Festivalbericht: With Full Force 2005

01.07.2005 Flugplatz Roitzschjora

FREITAG

Nachdem Destiny um 15 Uhr auf der Tentstage im Zelt den Startschuss gaben, begann das Festival eine halbe Stunde später mit den Berlinern SPAWN auch auf der Hauptbühne. Die legten auch gleich ohne Gnade los und heizten dem im leichten Regen schon zahlreich versammelten Publikum schon ziemlich gut ein. Ihr brutaler technischer Death Metal wird dazu noch in einem hervorragend druckvollem Sound präsentiert, wie man ihn selten auf Festivals geboten bekommt, vor allem zu Beginn. Die Spielfreude merkte man der relativ jungen Band immer an, die Gitarristen und die Bassistin bangten ohne Unterlass und der Sänger kommt mit seiner Stimme teilweise in tiefere Regionen als man es vom Kollegen Fisher kennt. Leider spielten Spawn nicht „Fear The Just Revenge“, mit dem wir die Band kennen gelernt haben, doch die restliche halbe Stunde bot genug hochklassiges wütendes Geprügel, welches schon ein paar Hand voll Leute zum Dauerbangen animierte. Die Norddeutschen dürften hier einige neue Fans dazu gewonnen haben.
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Nachdem dann die Death Metal Terroristen aus Berlin von der Bühne waren stürzte eine Band Jugendlicher die Bühne. Zu meiner Verwunderung war es die nächste Band namens EXTREME NOISE TERROR. Die sechs alteingesessenen Grindcore-Freaks waren Mitbegründer jenes Genres, zusammen mit Napalm Death und Drummer Mick Harris spielte auch schon für die Napalmtoten. Aber kommen wir zum Auftritt, denn der blieb recht positiv in meinem Kopf zurück. Klasse Performance von den beiden Sängern die zwischen Screams und Growls variierten und dem Zuschauer nie eine ruhige Minute boten. Es gab nichtmal das typische Up-Tempo Gebolze sondern auch viele Mid-Tempo Parts die eine Genugtuung für das bangende Publikum war. Für die zweite Band an diesem Tag kamen doch recht gute Reaktionen vom Publikum und auch mir gefiel ihr Gig ausserordentlich gut.
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Gegen 18 Uhr standen dann endlich OBITUARY auf dem Plan. Wir kämpften uns relativ weit nach vorne und hatten gute Sicht zur Bühne. Die Death Metal-Pioniere aus Florida starteten ohne John Tardy auf der Stage mit „Redneck Stomp“, dem Intro des neuen Albums „Frozen In Time“. Als dieses ausklang lief Tardy unter tosendem Jubel auf die Bühne und es ging gleich weiter mit dem nächsten Song. Die Band strahlt live heute sehr viel Spielspaß und Freude an der Sache aus. Sie rissen das Publium gut mit und die Haare flogen auf und ab. Offenbar hatten sich sehr viele der Anwesenden den neuen Promotrack „Insane“ heruntergeladen. Hierbei ging es gut zur Sache und der Song sitzt live wirklich klasse. Vom neuen Album wurden zudem noch „Back In Time“, „Denied“ und „Stand Alone“ gespielt. Wer die Gelegenheit hat, dieses Jahr Obituary auf ihrer Comeback-Tour zu sehen sollte sich das als Death Metal-Anhänger nicht entgehen lassen.
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Mit KILLSWITCH ENGAGE wartete eine weitere relativ große Band um 20 Uhr auf der Mainstage. Auf dem Full Force sollte ich diese junge, charismatische Band das erste Mal sehen und war dementsprechend überrascht, wie professionell die Amerikaner auf der Bühne agieren. Besonders Gitarrist und Szene-Kaiser Adam Dutkiewics strahlt sehr viel Chrisma aus. Die Band hatte sehr viel Spaß vor dieser Menge zu spielen und spielte ihr Programm vorrangig ohne Beachtung des ersten selbstbetitelten Albums. Viel mehr wurden die Songs aus „Alive Or Just Breathing“ und natürlich dem jüngsten Werk „End Of Heartache“ gespielt. Als Songs sind hier „Rose Of Sharyn“, „End Of Heartache“, „A Bid Farewell“, „World Ablaze“ und zum Schluss das „Alive Or Just Breathing“-Doppelpack „Life To Lifeless“ und „My Last Serenade“ zu nennen. Killswitch Engage sind definitiv Festival-Headliner von morgen, wenn sie so weitermachen, wie man es gewohnt ist. Die Band zog neben den Metalcore-Anhängern ebenso die Metalheads und alle schienen schier begeistert von dieser frischen Truppe.
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Auch wenn man sie schon des öfteren gesehen hat, ist es immer wieder eine Freude und ein Erlebnis. Auf dem Full Force konnte ich IN FLAMES bereits zum vierten mal live bewundern. Das schöne an In Flames-Konzerten ist unter anderem ja auch, dass man nie wirklich weiß, was denn gespielt wird, denn die Playlist verändert sich ständig. Zu Beginn wurden mit „Cloud Connected“ und „Pinball Map“ gesetzt, um dem Publikum ordentlich einzuheizen. Mit „Touch Of Red“, „The Quiet Place“ und dem abschließenden „My Sweet Shadow” wurden diesmal auch nur drei Stücke der aktuellen Platte gespielt, was ich nicht verkehrt fand. Dafür war Platz für die ein oder andere kleine Überraschung, mit „Graveland“ oder „Scorn“ hätte ich heute nun wirklich nicht gerechnet. Vom kommenden Album „Come Clarity“ präsentierten sie auch schon einen neuen Song, der unglaublich heftig und schnell war und absolut überzeugen konnte. Der Höhepunkt des heutigen Konzertes war aber wohl „Trigger“, bei dem der gesamte Platz lautstark mitgesungen hat und damit absolute Gänsehautstimmung verursachte. Über die Bühnenshow lässt sich wieder mal nicht klagen. Anders Frieden ging wie immer heftig ab, dazu kamen noch etliche Pyro- und Feuereffekte, die das ganze noch zusätzlich aufwerteten. Leider hatten In Flames nur eine Stunde Spielzeit, doch diese eine Stunde war pure Magie und ein weiterer genialer Auftritt dieser grandiosen Band.
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Nach den mächtigen IN FLAMES wartete die proppevoll gefüllte Konzert-Area auf allmighty SLAYER. Diese betraten emotions- und regungslos unter dem „God Hates Us All“-Intro „Darkness Of Christ“, gefolgt von „Disciple“ die Bühne und legten mächtig los. Zuletzt hatte ich mit Slayer mehr oder minder das Vergnügen beim Wacken 2003. Dort sah man die Band zwar, aber hören konnte man nur die nicht enden wollenden „lauter, lauter!“-Rufe. Beim Force sollte dies allerdings nicht so werden und Slayer spielten einen grundsoliden Gig, kommunizierten allerdings etwas wenig mit dem Publikum. Festzuhalten bleibt, dass Slayer trotz vieler negativer Livekritiken die gewisse „Black Magic“ ausstrahlen sobald Tom Araya und Co. auf der Bühne stehen. Dieser sieht mit seinem neuerlichen Vollbart nicht mehr nach dem freundlichen John Travolta-Bruder aus, sondern wie ein fieser Räuber Hotzenplotz der Neuzeit. An Songs fehlten mir die Live-Dauerbrenner „Bloodline“ und „Hell Awaits“. Ansonsten waren alle großen Songs vertreten, ob diese nun „Angel Of Death“, „Postmortem“, Raining Blood“ oder „South Of Heaven“ heißen. Relativ harmlos sah von außen der Moshpit aus, so dass wir wohlen Gewissens zwei Mal über die Menge surfen konnten um von der arg ruppigen Security an den Haaren herausgezogen werden zu können.
Die Security war meines Erachtens einer wenigen Minuspunkte des Festivals. Zwei mal haben wir es mitbekommen, wie sie crowdsurfende Fans brutal aus der Menge zogen und nach einem unbeabsichtigten Tritt ins Gesicht mit nach hinten hinter die Absperrung zogen. Was hier passierte wird sich nun jeder denken können und sollte lieber nicht gefilmt werden…
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Anschließend wartete die begehrte Knüppelnacht im Zelt und UNLEASHED enterten bei ausverkauftem Haus die Bühne. Trotz des sehr sympathischen Auftretens der Band misfällt mir mehr und mehr das ewige „Death Metal Warriors“-Gerede der Schweden, die sich gerne als einzig true Death Metal Band betitelt. Musikalisch gibt es bei Unleashed aber nach wie vor nichts zu makeln. Mit „To Asgard We Fly“, „I Don’t Want To Be Born“ oder „Winterland“ wurden neue Songs ebenso wie Klassiker früherer Tage gespielt.
GORGOROTH überraschten mich anschließend sehr, da ich nur ihre mehr oder weniger ernstzunehmende EP namens „The Last Tormentor“ kenne. Auf dieser EP sind zwei Livesongs drauf, die jeder Hobbymusiker vermutlich in einer akzeptableren Qualität zusammenbringen würde. In Der Knüppelnacht hatten die Schwarzmetaller allerdings einen wirklich beeindruckenden Sound und knüppelten was das Zeug hielt. Hut ab, das war ein bärenstarker Auftritt der Norweger!
Weiter machten die holländischen Death Metaller GOD DETHRONED, die größtenteils Songs der letzten Platte „Lair Of The White Worm“ spielten. Auch diese Band hatte einen enorm druckvollen Sound im Zelt und absolvierten einen aggressiven Gig mit Riffgewitter vom allergefeinsten! Das neue Album sitzt sehr gut in der Liveumsetzung und einziger Kritikpunkt ist das Auslassen der Kracher „Into The Lungs Of Hell“ und „Soul Sweaper“ der Vorgängerscheibe.
Über CARPATHIAN FOREST kann ich nicht allzu viel sagen, da ein Kaffee um kurz vor 3 Uhr nachts zwingend erforderlich war. Dass die Norweger live eine wirklich starke Truppe sind dürfte allen Fans bekannt sein und so legten sie auch hier wieder einen hasserfüllten Auftritt hin.
Mein Höhepunkt der Knüppelnacht hieß eindeutig ILLDISPOSED. Neben dem klasse Liveprogramm sind es vor allem die Ansagen des dauerstrammen Sängers Bo Summer, die diese verrückten Dänen so unheimlich sehenswert und sympathisch machen. Zeit für ein kleines Zitat aus den vollständig deutschsprachigen Ansprachen Summers: „Wir können nur acht Lied spielen, weil ‚Behemüt‘ warten und wir sie nicht lang warten lassen wollen. Behemüt sind gut und wir sind nur besoffen“. Den letzten Teil hatte er mit einer Betonung versehen, als wäre er kurz vorm Heulen. Einfach nur genial! Die Songauswahl war sehr zufriedenstellend auch wenn ich den Vorzeigekracher „When You Scream“ des letzten Albums vermisste. „Now We’re History“ und „Still Sane“ waren neben „Dark“ sicherlich die Höhepunkte der Show. Bo Summer erreicht zum Teil Stimmlagen, die man einfach nur als unmenschlich bezeichnen kann. Neben hohen Screams grunzt er teilweise tief, dass Größen wie Cannibal Corpse dagegen wie ein Kinderchor erscheinen. Wer Illdisposed zu Gesicht bekommen kann – machen!
Als Headliner der Knüppelnacht stand die aktuelle Speerspitze des technischen Death Metals auf dem Plan. BEHEMOTH kamen weißbemalt auf die Bühne und Drummer Inferno brachte schon beim Soundcheck der Doublebass-Anlage die Audienz zum Schwärmen. Was die Polen live bieten ist ein absoluter Wahnsinn. Die „Demigod“ wurde stark beworben und auch ältere Songs wurden präsentiert. Großartige Show! (a)

SAMSTAG

Einer von meinen zwei Highlights am Festivalsamstag waren die kanadischen Blastmeister KATAKLYSM. Trotz brüllender Hitze über Dunkeldeutschland ging es ab dem ersten Song, „Bound In Chains“, richtig gut los und alle Freunde zügigen Death Metals erreichten ihren musikalischen Orgasmus. Die Mannen um Maurizio Iacono geizten nicht an Tempo und brachten die Meute ordentlich in Wallung. Natürlich waren es die Klassiker wie „In Shadows And Dust“ oder auch „Manipulator Of Souls“ die neben neueren Stücken wie „Serenity In Fire“ oder „As I Slither“ am besten ankamen. Zudem feuerten die „Northern Hyperblaster“ mit „Face The Face Of War“ eine absolute Festivallivepremiere ab, die vom Publikum gebührend gewürdigt wurde. Zusätzlich stellte man einen Song des Anfang 2006 erscheinenden Albums mit Arbeitstitel „In The Arms Of Devastation“ vor, der durch Melodielinien ebenso glänzte wie durch gewohnte Brachialkraft.
(a)

Am zweiten Festivaltag waren es EKTOMORF welche die Menge zusammentrieben und zum Ausrasten brachten. Zu Songs wie „I Know Them“, „Show Your Fist“, „Instinct“ oder „Destroy“ wurde vor der Mainstage wohl am stärksten gemosht und gehüpft. Diese Party zog sich von der ersten Reihe bis ganz nach hinten. Ektomorf bringt zu egal welcher Uhrzeit die Masse mehr in Fahrt, als kaum eine andere Band. Ihr Sound kommt bestens an und Ektomorf steht Großes bevor!
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Im Hardbowl stand gegen 20 Uhr eine Band an, auf die ich mich im Vorfeld überaus gefreut habe – Die mächtigen KASSIERER! Wer eine Show voller niveaulosem und stumpfem Spaß und einfach nur Bescheuertheit erwartet, wird auf jeden Fall nicht enttäuscht, genau wie alle anderen Anwesenden, denn das Zelt tobte. Nach zwei oder drei Intros, die wohl um die 10 Minuten verschlungen haben und dem Publikum lautstarke Kassierer-Schreie und Jubelrufe entlockten, legten die durchgeknallten Männer los. Neben unverzichtbaren Quasi-Hits wie „Sex mit dem Sozialarbeiter“, „Besoffen sein“, „Das schlimmste ist wenn das Bier alle ist“, „Großes Glied“ oder das abschließende „U.F.O.“, welches den Sachsen als „Ü.F.Ö.“ gewidmet wurde wurden auch die kürzeren und eher speziellen Stücke wie die „Stinkmösenpolka“, den „Klargesang einer Katze“ oder „Warum ich immer so traurig bin“ zum Besten gegeben, letzteres sogar gleich dreimal hintereinander. Die anfänglichen „Ausziehen“-Rufe des Publikums ließen nach dem „Ihr dürft euch gerne alle ausziehen, da hab ich kein Problem damit“-Konter des Sängers nicht lange auf, ähm, Erfolg warten, bis der Frontmann die Hose runterließ. Der war an diesem Abend auch der König der genial schlecht-lustigen Ansagen und war am Ende des Konzerts so besoffen, dass er mal gegen den Mikrofonständer torkelte und einige Lieder gar nicht mehr mitgesungen hat, weil ihm sein Textblatt runtergefallen ist. Am Ende haben die Kassierer sogar fast 15 Minuten überzogen, was aber die Veranstalter wohl auch nicht sonderlich gestört hat, da das Publikum gar nicht genug von der Band bekommen konnte. Definitiv der Höhepunkt der Scheiße beim Force!
(s)

Bevor IRON MAIDEN die Bühne betreten sollten wurde der Gemeinschaft erst einmal nahe gelegt, dass Lemmy Kilmister sich seit Freitagabend im Krankenhaus befindet. Er hatte einen Kreislaufkollaps erlitten und daher würden MOTÖRHEAD am Sonntag nicht spielen können. Das versammelte Publikum brüllte inbrünstig und als kleine Homage Lemmys Namen laut und ich denke jeder war für ein paar Minuten mit den Gedanken bei Lemmy. Nach dieser Hiobsbotschaft betraten dann drei Gitarristen, ein Bassist, ein Schlagzeuger und ein Sänger namens Bruce Dickinson die Bühne. Nach dem ersten Song wurde dann gleich verkündet, dass an diesem Abend nur Songs von den ersten vier Alben gespielt werden. Darunter Klassiker wie „Remember Tomorrow“, „666 – The Number Of The Beast“ oder „The Phantom Of The Opera“ – alles in allem war es ein Hammerauftritt und das Publikum jubelte sich die Lunge aus dem Hals. Die eingefleischten IRON MAIDEN Fans werden mir doch immer ein Rätsel bleiben dank ihrer absoluten Engstirnigkeit, denn für die darf es keine Metaller geben die IRON MAIDEN nichts abgewinnen können. So lassen sie einen bei einem Auftritt ihrer Helden nicht einmal nach hinten raus. Aber egal, der Gig war trotzdem gut.
(j)

Nachdem also IRON MAIDEN ihren Gig beendeten marschierten alle Mann, so schien es, hinüber zu KNORKATOR. In einem Engpass, wo es fast nicht mehr vorran ging, „mähten“ plötzlich alle wie blöde los. Das war doch die perfekte Einstimmung auf die Berliner. Und so legten sie gleich mal los, halbnackt und voller Motivation. Besonders der Hit „Böse“ kam bei der Metallerschaft natürlich ausgezeichnet an und die Bühnenperformance von KNORKATOR ist irgendwie immer ein absolutes Muss. So auch diesmal. Als dann noch ei kleines, mathematisches Lied angestimmt wurde, taten die Jungs auch was für die Bildung von uns allen. Sehr schön und einmalig, wenn auch verrückt – ja das war es.
(j)

Der letzte Act am Samstagabend, oder besser gesagt Sonntagmorgen, war MANOS. Die drei Thüringer die mich mit ihrer Mischung aus Grindcore, Death Metal und sehr frei interpretierten Coversongs schon auf dem Party San 2004 fesseln konnten, waren diesmal jedoch nicht die einzigen Verrückten. Wir, das heißt zwei Mann und ich, kamen in Reinraumanzügen daher und sorgten sicher für einiges, freundliches Gelächter. Doch zurück zu MANOS. Die zockten wieder voller Inbrunst so tolle Lieder wie „Die Biene Maja“ runter und holten sich diesmal sogar Verstärkung aus dem Publikum. Fünf Mann wurden Flügel aus Pappe angelegt und die durften sie dann zum Klassiker von Karel Gott schwingen. Ein Festival der Komik.
(j)

SONNTAG

DEW-SCENTED hatten aufgrund der Absage von Motörhead einen etwas später angesetzten Start des Auftritts und die Menge wurde langsam nervös, da keinerlei Ansage dazu kam. Als die Braunschweiger Thrasher dann die Bühne betraten sagte Sänger Leif Jensen, dass alle Bands nun etwas nach hinten versetzt werden, um zum Schluss keinen Überschuss an Zeit zu haben. Der Auftritt von Dew-Scented war alles andere als schlecht, jedoch war es für die Band nicht einfach zu dieser frühen Zeit eine tobende Audienz zu bekommen. Sie haben aber richtig Gas gegeben und ordentlich ihr neues Album, „Issue VI“, promotet. Die Band kam herrlich erfrischend rüber, wenn es vielen anfangs auch schwer fiel, mitzugehen. Neben der letzten Platte wurden auch Songs der „Impact“ und „Inwards“ gespielt. Die niedersächsischen Riffmeister spielen ihre Songs live so perfekt, dass es dem Zuschauer auch bei körperlich mäßigem Verhalten eine Freude ist den Axtmännern zuzusehen. Zu einem späterem Zeitpunkt wäre hier wohl eine kleine Hölle ausgebrochen. So hatten Dew-Scented das Manko der Zeit und spielten dennoch einen grandiosen Gig.
(a)

Nachdem DEW-SCENTED noch mit leichten technischen Problemen zu kämpfen hatten, waren die beim folgenden Auftritt der APOKALYPTISCHEN REITER anscheinend komplett ausgemerzt. Der Gig begann, als ein Mann ins Mönchskutte eine Kiste auf die Bühne geschoben hat, aus der ein amüsanter Maskenmann austieg, der im Laufe des Konzertes mit seiner Peitsche die Gitarristen, den Sänger oder einfach mal den Bühenboden verkloppte. „Seid willkommen“ und „Wahnsinn“ vom aktuellen Album „Samurai“ leiteten das etwa 40-minütige Konzert voller Spaß, Sympathie und Spielfreude ein. Die Songauswahl konzentrierte sich dann auch auf die letzten drei Alben, vom aktuellen stand außerdem noch „Die Sonne scheint“ auf dem Programm, bei dem ein recht fülliger Fan aus dem Publikum auf die Bühne gerufne wurde, der allen gezeigt hat, wie sehr ihm die Sonne aus dem Arsch scheint… Von der „All You Need Is Love“ wurden die unverzichtbare Hymne „Reitermania“ und „Under der Asche“ gespielt, die restlichen Stücke stammten alle vom „Have A Nice Trip“-Album, „Vier Reiter stehen bereit“, „Der kleine Wicht“, „Wo die Geister ganz still sterben“, „Sehnsucht“ und „We Will Never Die“ als abschließende Mitgrölnummer standen auf dem Programm. Eine sehr lustige Einlage war die Wall Of Love, da man keine Wall Of Death machen wolle, weil Lemmy von Motörhead im Krankenhaus liegt. So gab es also die Wall Of Love, bei der alle nach Ankündigung von Frontmann Fuchs alle ihren Nachbarn umarmen sollten. Fuchs war mit seinen um 7 Nummern zu großen Hosen eh ein absolutes Highlight, er hüpfte ständig rum, wirkte mit seinen Ansagen megasympathisch und heizte das Publikum an, wie es kaum besser geht. Auch die Gitarristen sprangen sich gerne mal während des Spielens gegenseitig an und liefen voreinander weg, die Show machte einfach von vorne bis hinten gute Laune und den Reitern merkte man die Spielfreude absolut an. Eins der wenigen Konzerte, das meine Erwartungen um einiges übertroffen hat, absolut genial und mehr als nur unterhaltsam!
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Die schwedischen Rocker von den HELLACOPTERs haben zwar ein Ex-Mitglied von Entombed in ihren Reihen, konnten aber nicht so wirklich was losreißen auf der Hauptbühne. Irgendwie waren sie früher auch etwas härter unterwegs und so plätscherten ihre musikalischen Ergüsse eher vor sich hin. Es war zwar keine Kriegserklärung an die Ohren, jedoch auch nicht mehr als Rumgedudel. Irgendwas fehlte einfach. Vielleicht war aber auch beim Publikum nicht wirklich was zu holen, denn danach sollten die großen ANTHRAX die Bühne entern.
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Und so geschah es dann auch. Zack, bum bang – da waren die Thrash Ikonen. Und unter ihnen weilte der zurückgekehrte Joey Belladonna, der mit seinem Gesang die Zuschauer erfreute. Hochmotiviert und mit ordentlich Druck zeigten sie was Metal heißt, und nebenbei coverten sie dann noch „A New Level“ von Pantera, welches Scott Ian sang. Die lustigen Zwischensongs wie zum Beispiel „Fuck You Penisman“ lockerten die Atmosphäre auf und alle vergaßen völlig, dass ANTHRAX nun schon im Zeitraum von MOTÖRHEAD spielten, die ja leider nicht konnten. Alles in allem ein gelungener Abschluss auf der Hauptbühne und der Beweis, dass Thrash Metal nie aussterben wird. Maximum Metal!
(j)

Nach dem Not-Headliner ANTHRAX eröffneten SUBWAY TO SALLY im Zelt den diesmal sehr folkigen „Last Supper“. Leider kannte ich vor dem Konzert so gut wie gar nichts von der Band, dafür habe ich auf dem Force immerhin eine neue Gruppe für mich entdeckt. Nach am Sonntag vielen für mich uninteressanten Bands war diese Gruppe eine reine Wohltat – endlich mal rein deutscher Gesang und eine Geige! Bereits vor dem Konzert machte die anwesende Fanschar gute Laune und sang dauernd den Text von „Julia und die Räuber“, welches als Zugabe am Ende der Setlist stand und ständig lauthals gefordert wurde. Der Sänger sah mit seinem Körperbau und den Bewegungen irgendwie aus wie ein kleiner Troll, was sehr sympathisch rüberkam. Die „Engelskrieger“-Lieder, die mich auf CD noch nicht begeistern konnten, haben mir live um ein vielfaches besser gefallen, wohl auch, weil das ganze Zelt toll mitgesungen und getanzt hat, das reißt einfach ungemein mit, wenn dazu auch noch eine spielfreudige Band auf der Bühne steht. Mein persönliches Highlight bei dem Auftritt war das ca. 15-sekündige Geigenintro zu einem Lied, welches absolute Gänsehaut verursachte. 40 sehr überzeugende Minuten zu später Stunde!
(s)

Nach den deutschen Mittelalterrockern wurde es mit FINNTROLL wirklich trollisch. Leider war der Sound absolut beschissen, was beim Force allgemein sehr selten vorkam. Anfangs hörte man den Gesang von Tapio Wilska kaum, außerdem war es instrumental ein einziger Soundbrei, das Schlagzeug konnte man meistens nur erahnen. Dies wurde leider erst beim vorletzten Lied „Nattfödd“ besser, da war alles klar und druckvoll, aber beim Abschlußstück wars damit wieder vorbei. Leider trübte das die Freude über Finntroll schon arg, bei einem Lied – ich weiß leider nicht mehr, welches es war – verspielte sich die Band sogar mal ganz heftig, so viele kleine Schnitzer drin zu sein. dass ein paar Sekunden lang gar nichts mehr zusammengepasst hat, auch allgemein schienen mir heute Dass es besser geht, haben Finntroll beim Summer Breeze 2004 bewiesen. Trotzdem war der Auftritt recht unterhaltsam, lediglich „Ursvamp“ habe ich in der Playlist vermisst. Unsere letzte Band des Festivals behalte ich damit leider mit einem durchwachsenem Gefühl in Erinnerung.
(s)

Am Ende bleibt ein Festival, bei dem das positive überwiegt, was vor allem an den Bands liegt. Der Campingplatz war gut organisiert, man hätte theoretisch von jedem Platz aus immer mit dem Auto wegfahren können. Negativ dagegen war eindeutig die Security, die teilweise extrem unfreundlich war. Bei unserer Ankunft fragten wir nur, wo genau wir denn nun hinfahren müssen und wurden dabei gleich von einem Mann der Security blöd angeredet. Wie oben schon erwähnt, kam es auch manchmal vor, dass ein Crowdsurfer von der Menge gerissen und von 2 oder 3 Securitys gewaltsam mit dem Gesicht auf den Boden gedrückt wurde, sie an seinen Armen herumgerissen und zu dritt rausgeschleift haben. Außerdem kams mir so vor, als wollten die einfach ihre Ruhe haben und durften machen, was sie wollen, ob das nun gewalttätig oder absolut unfreundlich ist, schien egal zu sein.
Auf unsere Akkreditierungsanfragen haben die Verantwortlichen des Full Force leider nie reagiert. Telefonisch gab man uns eine Mailadresse, bei der wir keine Reaktion erhielten. Deswegen muss dieser Bericht leider ohne Bilder der Bands auskommen.
Zwei weitere Probleme gabs auch noch, da können die Veranstalter aber nichts dagegen machen. Auf der Festivalseite wird zwar für die „Unterstützung bei Sauberkeit und Ordnung“ gedankt, das kann ich aber absolut nicht nachvollziehen, denn das Force war das bisher dreckigste Festival, dass ich mitgemacht habe, schon am ersten Tag waren die Wege an unserem Zelt voller Müll, auch vor dem Festivalgelände sah es kaum besser aus.
Dazu war ein überaus großer Anteil an Idioten anwesend. Manche spielten auf dem Campingplatz Fußball mit einem Lederball, ohne Rücksicht auf geparkte Autos oder ähnliches. Andere schmissen rohes Fleisch und einen halben Laib Brot (!!) durch die Gegend, letzterer flog mit einer Wucht nur knapp an uns vorbei. Für so was und andere „Späße“ hab ich absolut kein Verständnis. Das kann zwar bei jedem Festival passieren, war beim Force aber sehr extrem. Leider setzte sich das teilweise vor den Bühnen fort, vor allem bei Iron Maiden, wie schon erwähnt, wo wirklich unglaublich viele ignorante Fans in den ersten Reihen waren, die einem richtig den Spaß verdorben haben. Muss ja nicht sein, dass wenn man nicht weiter nach vorne kommt, Anlauf nimmt und mit aller Gewalt durchbrechen will… Oder, wie ich das bei vielen anderen Bands gesehen habe, kommen von weit hinten schon armerudernde und herumtretende böse drein blickende Gestalten, die sich so ihren Weg durch bangende Leute und diese ohne Rücksicht zur Seite stoßen und teilweise auch umrennen. Die Anhänger von Metal, Hardcore und Punk scheinen wohl doch nicht vollkommen unter einen Hut zu bekommen sein, da alle eine etwas andere Auffassung von Spaß haben…
Ansonsten war die Atmosphäre auf dem Campingplatz am Freitag (der Donnerstag war von der Stimmung her reichlich angespannt) sehr lässig und gemütlich, wurde von Tag zu Tag besser. An Ständen mangelte es auch nicht, es waren nur zu viele Schmuckstände da, die alle fast das gleiche angeboten haben. Es regnete auch nur am Donnerstag, ab Freitag spielte das Wetter recht gut mit, es nieselte zwischendurch mal und wurde so ganz langsam auch mal sonnig.
(s)

Freitag

MAINSTAGE
Spawn
Extreme Noise Terror
Mastodon
Obituary
Anti Flag
Killswitch Engage
In Flames
Slayer

TENTSTAGE
Destiny
Barcode
Cataract
Strech Arm Strong
OHL
Walls Of Jericho
Mark Foggo & The Skasters
Misfits

KNÜPPELNACHT
Unleashed
Gorgoroth
God Dethroned
Carpathian Forest
Illdisposed
Behemoth

Samstag

MAINSTAGE
Red Harvest
Betzefer
Kataklysm
Amen
Ektomorf
Such A Surge
Sick Of It All
Beatsteaks
Iron Maiden

TENTSTAGE
Narziss
Crosscut
Merauder
Murphy’s Law
Terror
Maroon
Discipline
Die Kassierer

SATURDAY NIGHT FEVER
Knorkator
Brainless Wankers
Amulet
Manos

Sonntag

MAINSTAGE
Superbutt
Dew-Scented
Die Apokalyptischen Reiter
Nuclear Assault
Raging Speedhorn
Pro Pain
The Hellacopters
Anthrax

TENTSTAGE
ZSK
Fear My Thoughts
Smoke Blow
She-Male Trouble
Dritte Wahl
Harley’s War
US Bombs
Brightside

THE LAST SUPPER
Subway To Sally
Finntroll
Eläkeläiset
Haggard

Geschrieben am 1. Juli 2005 von Metal1.info

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