberen Auftritt ab. Von Hard Rock über Heavy Metal bis Rock ’n’ Roll ist alles vertreten und bietet sich daher hervorragend für den frühen Live-Musik Einklang des dritten Tages an. Die Göteborger machen dabei so Laune, dass man gar nicht weiß, ob die Coolness in der Luft der Musik oder der Attitüde des Sängers Ralf Gyllenhammer geschuldet ist. Musikalisch, technisch wie auch mit ihrer Performance liefern MUSTASCH einen soliden Auftritt ab und machen Bock auf den anstehenden Tag. (KS)


Bei AVATAR gibt es dann schon massig Betrieb vor der Hauptbühne. Sänger Eckerström zeichnet sich durch seine tolle Bühnenpräsenz aus, zudem glänzt er noch mit fließendem Deutsch, da seine Mutter wohl aus Gelsenkirchen stammt. Die Spielfreude und die gute Laune, die sie auf der Bühne verbreiten, steckt schnell an. Der Sound der Band offenbart eine schöne Mischung aus verschiedenen Genres, auch teilweise fernab vom Metal. Die optische Erscheinung der Band mit den Kostümen und Uniformen zeigt aber auch, dass sich AVATAR nicht ganz so ernst nehmen. Womöglich bekommt man hier einen potenziellen Festival-Headliner der Zukunft zu sehen – man darf gespannt sein. (CP)

  1. Hail The Apocalypse
  2. A Statue Of The King
  3. Paint Me Red
  4. Bloody Angel
  5. The Eagle Has Landed
  6. Get In Line
  7. Let It Burn
  8. Tsar Bombar
  9. The King Welcomes You To Avatar Country
  10. Smells Like A Freak Show

Fernab vom ganzen Infield-Trubel laden im Anschluss BRYMIR zu ihrem ersten Auftritt in Deutschland auf die Ficken-Party-Stage. „Glorious Extreme Metal“, wie die Finnen ihre Musikrichtung selbst definieren, beschreibt deren Performance sehr zutreffend. Am prägendsten sind die Folk-Metal-Elemente, welche mit ihren packenden, nicht zu übertriebenen Symphonien den Hörer ins tiefste Finnland versetzen. BRYMIRs Folk-/Technical-/Melodic-Death-Metal findet großen Anklang in der Crowd und lässt somit nur auf weitere Deutschland-Besuche hoffen. (KS)

Nachdem Ingested und Hypocrisy am Vortrag die anwesenden Death-Metal-Jünger einheizen konnten, übernehmen DECAPITATED am Donnerstag die Aufgabe, allen den Kater aus den Knochen zu schütteln, oder besser gesagt, zu knüppeln. Denn die Polen gehen gewohnt brachial zu Werke und sorgen mit ihrem Technical Death Metal für reichlich Bewegung vor der Bühne. So stehen am frühen Nachmittag Circle Pits und Headbanging an der Tagesordnung. Mit dem Titeltrack „Winds Of Creation“ ihres Debütalbums verabschieden sich DECAPITATED nach einer Dreiviertelstunde und lassen ein verschwitztes, aber glückliches Publikum zurück.


Doch für Durchschnaufen bleibt nur wenig Zeit, denn eine halbe Stunde später betreten die Norweger KVELERTAK die Bretter der Main Stage. Nach dem Sängerwechsel im Vorjahr dürften viele der Anwesenden gespannt gewesen sein, wie sich Ivar Nikolaisen in den bandgewordenen Wahnsinn eingliedern würde – und wurden nicht enttäuscht. Denn der Frontmann entpuppt sich ebenso als Rampensau, wie die restliche Band und weiß zudem auch stimmlich zu überzeugen. Fällt das Mitsingen bei den norwegischen Texten zwar schwer, ist dafür jedoch für ausreichend schweißtreibende Bewegung vor der Bühne gesorgt. Doch spätestens beim Gassenhauer „Mjød“ brechen auch die sprachlichen Barrieren und das Publikum grölt fröhlich mit. Die unverkennbare Mischung aus Hardcore, Black Metal und Rock ’n‘ Roll zündet von der ersten bis zur letzten Sekunde, sodass einem selbst die Stunde Spielzeit wie ein Wimpernschlag vorkommt. Nur eine Frage kommt zum Ende der Show doch auf: Haben die Fans oder die Band selbst mehr Crowdsurfs während des Auftritts hinlegen können? (SD)

  1. Åpenbaring
  2. Bruane Brenn
  3. Nekroskop
  4. 1985
  5. Evig Vandrar
  6. Fossegrim
  7. Offernatt
  8. Blodtørst
  9. Berserkr
  10. Mjød
  11. Månelyst
  12. Kvelertak
  13. Utrydd Dei Svake

Ab 18 Uhr gelingt GET THE SHOT das, wovon jede Band wohl träumt: Niemand schafft es unbeeindruckt an der kleinen Wera-Tool-Rebel-Stage vorbeizugehen. Gut beobachtbar verfällt jeder, der sich den Hardcore-Klängen nähert in einen Zeitlupengang und wird von den Kanadiern wie Motten vom Licht angezogen. GET THE SHOT verwöhnen mit einem gewaltigen Live-Auftritt und bilden somit nicht nur eine Überraschung auf dem diesjährigen SUMMER BREEZE, sondern dürften auch mit einer größeren Fanbase nach Hause zurückkehren. (KS)

Die Stunde schlägt nun für die Thrash-Metal-Heroen von TESTAMENT. Bei etwas schlechterem Wetter sind die Jungs aber gut aufgelegt und sorgen für einen weiteren umjubelten Auftritt auf dem SUMMER BREEZE. Die Setlist lässt keine großen Wünsche offen und neben Klassikern wie „Over The Wall“ oder „Into The Pit“, legen sie zum Abschluss mit „The Formation Of Damnation“ noch einen Highspeed-Kracher hin. Chuck Billy‘s Luftgitarrenspiel mit seiner Mikrofonstange zu begutachten, ist ebenso immer wieder sehenswert. So bleibt am Ende nur zu sagen, dass TESTAMENT keineswegs für Enttäuschung sorgen. (CP)

Zeit zum Ausruhen sollte es heute erst zu späterer Stunde geben, denn mit UNEARTH knüpfen gleich die nächsten Moshpit-Garanten an die Auftritte der vorigen Bands an – und dies, obwohl ihr gesamtes Equipment bei der Anreise abhanden gekommen ist. Mit geliehenen Instrumenten und Verstärkern geht es für die beliebten Old-School-Metalcoreler also auf die T-Stage. Die mit ausgewogen alten und neuen Songs versehene Setlist, trifft dabei genau den Nerv der Fans. So ist das kleine Abendtief des Publikums schnell überwunden und Trevor Phipps, Ken Susi & Co. können sich über viel Zuspruch aus der Menge erfreuen. Mit dem tollen „One With The Sun“ und dem Bandklassiker „My Will Be Done“ heizen die Amerikaner zum Ende das Publikum nochmals richtig ein, bevor sie mit „The Great Dividers“ ihren Auftritt gekonnt abschließen. So lässt sich wieder einmal feststellen, dass schlechte Auftritte in Verbindung mit UNEARTH ein Fremdwort sind. (SD)


Obwohl OF MICE & MEN in eine der fiesesten Überschneidungen des diesjährigen SUMMER BREEZE verwickelt sind, nämlich zeitgleich mit niemand geringerem als der Melo-Death-Institution In Flames, tummelt sich pünktlich zu Beginn um 20:30 eine beachtliche Menge vor der T-Stage. Der gewaltige Zudrang mag besonders den drei neuen, kürzlich erschienenen Singles geschuldet sein, die die Jungs aus Kalifornien nun endgültig vom Stempel einer Teenie-Girl-Band befreien konnten. Somit ist eine Eskalation vorprogrammiert, wenn OF MICE & MEN nach dem Opener „Warzone“ einem die drei neuen Songs direkt am Stück um die Ohren hauen. Spätestens ab dem Zeitpunkt trauert kein zwiegespaltener Fan mehr In Flames hinterher. Die Meute frisst ihnen aus der Hand und Sänger Aaron Pauley liefert sowohl die Songs seit seiner Übernahme am Mic, als auch jene aus den früheren Schaffensphasen in Perfektion ab. Mit dieser Performance liefern OF MICE & MEN einen der besten Metalcore-Auftritte des diesjährigen SUMMER BREEZE ab. (KS)

  1. Warzone
  2. Mushroom Cloud
  3. Earth & Sky
  4. How To Survive
  5. Unbreakable
  6. Bones Exposed
  7. Instincts
  8. Pain
  9. You Make Me Sick
  10. The Depths


Auf IN FLAMES warten viele, gerade jüngere Fans wohl sehnsüchtig. Dichtes Gedränge ist in der ersten Reihe angesagt und zusätzlich eine immense Zahl an Crowdsurfer, fast über die gesamte Spieldauer. Die älteren Anhänger dürfen sich zumindest über die seltenen Ausnahmen aus der Vergangenheit, wie das geniale „Colony“ freuen. Natürlich macht eine Band wie IN FLAMES einen routinierten Eindruck und auch der Sound drückt recht ordentlich. Dennoch gehen die Herren um Sänger Anders Fridén einen Tick zu routiniert vor. Was bleibt, ist eine solide Show mit einer recht abwechslungsreichen Setlist, bei der aber in der Mitte doch zu viele ruhigere Songs zu einer gewissen Langatmigkeit beitragen.

  1. Voices
  2. Everything’s Gone
  3. Pinball Map
  4. Where The Dead Ships Dwell
  5. Call My Name
  6. Monsters In The Ballroom
  7. All For Me
  8. (This Is Our) House
  9. Deep Inside
  10. Here Until Forever
  11. The Chosen Pessimist
  12. Leeches
  13. Burn
  14. Colony
  15. The Truth
  16. I Am Above
  17. Cloud Connected
  18. The Mirror’s Truth
  19. The End


AVANTASIA
sorgen im Anschluss wieder für etwas Kontrastprogramm am Donnerstag. Mastermind Tobias Sammet hat genug launige Ansagen und Geschichten für die zahlreichen Zuschauer parat, die wohl genau wissen was sie erwartet. Gescherzt wird dabei auch über die relativ zeitgleich spielenden DEICIDE, ob denn auf der T-Stage bei dem Krach gerade ein ICE verunglückt. Im Gepäck hat der Hesse für seine knapp zweistündige Show Größen wie unter anderem Ex-Queensrÿche Sänger Geoff Tate. Ein Highlight stellt dabei der rund zwölf-minütige Kracher „Let The Storm Descend Upon You“ dar, bei dem Kollege Jorn Lande für stimmliche Höhenflüge sorgt. Unter den Sängern und Sängerinnen entbrennt ein abwechslungsreicher Wettstreit, wer nun die besten Stimmleistungen abliefert. So geht mit den Band-Klassikern „Lost in Space“ und „Sign Of The Cross“ eine durchaus ansehnliche und mitreißende Darbietung zu Ende, abseits vom üblichen extremen Metal-Programm auf den anderen Bühnen. (CP)

  1. Ghost In The Moon
  2. Book Of Shallows
  3. The Scarecrow
  4. Lucifer
  5. Reach Out For The Light
  6. Alchemy
  7. Invincible
  8. The Story Ain’t Over
  9. Dying For An Angel
  10. Twisted Mind
  11. Let The Storm Descend Upon You
  12. Mystery Of A Blood Red Rose
  13. Lost In Space
  14. Sign Of The Cross / The Seven Angels

Nach dem Chaos, das Of Mice & Men gerade noch veranstaltet hatten, ist es endlich Zeit für eine Verschnaufpause. Diese kommt in Form der amerikanischen Prog-Metal-Truppe THE CONTORTIONIST daher, die gerade erst ihre neue EP „Our Bones“ veröffentlicht hat. Die atmosphärischen, mit Djent-Elementen gespickten Gitarren bilden dabei mit Michael Lessards engelsgleicher Stimme eine wundervolle Symbiose. Dass das Sextett jedoch nicht nur auf Wohlfühlatmosphäre ausgerichtet ist, beweisen sie mit ihren älteren Songs, auf denen Lessard mit seinen giftigen Shouts auch andere Saiten aufziehen kann. Selbiges hätte Gitarrist Robby Baca höchstwahrscheinlich am liebsten wortwörtlich genommen bzw. gleich sein gesamtes Equipment ausgetauscht. Als hätten Unearth das zuvor ausgeliehene Werkzeug beschädigt zurückgegeben, fällt der Lead-Gitarrist ab dem dritten Song komplett aus und versucht verzweifelt, die Technik wieder zum Laufen zu bringen. Obwohl ihm dies nicht mehr gelingt, vollbringt der Rest der Band mit seiner Professionalität das fast Unmögliche: Selbst ohne Baca gelingt es THE CONTORTIONIST, einen überzeugenden Auftritt abzuliefern.

  1. Clairvoyant
  2. Flourish
  3. Language I – Intuition
  4. Reimagined
  5. Early Grave
  6. Return To Earth

Von den immer wiederkehrenden Soundproblemen bleiben DEICIDE im Anschluss Gott sei Dank (oder sollte man hier lieber Satan sagen?) verschont. Denn alles, was noch nicht volltrunken auf dem Acker liegt oder sich für eine kleine Erholung hingesetzt hat, wird von den Old-School-Deathern gnadenlos niedergewalzt. Mit einer Setlist, die die gesamten 30 Jahre Bandgeschichte abdeckt, dürfen sich alte wie neue Fans von den blasphemischen Ergüssen der vier Mannen aus Florida berieseln lassen. So kann das Publikum nicht nur froh sein, dass die Band rechtzeitig zum Auftritt erschienen ist (auf dem Brutal Assault hatten sie aufgrund eines verpassten Fluges absagen müssen), sondern darf sich auch an der Qualität der Truppe erfreuen.

  1. Dead By Dawn
  2. When Satan Rules His Worls
  3. Scars Of The Crucifix
  4. They Are The Children Of The Underworld
  5. Once Upon The Cross
  6. Serpents Of The Light
  7. Seal The Tomb Below
  8. Oblivious To Evil
  9. Dead But Dreaming
  10. Trifixion
  11. Excommunicated
  12. In The Minds Of Evil
  13. Kill The Christian
  14. Sacrificial Suicide
  15. Homage For Satan

Mit „Ethic Of Radicale Finitude“ (Metal1.info-Album des Monats Februar 2019) haben DOWNFALL OF GAIA zu Beginn des Jahres das beste Album ihrer bisherigen Bandgeschichte veröffentlicht und legen dementsprechend während der 45 Minuten Spielzeit den Fokus auf ihr neuestes Werk. Einzig „Woe“ vom Vorgänger „Atrophy“ ersetzt „As Our Bones Break To The Dance“ und verhindert dadurch, dass die Post-/Sludge-/Black-Metaller ihre aktuelle Platte in ganzer Länge spielen. Dies hindert sie jedoch nicht daran, die zahlreiche Zuschauerzahl mit ihrem beeindruckenden Fingerspitzengefühl für Atmosphäre in Trance zu versetzen. Die brachialen Riffs dröhnen aus den Boxen, werden von fragilen Melodien durchbrochen, bevor doomige Passagen den Untergang der Erde einzuleiten scheinen. Doch wie bei den meisten atmosphärischen Bands des diesjährigen SUMMER BREEZE bisher, bleiben auch DOWNFALL OF GAIA nicht von Soundproblemen verschont – diesmal jedoch von einer anderen Bühne. Denn die gleichzeitig spielenden Meshuggah haben so viel Wumms hinter den Kesseln, dass gerade die atmosphärischen Parts von den scheppernden Riffs und Double-Bass der Main Stage infiltriert werden. Nichtsdestotrotz sorgt die deutsch-amerikanische Truppe für ein großes Highlight des Tages und hinterlässt ein durchweg entspanntes Publikum in die ganz späten Abendstunden. (SD)

  1. Seduced By…
  2. The Grotesque Illusion Of Being
  3. We Persue The Serpent Of Time
  4. Woe
  5. Guided Through A Starless Night
  6. Of Withering Violet Leaves


Von dieser Band möchte man einfach überrollt werden. Die Erwartungen und die Vorfreude war besonders groß, als MESHUGGAH im letztjährigen Adventskalender bestätigt wurden. Zwar ist das Infield zu Beginn der Show noch nicht allzu voll, dies sollte sich aber im Laufe des Sets wesentlich ändern.  MESHUGGAH setzen natürlich auch hier neben ihren rhythmisch-vertrackten Trademarks auf ihre dynamische Lasershow. Per Nilsson von Scar Symmetry entpuppt sich auch als passende Vertretung für den eigentlichen Gitarristen Fredrik Thordendal. Die Setlist bietet Material aus fünf Alben der Schweden. Damit bewaffnet ist es ein leichtes für die Band, eine mit der passenden Atmosphäre untermalte Sogwirkung aufzubauen. Bei einem Großteil der Fans heiß erwartet, ist sicherlich der Klassiker „Bleed“. Scheinbar schleichen sich auch mitten im Song ein oder zwei Spielfehler der Gitarristen ein. Dies zeigt im Endeffekt aber auf, dass die Schweden doch ganz normale Menschen sind. (CP)

  1. Pravus
  2. Born In Dissonance
  3. The Hurt
  4. Rational Gaze
  5. Future Breed Machine
  6. Stengah
  7. Straws Pulled At Random
  8. Clockworks
  9. Lethargica
  10. Bleed
  11. Demiurge

All diejenigen, die es bis 1:25 auf dem Infield ausgehalten oder sich um die späte Uhrzeit noch einmal aufgerappelt haben, werden mit den verzaubernd schönen Klängen CASPIANs belohnt. Auf die drückende, gitarrenlastige Musik trifft zartes Glockenspiel und lässt den Hörer träumen. Wenn dabei das Bühnenbild nicht so schön wäre, könnte man zudem beinahe dahinschlummern. Einzig allein „Arcs Of Command“, der dritte und schnellste der fünf Songs, reißt einen wieder aus der Trance und lenkt die Aufmerksamkeit auf die tolle Lichtkulisse, die perfekt auf die Setlist abgestimmt ist. Mit den letzten Klängen von „Castles High, Marble Bright“ entlassen die amerikanischen Post-Rocker die Menge zum Einschlafen ins Zelt bzw. ein letztes Mal zur T-Stage und beweisen, dass auch instrumentale Musik ein Highlight sein kann. (KS)

  1. Wildblood
  2. Malacoda
  3. Rioseco
  4. Arcs Of Command
  5. Castles High, Marble Bright

Sich nach den Auftritten von Downfall Of Gaia und Caspian für das bandgewordene Chaos in Form von ANAAL NATHRAKH in Stimmung zu bringen, gleicht einer echten Mammutaufgabe – und doch hat eine ganze Menge Hartgesottener ihre müden Kadaver ein letztes Mal am heutigen Tage vor die T-Stage geschleppt. Ohne Songwriter Mick Kenney, dafür aber mit einer ordentlichen Portion Hass betreten die Briten um 02:15 Uhr die Bretter. Sänger Dave Hunt, der unter dem Synonym V.I.T.R.I.O.L. auftritt, grunzt, kreischt und kotzt sich zu später Stunde die Seele aus dem Leib, dass sogar vor der Bühne seine Energie aufgenommen wird und sich zumindest noch ein kleiner Moshpit bildet. Die überwiegend mit Songs der neuesten drei Alben gestaltete Setlist trifft dabei genau den Nerv der Wachgebliebenen und ballert mit zur Musik zwar passendem, dennoch leicht nervigem, matschigen Sound aus den Verstärkern. Neben ein paar Gags liefert der gut gelaunte Frontmann zwischen den Songs einen Abgesang auf die britische Regierung, verliert dabei jedoch nie den Fokus auf die Musik. Mit dem Klassiker „The Joystream“ entlassen ANAAL NATHRAKH ihre Fans schlussendlich in die wohl verdiente Stille nach einem ereignisreichen und harten Donnerstag. (SD)

  1. Obscene As Cancer
  2. Monstrum In Animo
  3. Depravity Favours The Bold
  4. Forward!
  5. Hold Your Children Close And Pray For Oblivion
  6. In The Constellation Of The Black Widow
  7. Bellum Omnium Contra Omnes
  8. Forging Towards The Sunset
  9. The Joystream

Nach zwei sehr intensiven Tagen mit einigen musikalischen Highlights können sich die SUMMER-BREEZE-Besucher bereits äußerst zufrieden geben. Die 22. Ausgabe hält bislang, was das vielversprechende Line-Up erwarten lässt. So ist die Freude über die bisherigen Auftritte riesig, die Vorfreude auf die anstehenden Tage jedoch noch größer.

Weiter zu Teil 2 …

Publiziert am von Silas Dietrich und Kristina Susec

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