Konzertbericht: The Casualties w/ Total Chaos

21.07.2016 München, Feierwerk (Hansa39)

Casualties Total Chaos

Bei „Punk-Legenden“ denkt man zunächst zwar eher an die Ramones, die Pistols oder vielleicht noch Bands vom Schlage von The Exploited. Dennoch sind die beiden Bands, die derzeit gemeinsam Europas Konzerthallen unsicher machen, auch nicht weit von diesem Status entfernt: Sowohl die 1989 gegründeten TOTAL CHAOS um Fronter und SOS-Records-Mitbegründer Rob Chaos als auch die seit 1990 bestehenden THE CASUALTIES gehören heute zu den Urgesteinen der Szene.

TotalChaos-Klein-05Dass Punkrock nicht erst auf der Bühne anfängt, beweisen TOTAL CHAOS schon mit ihrer stilechten Ankunft um 20:15, eine knappe Viertelstunde also vor dem angesetzten Showbeginn, im standesgemäßen Uralt-Van. So dauert es nach dem Begrüßen der deutschen Verwandschaft, entladen des Busses und Aufbauen des Equipments doch noch bis 21:00, bevor dem bereits erfreulich zahlreich erschienenen Publikum die ersten Power-Akkorde um die Ohren gehauen werden. Zwar sind die Reaktionen auf die für Punker ungewöhnlich düster gewandeten Rocker aus Los Angeles, zunächst eher verhalten. Mit seinen bemühten Ansagen in brüchigem Deutsch vermag Rob jedoch im Verlaufe der 40-minütigen Show sogar noch ein paar mehr als die obligatorisch moshenden Nachwuchs-Punker ins Getümmel vor der Bühne zu locken. Obwohl nur zu viert und mit nur einer Gitarre, geben TOTAL CHAOS kräftig Gas. Das taugt dann sogar Mutti, die sich – sichtlich stolz – im Pit vor ihrem Sohnemann, TOTAL-CHAOS-Gitarriste Shawn Smash, ablichten lässt. Respekt!

TheCasualties-Klein-04Als Jorege Herrara, Fronter von THE CASUALTIES, die Show damit beginnt, sich ein Bier ins Gesicht zu schütten, ist bereits klar, wie der Hase läuft: Bis zur ersten Bierdusche im Publikum dauert es nicht mehr all zu lang, und nicht nur der Temperaturen wegen ist diese eine echte Erfrischung – frei nach dem Motto: Punks not dead – it just smells like it. So richtig erfüllt das Publikum dieses Klischee jedoch gar nicht: CASUALTIES-Gitarrist Jake Kolatis ist mit seinem perfekt gestyleten Irokesen nicht nur auf der Bühne der letzte Mohikaner, was klassisches Punk-Outfit angeht – auch auf der Fan-Seite sieht man kaum Nieten, gefärbte Haare und was nicht alles zum klassischen Szene-Look gehört.

TheCasualties-Klein-06Zumindest, was das szenetypische Verhalten angeht, lassen sich die Münchner heute jedoch nicht lumpen: Wilde Mosphits, Stagediver und Wahnsinnige, die sich von Herrara zu allerlei Unsinn anstacheln lassen, gibt es genug: Als der Fronter den „Chicken Fight“ ausruft, wird kurzerhand huckepack gemoshed (mäßig erfolgreich), als Gitarrist Rick Lopez mehr Stagediver fordert, kommen die Jungs und Mädels vor der Bühne dieser Bitte gerne nach – und auch sonst ist die Bühne oftmals Tummelplatz fürs Volk: Sei es, weil die Band alle auffordert, auf die Bühne zu kommen und auf Kommando ins Publikum zu laufen, oder um beim finalen „We Are All We Have“ den Gesang zu übernehmen, während sich der sympathische CASUALTIES-Fronter den Wahnsinn vom Bühnenrand aus ansieht.

Dass nach einer guten Stunde ohne Zugabe Schluss ist, dürfte niemanden unglücklich stimmen: Die Kräfte sind aufgezehrt, das Bier ausgeschwitzt und der Schweiß mit neuem Bier abgewaschen – mehr kann man sich von einem Hardcore-Punk-Konzert eigentlich nicht erhoffen.TheCasualties-Klein-01

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