Konzertbericht: Vampillia w/ Violent Magic Orchestra (VMO)

15.04.2018 München, Feierwerk (Sunny Red)

Während sich manche europäische Band gerne rar macht und bestenfalls alle zwei bis drei Jahre auf Tour geht, lassen die Japaner von VAMPILLIA ihre Fans nicht so lange warten: Nur anderthalb Jahre nach ihrer letzten Show in München ist die Band wieder im Feierwerk zu Gast – diesmal jedoch nicht im Orange House, sondern dem deutlich kleineren Sunny Red. Wie schon 2016 fungiert auch diesmal das Nebenprojekt VIOLENT MAGIC ORCHESTRA alias VMO als Support.

Hinter halbtransparenten Gazevorhängen, die zugleich als Leinwand für eine Videoinstallation dienen, beginnen VMO um viertel nach neun ihre Show. War die Show beim letzten Mal eine einzige Reizüberflutung aus Techno-Beats, extremer Lichtshow und ausrastenden Musikern, geben sich VMO heute zunächst erstaunlich ruhig: Um typisch japanische Post-Rock-Gitarren ergänzt, klingen die Beats trotz des wilden Geschreis des Duos aus Fronter メイヘム: (auch Vampillia) und Sängerin ザスター deutlich melodischer als erwartet. Ganz auf Chaos verzichten VMO heute aber natürlich nicht: Gerade, als man zu glauben beginnt, dass der Vorhang zum Showkonzept gehört, reißen VMO die Gazebahnen herunter. Dass das Sunny Red über keine Bühne verfügt, passt da gut ins Konzept: So nutzen die Japaner im Folgenden den Platz im mit knapp 30 Gästen leider nicht all zu gut gefüllten Zuschauerraum für ihre wilde Performance gleich mit: メイヘム: und ザスター wirbeln durchs Publikum, winden sich auf dem Boden und quälen sich durch das gesamte Spektrum der menschlichen Stimme.

Wer dachte, damit bereits alles gesehen zu haben, kennt VAMPILLIA noch nicht: Um Schlagzeug, Geige und Piano erweitert, bietet die Band ein noch breiteres stilistisches Spektrum als das Violent Magic Orchestra: Von ruhigen, melancholischen Passagen, in denen gerade die Geigerin durch enorme Virtuosität auszeichnet, bis hin zu extremem Metal mit zwei Zerrgitarren, den VMO-Fronter メイヘム: mit seinem bei dieser Show leider etwas zu leise abgemischten Geschrei begleitet, findet im VAMPILLIA-Kosmos alles seinen Platz. Während sich メイヘム: verausgabt, ist das Publikum kaum zu einem Kopfnicken – geschweige denn mehr Bewegung oder Interaktion – zu bewegen. Mag das auf die Band auch befremdlich wirken, ist es gewiss kein Zeichen von Ablehung: Nach den regulären 40 Minuten klatschen die mittlerweile immerhin rund 50 Zuschauer so lange, bis VAMPILLIA ihre Instrumente für einen weiteren Song nochmals umschnallen.

Mehr noch als beim letzten Mal ist der heutige Konzertabend ein Event für all jene, die noch im Underground sehr tief nach Schätzen graben: Wer jedoch durch Zufall (oder weil er die Bands schon vorher kannte) über den Veranstaltungstipp gestolpert ist, bekommt für faire 15 Euro zwei Ausnahmebands, die allen Fans experimenteller, post-rockig angehauchter Klänge musikalisch noch viel Neues, live aber vor allem zwei mitreißende Shows zu bieten haben.

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