Konzertbericht: The Baseballs

30.10.2011 Tonhalle, München

Bühne frei für eine musikalische Rückblende: Die mit der Tolle sind wieder da! THE BASEBALLS luden am 30. Oktober 2011 in der ausverkauften Tonhalle zum Rock’n’Roll-Rendezvous. Sam, Basti und Digger lernten sich nach eigener Aussage in der Gemeinschaftsküche eines Berliner Proberaumkomplexes kennen – ein glücklicher Zufall, denn bereits seit 2008 sind die drei Musiker bei Warner unter Vertrag. Das Ergebnis: Bis dato schlugen zwei Alben der Newcomer erfolgreich in den Top 10 ein. In München folgte nun die bunte Live-Petticoat-Sause im großen Stile, musste das Konzert wegen des großen Ticketansturms sogar von der Muffat- in die Tonhalle verlegt werden.

Dabei waren die Voraussetzungen im Osten Münchens alles andere als perfekt: Der Sound geriet überwiegend durchschnittlich, die Location beinahe zu voll. Wer nicht in den ersten Reihen stand, sah wenig und konnte bestenfalls zwischen Stahlpfosten und anderen Hindernissen hindurch die gesamte Bühne erahnen. Dank der drei charmanten Sänger mit dem scheinbar angeborenen Hüftschwung machte die Show trotzdem Spaß und das Tanzbein wippte beinahe automatisch, vorzugsweise im Takt. Das Trio hatte mit Retro-Mikros in der Hand und im erprobten Dick Brave-Look sichtlich Rhythmus im Blut, selbst wenn ihre Tanzschritte im Rock/Pop-Gewand der flotten 60er nicht immer ganz synchron gerieten. Aber auch damals nahm man es bekanntlich mit vielem nicht so genau.

Eine Anleitung zum Auflockern der Stimmung zwischen den eigentlichen Songs hatten sich die gestriegelten Herren von Boppin‘ B geholt: So wurden regelmäßig selbstbetitelte „blöde Spiele“ eingestreut, die sich meist auf rhythmisches Klatschen und kleinere Tanzbewegungen beschränkten. Vor „Let’s Get Loud“ überraschten THE BASEBALLS mit einem kurzen und sehr gelungenen Ausflug zu „Hit The Road, Jack“, bei dem das bunt gemischte Publikum spontan textlich einstimmte, obwohl die Band zunächst nur einen Klatschrhythmus vorgab. Dies alles sorgte für Stimmung, wenngleich ein gewisser Pegel nie überschritten wurde, egal ob die modernen Elvis-Versionen gerade mit ihrem Aussehen oder ihrer Musik kokettierten.

Mit Stehschlagzeug und Kontrabass sowie später einen großen Leuchtschrift im Hintergrund klauten THE BASEBALLS wie auf ihren beiden Alben alles zusammen, was nicht beat- und nagelfest war: Ganz egal, ob Pop oder Rap – alles wurde verrockt und verrollt. Von Robbie Williams Welthit „Angels“ über Britney Spears bis hin zu Roxette und Uncle Kracker – irgendwann konnte jeder mitsingen, wahlweise laut im Kollektiv oder leise individuell. Warum sich allerdings ausgerechnet Katy Perry für gleiche mehrere Coverversionen anbot, blieb ein Geheimnis, ebenso wie die Songauswahl insgesamt. Stimmungstechnisch und textlich passte nämlich nicht jedes Original zum schmissigen Coverkonzept. So gerieten u.a. „Torn“ von Nathalia Imbruglia und „Follow Me“ von Uncle Kracker für Liebhaber der Originale zu sehr fragwürdigen Gute-Laune-Nummern. Da hätten sich weitere Eigenkompositionen angeboten. So blieb es bei einer einzigen selbst geschrieben Nummer der Baseballs, die sich absolut hören lassen konnte. Im Akustikblock wirkten wiederum die insgesamt sechs Stimmen an einem Mikro erstaunlich dünn, besonders bei „Hard Not To Cry“.

Richtig gut wurde es dafür immer, wenn die drei Sänger kurz von der Bühne verschwanden und ihre Live-Band in den Vordergrund trat. Diese spielten sich bei diversen Soli und Instrumentalparts beinahe die Seele aus dem Leib. Für Genreliebhaber ein durchaus gewohntes Bild, für die jugendliche Chartgeneration ein besonderes Livererlebnis, wenn beispielsweise ein Keyboard nur mit den Füßen gespielt wird. Erwartungsgemäß wurde die Show gegen Ende immer weiter gesteigert, bis es schließlich mit Rihannas „Umbrella“ den letzten Coverhit gab und mit einem unspektakulären „Born This Way“ von Lady Gaga der Abend endete.

Wirklich überraschend und innovativ war zwar keines der Arrangements, doch wohldosiert hört man sie gerne, die Hits mit Schmitz.

Setliste:
No Diggity
Hello
Bitch
Angels
I Don’t Feel Like Dancin‘
I Do
I’m Not A Girl (Not Yet A Woman)
Torn
Candy Shop
The Look
Instrumental Session
Hard Not To Cry (akustisch)
California Girls (akustisch)
Let’s Get Loud
Follow Me
Tik Tok
Drum Solo
Hot’n’Cold
Chasing Cars
I’m Yours

Piano Solo
Never Ever
You Can Leave Your Hat On
Quit Playing Games With My Heart
Umbrella
Born This Way

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