Geist: Das Studiotagebuch bei Metal1

Wir schreiben den 16.12.2008. Erst gestern enterten die Black Metaler von GEÏST Markus Stocks Studio E, um dort ihr neues Werk „Galeere“ einzuspielen. Bassist und Mastermind Alboin entschied sich, geneigte Internet-User über Fort- und Rückschritte während des Studioaufenthalts auf dem Laufenden zu halten. Metal1 freut sich, das Studiotagebuch, das Alboin im Laufe der Zeit erstellen wird, nach und nach hier präsentieren zu können. Los geht es gleich mit der Anfahrt bei Sonnenaufgang und der Ankunft im Studio (das komplette bisher veröffentlichte Tagebuch ist hier zu finden):

Tag 1 – 15.12.

Wenn man an Omen glaubt, könnte das ein gutes sein: mit jedem Kilometer, dem wir uns dem Studio E nähern, wird es kälter. Und nebliger. Ich bin in der Hinsicht nicht kitschig, aber wenn es um das Aufnehmen von Black-Metal-Alben geht, gibt es ja wohl wenig Passenderes, als morgens um 4 Uhr, bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, in die Rhön aufzubrechen. Kurz nach Sonnenaufgang, nach vier Stunden Fahrt, lichtet sich der Nebel, und das Licht bricht sich in den unberührten Schneemassen auf dem Mittelgebirge. Ein paar Kilometer weiter liegt, wunderschön und friedlich, Mellrichstadt. Hier werden wir unser drittes Album „Galeere“ aufnehmen – es wird, auch, um den Winter gehen, und um Einsamkeit. Besser kann eine Umgebung nicht auf das vorbereiten, was wir hier in den nächsten Tagen tun werden. Glücklicherweise können wir noch etwas tun, denn den bei Metalbands scheinbar üblichen Gelegenheiten, sich unterwegs tot zu fahren (übersehene Vorfahrtstraßen, entgegenkommende LKW, geplatzte Reifen etc.) sind wir auch nicht entkommen.

Es ist Punkt 10 Uhr, und Markus Stock begrüßt uns frierend und gut gelaunt im Studio E. Die erste Kanne Kaffee läuft durch, während wir gemeinsam das Schlagzeug aufbauen, neue Felle aufziehen, Drumsoundcheck machen und mit vereinten Ohren nach störenden Geräuschen von losen Schrauben und meckernden Ziegen (muss an den Fellen liegen) suchen. Um 13 Uhr starten die Aufnahmen. Derweil ist Gitarrist Hedrykk, frisch von den Wochenendkonzerten seiner zweiten Band LOST WORLD ORDER eingetroffen, nach einigen Bechern Kaffee gegen die Müdigkeit und den latenten Kater bereit, Marlek mit einer anständigen Pilotgitarre zu begleiten.

Wir haben uns für den Einstieg in die Aufnahmen das für den Schlagzeuger vermutlich anspruchsvollste Stück ausgesucht, den Titelsong. Von straightem Rockbeat über doomige, rhythmusbetonte Parts bis zu klassischen Blastbeats bietet der Song alles, was Schlagzeuger in Schweiß und um den Verstand bringt.
Nach der Mittagspause nehmen wir uns das epischste der Stücke auf „Galeere“ zur Brust – das fast viertelstündige „Unter toten Kapitänen“. Dabei zeigt sich auch, wie feinfühlig man mit Liedern umgehen muss – schon die kleinste Tempovariation verändert den Charakter eines Riffs vollkommen. Zu viel Exaktheit zerstört jede Natürlichkeit. Marlek schlägt sich bravourös, und noch bevor die Sonne untergegangen ist, sind die Drumtracks in trockenen Tüchern.
Den Rest des Montags verbringen wir mit dem Mittelstück des Albums, „Durch lichtlose Tiefen“, was eine gute Figur als erfolgreicher Ausklang eines anstrengenden Arbeitstages macht. Der Song hat Groove und Charme und ist dankbar zu spielen. Allerdings kommt es auch hier enorm auf das gefühlt richtige Tempo an. Die vielen hinter einer auf den ersten Blick einfachen Fassade versteckten Details kosten uns ein bisschen mehr Arbeit als erwartet, erweisen sich aber als das Himalaya-Salz in der Bordsuppe.

Am Ende des Tages haben wir die Drumtracks für drei der fünf Stücke im Kasten. Morgen warten noch zwei Leckerbissen auf uns, bevor wir uns an die Gitarren wagen können. Zur Entspannung und Vorbereitung darauf, was uns die restliche Woche über erwartet, gibt’s bei ein paar Bieren und Spaghetti „This is SPINAL TAP“. Wir nehmen uns vor, unsere Freundinnen besser nicht auf mit Tour zu nehmen, uns beim nächsten Gig die GPS-Daten der Bühne geben zu lassen und auch kleine Brote im Backstageraum zu akzeptieren. Und jetzt wird geschlafen. Auf die Studio-Skandälchen müsst Ihr leider noch warten.

Tag 2 und damit die Fortsetzung des Tagebuchs ist bereits für morgen, den 17.12. angekündigt, wir halten euch auf dem Laufenden!


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Publiziert am von Marius Mutz