Konzertbericht: Tim Vantol w/ Tigeryouth

05.12.2013 München, Hansa 39

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Es gibt sie noch, diese spontanen Entdeckungen auf Festivals, die einen als Fan zurücklassen. So geschehen bei der Münchner Ausgabe des Monster-Bash-Festivals im Mai diesen Jahres: Nachdem bereits einige Highlights gefeiert wurden, machte ich mich auf den Weg in das Kesselhaus, um mir das Konzert des mir bis dahin vollkommen unbekannten TIM VANTOL anzusehen. In Erwartung eines Singer/Songwriter-Konzerts wurde ich Zeuge einer Folkpunkshow in Bandbesetzung, die mich hinsichtlich Leidenschaft und Energie sprachlos zurückließ. Selbstverständlich war der Besuch des Solo-Konzerts im Dezember, welches mit der Unterstützung von TIGERYOUTH stattfinden sollte, schon seit dem Zeitpunkt der Ankündigung Pflicht.
Dass zum angekündigten Konzertbeginn im Hansa 39 lediglich um die 20 Personen anwesend sind, verspricht zunächst nichts Gutes – eine halbe Stunde später ist die Zuschauerzahl jedoch bereits deutlich angewachsen.

TigeryouthLeider nähert sich das Publikum bis auf mich und einen weiteren Zuschauer beim Auftritt von TIGERYOUTH der Bühne nicht wesentlich an und verbleibt in einem in Richtung Ende der Halle tendierenden Halbkreis, sodass der Musiker auf die akustischen Reaktionen angewiesen ist, welche allerdings das ganze Konzert über sehr warmherzig ausfallen. Musikalisch bewegt sich TIGERYOUTH zwischen Künstlern wie ClickClickDecker und Senore Matze Rossi, indem er seine teils schnellen, teils langsamen, dabei immer melodischen Akustikgitarrensongs mit heiserem, oft auch geschrienen Gesang und deutschsprachigen Texten begleitet. Inhaltlich werden hier in altbekannter Manier persönliche Geschichten verhandelt. Dabei ist der Musiker, der sich immer wieder überschwänglich beim Publikum und Tim Vantol bedankt, unglaublich sympathisch, sodass die 40 Minuten Spielzeit wie im Flug vergehen. Seine Ankündigung, sich seine Lieder auf der Bandcamp-Seite anzuhören, welche er auf kleine Zettelchen am Merch gelegt hat, verdeutlicht die offene Art von TIGERYOUTH noch einmal.

Tim VantolNach einer kurzen Pause – das Präfix „Umbau-“ ist hier in Anbetracht einer bis auf Mikrophon und Gitarre komplett leeren Bühne nicht angebracht – betritt schließlich TIM VANTOL die Bühne, was nun auch den Rest des Publikums animiert, sich näher an diese zu begeben. Dass die Zuschauerzahl in der Zwischenzeit auf ein bisschen über hundert Personen angewachsen ist, lässt eine heimelige Atmosphäre im Hansa 39 aufkommen. Ohne eine lange Begrüßung legt TIM direkt mit einer leicht überarbeiteten Version von „What It Takes“ von seinem aktuellen Album „If We Go Down, We Will Go Together los“ und zeigt sofort, dass ein Musiker alleine mit seiner Gitarre genau so viel Energie wie eine ganze Band erzeugen kann. Die Songs wirken in ihren reduzierten Versionen keinen Deut schwächer als mit Bandunterstützung. Das Publikum ist von der ersten Sekunde an dabei, alte sowie neue Songtexte werden gen Bühne gebrüllt, wippende und tänzelnde Menschen freuen sich über die ehrlichen, direkten und sympathischen Texte des holländischen Musikers. Dieser bedankt sich immer wieder für den Zuspruch und ist ehrlich beeindruckt von der Kulisse, da die restliche Tour scheinbar in wesentlich kleineren Locations und geringer besucht stattfand.

Tim Vantol 2Die englischen Ansagen und die Interaktion mit dem Publikum klappen an diesem Abend wie aus dem Bilderbuch. Als es schließlich so weit wäre und TIM VANTOL den ‚letzten‘ Song spielen würde, schlägt er den Anwesenden vor, auf das Zugabe-Ritual zu verzichten, will dafür aber dann auch keine Zugaberufe nach dem allerletzten Song hören. Bedauernde Laute aus dem Publikum sorgen schließlich dafür, dass ein lachender Musiker seinen ‚letzten‘ Song ankündigt und danach von der Bühne verschwindet. Nach einer schier endlosen Wartezeit kommt TIM schließlich zurück und lässt verlauten, dass sich die Anwesenden das selber zuzuschreiben hätten und er eigentlich noch länger warten wollte. Nachdem er das a capella Stück „Before It All Ends“ mit Unterstützung des Publikums gesungen hat, folgt mit „If We Go Down, We Will Go Together!“ schließlich das Highlight des Abends. Nachdem der Beteiligung im Hansa 39 absolut großartig ist, holt TIM schließlich seinen Roadie auf die Bühne und lässt das Publikum den letzten Refrain alleine singen und dabei ein Video für seine Eltern drehen. Anschließend daran springt TIM gemeinsam mit Tigeryouth – der das ganze Konzert über in der ersten Reihe stand – zwischen die Zuschauer und liefert als tatsächlichen Abschluss mit diesem zusammen eine begeisternde Unplugged-Cover-Version von „Wagon Wheel“ von Old Crow Medicine Show.

Was soll man sagen? Besser und intimer könnte man einen Konzertabend wohl kaum gestalten. Zwei grundsympathische Musiker, ein begeisterungsfähiges Publikum, einfache, dabei stets großartige und vor allem ehrliche Musik: Sicherlich eines der Konzerthighlights des Jahres.

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