Konzertbericht: Sylvaine w/ Osi And The Jupiter

06.06.2025 München, Backstage (Club)

Bekannt wurde die Musikerin SYLVAINE vor allem mit ihren Post-Black-Metal-Alben – zuvor (und auch zuletzt wieder) veröffentlichte die in Frankreich lebende Norwegerin aber auch sehr ruhige, folkig angehauchte Songs. Mit diesen im Gepäck kommt SYLVAINE nun auf ihrer Solotour nach München, wo sie mit Band zuletzt auf dem Dark Easter Metal Meeting 2024 in der gesteckt vollen Backstage Halle eine gefeierte Metal-Performance abliefern konnte.

Das Konzept der aktuellen Konzertreise stößt auf weniger Gegenliebe – vielleicht auch, weil die Tickets mit 36 € (für zwei Bands) nicht eben billig sind und an diesem Freitag in München wie auch überregional mit den ersten Sommerfestivals viele Events um das Metal-Publikum buhlen.

Mit rund 120 Fans ist der Backstage Club aber zumindest angemessen gefüllt – und so schade es für die beiden Bands ist, dass nicht mehr Leute gekommen sind, so positiv wirkt sich diese Selektion auf die Stimmung aus: Wer hier und heute anwesend ist, weiß genau, warum er oder sie gekommen ist – und verhält sich entsprechend respektvoll: Schon während des Sets von OSI AND THE JUPITER könnte man, wäre da nicht die Musik, im Publikum die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören. Nach den Songs wiederum gibt es Jubel, der hörbar von Herzen kommt.

So wird schon das Trio aus Ohio um Sean Kratz durchweg positiv aufgenommen, wennschon der „Nordic Ritual Folk“ der Band nicht wirklich abwechslungsreich daherkommt: Über 45 Minuten hinweg bearbeitet er, begleitet von Bass und Cello, leider recht monoton die Akustikgitarre. Ein paarmal bricht der Gesang in etwas rauere Gefilde aus, und gibt den Stücken damit etwas mehr Dynamik, ansonsten bleibt es ruhig. Für einen lauen Sommerabend mag das die richtige Hintergrundbeschallung sein, die Live-Darbietung hingegen wirkt nicht wirklich fesselnd.

  1. Fjörgyn
  2. Cedar And Sage
  3. Snake Healer
  4. Unto These Hills
  5. Appalachia
  6. Mountain Shamanism
  7. Craft
  8. Lurking Beneath The Pine
  9. Folk Of The Woods
  10. Nutshell
  11. Baldur

Um kurz nach 21:00 Uhr kommt SYLVAINE auf die Bühne – allein. Bei einer Solotour ist das natürlich nicht weiter überraschend, und doch ringt einem Respekt ab, wie sie nur von etwas Backing-Track unterstützt mit glasklarer Stimme das norwegische Traditional „Dagsens Auga Sloknar Ut“ darbietet. Sodann greift SYLVAINE für ihren Song „Fortapt“ von „Nova“ zur Gitarre – auf der sie später etwa auch den Titeltrack ihres Debüt-Albums „Silent Chamber, Noisy Heart“ von 2014 darbietet. Damit ist die Vielseitigkeit des Sets nur ansatzweise beschrieben: Denn zwischen norwegischen Folk-Nummern und gitarrenbegleitetem Dark-Pop im Stil früher ALCEST lässt SYLVAINE zudem Post-Metal-Einflüsse durchklingen, etwa in einem fast drone-doomigen und rein instrumental gehaltenen Interlude.

Das puristische Settting aus lediglich einem mit ein paar Rankgewächsen verzierten Vorhang als Backdrop und SYLVAINE als Solokünstlerin, deren weissblondes Haar sie tatsächlich wie auf dem Tourplakat wie ein Wasserfall umfließt, geht voll auf: 75 Minuten vergehen so schnell, dass Fans wie Künstlerin am Ende die Worte fehlen. Kompensiert wird das durch lauten Jubel und tief empfundene Dankbarkeit – auf, wie vor der Bühne.

01. Dagsens Auga Sloknar Ut (Traditional-Cover)
02. Fortapt
03. Mørklagt
04. Eg Veit I Himmelrik Ei Borg (Traditional-Cover)
05. Silent Chamber, Noisy Heart
06. Nowhere, Still Somewhere
07. I Close My Eyes So I Can See
08. Restless (40-Watt-Sun-Cover)
09. Interlude
10. L’appel Du Vide
11. Eg Er Framand (Traditional-Cover)

In der Metal-Szene mag SYLVAINE mit ihrem Post-Black-Metal besser ankommen – über die Szenegrenzen hinaus hätte sie mit diesem Programm aber eigentlich weit mehr Aufmerksamkeit verdient. Aber was nicht ist, kann ja noch kommen: Dass SYLVAINE 2026 mit EIVØR durch Australien und Neuseeland touren darf, ist jedenfalls nur folgerichtig.

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