Konzertbericht: Zeal & Ardor w/ Konvent

30.04.2025 München, Theaterfabrik

Kaum eine Band steht so sehr für die genreübergreifende Vielseitigkeit des modernen Metal wie ZEAL & ARDOR. Zum Abschluss ihrer in weiten Teilen ausverkauften Europa-Tour gastiert die Band in der ebenfalls lange vorab ausverkauften Münchner Theaterfabrik. Mit dabei haben die Schweizer nicht nur ihr neuestes Werk „Greif“, sondern auch die Doom-Metal-Formation KONVENT.

KONVENT im April 2025 in München
KONVENT im April 2025 in München

Die vier Damen von KONVENT bekommen mit rund 45 Minuten genug Zeit, sich und dabei primär ihr zweites Album „Call Down The Sun“ vorzustellen. Im Death- bzw. Doom-Metal beheimatet, klingen die Dänen deutlich finsterer und auch erdrückender als der Hauptact. Beim Münchner Publikum stößt die tiefschwarze und überschwere, bisweilen fast schon brachial-erschlagende Musik auf beachtliche Reaktionen und breiten Zuspruch. Einzig am Gesang dürften sich die Geister – KONVENT-Fans ausgenommen – scheiden, da Rikkes Vocals von einer gewissen Gleichförmigkeit leben. Der instrumentale Mix aus Bass, Gitarre und Schlagzeug dringt derweil teils fast schon zu druckvoll durch die mit Kronleuchtern verzierte Konzert-Location, zeigt aber über die gesamte Spieldauer eindrucksvoll, dass die Musikerinnen ihr Handwerk absolut beherrschen. Dass Gitarristin Amira Hernan erst kurz vor der Tour zur Band gestoßen ist, fällt dabei nicht im Geringsten auf – auch sie zeigt sich den gesamten Auftritt so souverän wie spielfreudig. Mit dem „Puritan Masochism“ beenden KONVENT ihren Auftritt mit einem Highlight – stark!

  1. Never Rest
  2. Grains
  3. In The Soot
  4. The Eye
  5. Fatamorgana
  6. Ropes Pt. 2
  7. Pipe Dreams
  8. Puritan Masochism
KONVENT im April 2025 in München
KONVENT im April 2025 in München

Mit ZEAL & ARDOR kehrt dann so ein bisschen die Lebensfreude zurück in die Theaterfabrik. Was im Vorprogramm bei Heilung bereits mehr als gut funktioniert hat, offenbart musikalisch in voller Länge über knapp 80 Minuten noch einmal eine ganz andere Energie und Vielfalt. Bereits beim dritten Song „Götterdämmerung“ ist die Menge voll dabei und stimmt lauthals ein. Die sechs Musiker auf der Bühne strotzen nur so vor Spielfreude und besonders Gitarrist Tiziano springt wie ein Derwisch über die Bretter. Die allermeiste Zeit lassen ZEAL & ARDOR ihre Musik für sich sprechen, die sich fließend und spielerisch zwischen Avantgarde Metal, Black Metal und Post-Rock bewegt.

ZEAL & ARDOR im April 2025 in München
ZEAL & ARDOR im April 2025 in München

Nach den ersten Songs ergreift Manuel kurz das Wort und bedankt sich für die „Ehre, das Privileg und die angenehme Angelegenheit“ diesen letzten Tour-Abend hier zu spielen. Gleichzeitig verspricht er, dass die Band ihre gesamte verbleibende Energie heute restlos aufbrauchen wird, und er lädt alle Besucher:innen dazu ein, mit ihnen zu feiern. Diese lassen sich nicht lange bitten und bekommen dafür rund die Hälfte der Songs von „Greif“ auf die Ohren. „Clawing Out“ beschließt dabei nicht nur den Konzertabend, sondern die gesamte Tour, die ZEAL & ARDOR buchstäblich mit Eifer und Inbrunst beenden.

ZEAL & ARDOR im April 2025 in München
ZEAL & ARDOR im April 2025 in München

Auffällig ist, dass ZEAL & ARDOR im Gegensatz zu vielen Bands unterschiedlichster Genres ihr neues Material anders anreihen als auf der dazugehörigen Platte. So gibt es live z.B. „To My Ilk“ vor „Sugarcoat“ zu hören, während ersteres auf „Greif“ der letzte Song ist. „Ship On Fire“ profitiert im ersten Drittel wiederum von der Steilvorlage durch „Götterdämmerung“, während „Une Ville Vide“ als Abschluss des regulären Sets vom Band eingespielt wird.  Die Auswahl und die Aneinanderreihung der Songs funktioniert insgesamt fantastisch, sodass zwischen den aggressiven Nummern auch immer wieder kleinere Atempausen bleiben, die von Melodik, gefühlvollem (oft mehrstimmigem) Gesang und viel Post-Rock-Passagen leben. Mit die besten Reaktionen ernten dennoch die eher treibenden Titel „Death To The Holy“, aber auch das gospelartige „Blood In The River“, das vor allem durch das großartige Zusammenspiel von Marc, Denis und Manuel lebt. ZEAL & ARDOR zeigen zudem bei der Auswahl und dem Arrangement der Beleuchtung ein ausgeprägtes Gespür, indem sie ihre Songs mit gezielten Kontrasten intensiv inszenieren. Diese Gestaltung trägt maßgeblich zu einer eindrucksvollen Immersion bei.

Vor dem Zugabenteil spricht Manuel nochmals kurz zur feiernden Menge und bedankt sich aufrichtig für den großen Zuspruch. Seine rhetorische Frage, ob noch ein paar mehr Songs gewünscht werden und diese auch aggressiver sein dürfen, wird laut bejubelt. Speziell mit „Don’t You Dare“ setzen die Musiker anschließend ein weiteres Ausrufezeichen, das alle Stärken von ZEAL & ARDOR vereint. Zum Schluss fliegt sogar der Mikrofonständer von Manuel zu Boden und er geht lächelnd mit seiner Gitarre in der Hand kurz auf Tuchfühlung mit dem Publikum. Dass nach dem wilden Ritt durch unzählige Genres ganz am Ende ein Remix von „In Da Club“ von 50 Cent über die Lautsprecher ertönt, ist ironischerweise beinahe folgerichtig.

  1. The Bird, The Lion And The Wildkin
  2. Wake Of A Nation
  3. Götterdämmerung
  4. Ship On Fire
  5. Erase
  6. Grave Digger’s Chant
  7. Fend You Off
  8. Kilonova
  9. Blood In The River
  10. Run
  11. Tuskegee
  12. Row Row
  13. To My Ilk
  14. Sugarcoat
  15. Death To The Holy
  16. Devil Is Fine
  17. Trust On One
  18. At The Seams
  19. Don’t You Dare
  20. I Caught You
  21. Clawing Out
ZEAL & ARDOR im April 2025 in München
ZEAL & ARDOR im April 2025 in München

Im Hinblick auf Dynamik und Stilwechsel liefern ZEAL & ARDOR an diesem Abend ein Meisterstück ab. Aber auch über die beeindruckende musikalische Performance hinausgehend wirken die Eidgenossen ungemein sympathisch und vermitteln dabei glaubhaft, dass sie ihre Live-Shows mit Leib und Seele spielen – und genießen. Wer Metal stiloffen begegnet und es trotzdem gerne etwas aggressiver, dabei aber variantenreich mag, wird bei dieser Band auch live gut aufgehoben.

Publiziert am von und

Fotos von: Andreas Brückner

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