Konzertbericht: ZIRP w/ Kaunan

21.04.2018 München, Spectaculum Mundi

Die Kombination aus ZIRP und Kaunan ist im Rahmen des Musica Antiqua Viva keine neue. So traten beide Bands bereits unter anderem 2016 zusammen im Spectaculum Mundi auf. Beim weiteren gemeinsamen Gastspiel zwei Jahre später beweisen beide Gruppen, dass diese Kombination auch beim wiederholten Male bestens funktioniert.

Bei KAUNAN hat sich in den letzten Monaten etwas getan: Trotz nur weniger Live-Auftritte ist das Trio mittlerweile bei By Norse Music unter Vertrag und hat mit „Forn“ ein Album veröffentlicht, welches auch auf den großen Streaming-Diensten zu finden ist. Eine wohltuende Entwicklung für den nordeuropäischen Folk, den Oliver S. Tyr, Boris Koller und Göran Hallmarken zelebrieren. Wer Folk primär mit rockigen Ablegern gleichsetzt, der wird sich mit den eher traditionellen KAUNAN schwertun: So vertonen die drei Vollblutmusiker unterschiedlichste Tänze wie einen schwedischen Walzer und spielen auf einer alten Nyckelharpa viele Töne „jenseits des wohltemperierten Klaviers“, wie Oliver erklärt. Wer allerdings den notwendigen Zugang und das Gespür für die Wurzeln dieser Musik mitbringt, der wird belohnt: KAUNAN eröffnen Folk-Liebhabern neue Klangwelten und bereiten diese mit viel Liebe auf, wie z.B. die Geschichte einer Wanderung. Das Gastspiel des Dreiers gleicht hingegen mehr einer Reise durch verschiedene Ecken Nordeuropas. Am Ende gipfelt diese Reise in einer Erkenntnis, die übersetzt ungefähr so viel bedeutet: Lasst uns tanzen, solange wir noch jung sind. Und dafür bieten KAUNAN die perfekte Musik, wenngleich das Auditorium an diesem Abend mehr begeistert lauscht als ekstatisch die Körper bewegt.

Ungleich moderner klingen ZIRP mit ihrem Drehleier-Fusion-Folk, besonders in der mitreißenderen zweiten Hälfte. Dort lassen die Dresdener rund um Faun-Mitglied Stephan Groth vermehrt Prog-Einflüsse hören und begeistern zusehends mit einer ganz und gar einzigartigen Mischung. Jenen progressiveren Nummern fehlt noch die passende Veröffentlichung – ein Umstand, der sich ähnlich wie bei KAUNAN hoffentlich bald ändert. Bisher hat die muntere Folk-Truppe mit „Drehvolution“ lediglich ihr Erstlingswerk unter die Leute gebracht. Genau wie in der ersten Hälfte des Abends dominieren Spielfreude und das Können der einzelnen Bandmitglieder, die sich im Falle von ZIRP bestens mit der Drehleier als zentralem Element arrangieren. Das Quartett bedient sich bei der Songauswahl für seine Tanzmusik sowohl aus dem Norden Europas wie auch in Frankreich („Bourrée Incarnation„) und den Alpen. Gegen Mitte des Auftritts kommt erste echte Bewegung in das Spectaculum Mundi und es wird eifrig Balfolk getanzt. Am Ende präsentieren ZIRP als Zugabe noch Gejodeltes und ein umjubeltes „La Toupie“.

Genau wie vor rund zwei Jahren an gleicher Stätte spielen KAUNAN und ZIRP einen runden Konzertabend, der anspruchsvolle Kost leicht bekömmlich serviert und gleichzeitig unterhält. Auch Veranstaltern kleinerer Szenefestivals abseits der bayerischen Landeshauptstadt sei diese Kombination somit wärmstens empfohlen – sofern sie sich mit den Tourplänen der beiden Faun-Mitglieder vereinbaren lässt. Diese blühen bei ihren „Nebenbeschäftigungen“ noch einmal ganz anders auf. 

Fotos: Janina Stein

 

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