Konzertbericht: Vader w/ Melechesh, Sterbhaus, Wild

15.04.2013 München, Backstage (Halle)


Zwei Tage ist es erst her, dass Hypocrisy den Münchnern in der nahezu ausverkauften Backstage-Halle kräftig eingeheizten. Unter dem Banner „Back To The Black II“ gastieren nun VADER, MELECHESH, STERBHAUS und W.I.L.D. in ebendieser Location – allein, die Rahmenbedingungen könnten verschiedener nicht sein: Warm ist es heute zwar auch, allerdings einzig des sonnigen Wetters, nicht einer etwaigen Menschenmenge wegen. Denn wem nach dem ersten Arbeitstag der Woche überhaupt noch danach war, das Haus zu verlassen, scheint sich für den gemütlichen Sonnenplatz und gegen den verschwitzten Club entschieden haben – wem könnte man das nach diesem „Frühling“ auch verdenken.


Zu spüren bekommen das zunächst einmal die Franzosen von W.I.L.D., welche pünktlich um 19:00 auf die Bretter geschickt werden – stehen hier doch zum Konzertbeginn mehr Leute auf als vor der Bühne. Mit eiserner Konsequenz stellen sich W.I.L.D. ihrem Schicksal und geben, trotz der beschämend mageren Kulisse, alles. Zumindest die paar Leute, die zu diesem Zeitpunkt bereits in die Halle gefunden haben oder sich im Laufe der halbstündigen Show noch einfinden, scheinen an der Mischung aus (Brutal) Death und Thrash jedoch Gefallen zu finden. So ist der Applaus, den die Truppe nach Ablauf ihrer dreißig minütigen Spielzeit bekommt, zwar kein tosender, zumindest jedoch ein ehrlicher, wohlwollender und hart erarbeiteter Applaus.


Nach nur einer Viertelstunde Umbaupause sind auch schon die Schweden von STERBHAUS an der Reihe, das zahlenmäßig mittlerweile etwas angewachsene Publikum zu bespaßen. Nun mag Spaß nicht unbedingt die erste Assoziation mit einer Black-Metal-Band sein – allein, hier passt der Begriff tatsächlich. Denn trotz Corpsepaint macht die Band keinen Hehl daraus, dass sie sich prächtig amüsiert: Vor allem Sänger und Bassist Marcus Hammarström bedankt sich sympathisch lachend mehrfach herzlich für den Support und verschenkt am Ende des Gigs sogar noch ein Bandshirt an einen tapferen Erste-Reihe-Headbanger. Auch musikalisch wissen die Herren aus Stockholm zu gefallen. Denn auch, wenn die Mischung aus Death-, Extreme- und Black-Metal nicht unbedingt als „außergewöhnlich“ zu bezeichnen ist, machen STERBHAUS ihre Sache doch sehr gut und können so mit einem überzeugenden Gig punkten. Dass zudem auch der Sound sehr differenziert aus den Boxen schallt, rundet den Auftritt gelungen ab.


Als nächstes sind die aus Israel stammenden Niederländer MELECHESH an der Reihe. Seit ihrem 2006er Durchbruchs-Album „Emissaries“ hatte ich die Band etwas aus den Augen verloren – nicht zuletzt, da der Nachfolger („The Epigenesis“, 2010) für meine Begriffe doch recht langweilig ausgefallen war. Dennoch ist mir die Band stets als starke Live-Band in Erinnerung geblieben – und wird diesem Ruf auch heute gerecht. Zwar liegt auf der Stimme von Bandkopf Melechesh Ashmedi etwas arg viel Hall, so dass man sich bisweilen an Gorgoroth aus den 90ern erinnert fühlt, ansonsten liefern MELECHESH jedoch eine rundum überzeugende Show ab, deren Höhepunkte natürlich die Hits „Rebirth Of Nemesis“ und „Ladders To Sumeria“ darstellen. Ohne große Showeffekte oder sonstiges Brimborium präsentiert sich die Band heute in Bestform – und wird dafür mit für die immernoch relativ mäßige Besucherzahl erfreulich lautem Applaus belohnt, als nach einer knappen Dreiviertelstunde schließlich Schluss ist und der Umbau für den Headliner vorgenommen wird.


Als dieser um viertel vor Zehn die Bühne betritt, hat sich das Backstage nochmal etwas gefüllt, so dass die Halle nun zumindest auf den ersten Blick halbwegs voll wirkt. Und auch, wenn der Begrüßungsapplaus sicher nicht der lauteste ist, den VADER auf dieser Tour zu hören bekommen haben, wirkt das Quartett alles andere als enttäuscht, als es die Bühne betritt und das Set mit „Sothis“ eröffnet. Es folgt mit „The Wrath“ ein weiterer Klassiker, bevor man zum Hauptthema des heutigen Abends kommt – ist der Tourtitel „Back To The Black“ doch nicht zufällig gewählt: Auf dem Programm steht, neben der „Sothis“-MCD von 1994, die Darbietung des kompletten „Black To The Blind“-Albums aus dem Jahre 1997. Wieso die Band, ohne ein Jubiläum oder dergleichen, ausgerechnet diese beiden Werke auserwählt hat, ist nicht ganz nachvollziehbar, gehören doch beide nicht unbedingt zu den meistgelobten Klassikern aus dem Hause VADER – garantiert zumindest aber ein Set voller Songs, die man sonst eher selten zu hören bekommt.
So finden sich mit „Welcome To The Morbid Reich“ und „Come And See My Sacrifice“ lediglich zwei Stücke des aktuellen Outputs im Set wieder – von den Vorgängern aus den letzten Jahren gar überhaupt keine Nummer. Was für Die-Hard-Fans großartig sein mag, ist für den gewöhnlichen Fan nicht nur von Vorteil. Zum einen, weil es ja gerade auf dem aktuellen Album, mit welchem VADER bislang nicht in München zu Gast waren, doch einige Hits gibt, die man gerne gehört hätte, zum anderen, weil es bei längst aus dem Standard-Set genommenen Songs ja immer auch einen Grund hat, warum sie sich nicht zu Live-Klassikern entwickelt haben.
Doch wo eine solche Spezial-Show bei anderen Bands gerne auch mal in die Hose geht und sich Langeweile breit macht, weiß VADER-Chef Peter das Publikum trotz des nicht unbedingt Hitüberladenen Sets über die volle Spielzeit hinweg bei der Stange zu halten – nicht zuletzt durch einige sympathische Ansagen in fast akzentfreiem Deutsch. Spätestens, als die Band als letzte Zugabe Slayers „Hell Awaits“ kraftvoller und fetter darbietet, als man den Song im Original je zu hören bekommen hat, ist klar: VADER können machen und spielen, was sie wollen – das Live-Erlebnis ist den Konzertbesuch jedes Mal aufs neue Wert.

Setlist VADER:
— Hymn To The Ancient Ones (Intro)
01. Sothis
02. The Wrath
03. Fractal Light
04. Heading For Internal Darkness
05. The Innermost Ambience
06. Carnal
07. True Names
08. Beast Raping
09. Return To The Morbid Reich
10. Reborn In Flames
11. Foetus God
12. The Red Passage
13. Distant Dream
14. Come And See My Sacrifice
15. Black To The Blind

16. Dark Age
17. Vision And The Voice

18. Hell Awaits (Slayer-Cover)
— Imperial March (Outro)

Montage sind traditionell nicht unbedingt die idealen Konzerttermine – wenn diese dann auch noch zu den ersten sonnigen Tagen im Jahr gehören, könnte wohl selbst das fetteste Bandpackage die Münchner nicht davon abhalten, erst einmal in den Biergarten zu gehen. Dass sich zu guter Letzt doch noch eine respektable Publikumsmenge im Backstage eingefunden hat, spricht da doppelt für die Qualität der Band. Und auch, wenn der ein oder andere Hit im Set von VADER gefehlt hat – am Ende wurden die Konzertbesucher mit einer mitreißenden, intensiven Show belohnt.
Und noch ein Lob muss an dieser Stelle ausgesprochen werden: Viel fanfreundlicher als 15€ (+ Gebühren) für die Tickets im Vorverkauf sowie Shirts am Merchandise könnte Preispolitik kaum gemacht werden.

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