Geist: Das Studiotagebuch – Es wird zweistellig

Man glaubt es kaum, aber mit Hilfe kleiner Tricks bringt es Alboin inzwischen auf 10 Studiotagebuch-Einträge zum neuen GEÏST-Album „Galeere“, das im Frühjahr diesen Jahres über Lupus Lounge erscheinen soll. Wer sich bisher noch nicht für die Ergüsse des Bassisten begeistern konnte, das aber nun ändern will, kann alle bisher erschienen Tagebuch-Einträge hier nachlesen.

Tag 10 – 09.01.2009

Ich muss mich entschuldigen. Natürlich weiß ich, dass die Metalwelt, insbesondere natürlich die Black-Metal-Welt inklusive aller ihrer Foren, voller Sehnsucht auf den nächsten Logbucheintrag aus dem Studio wartet. Widrigkeiten wie die, dass Keyboarder Faruk uns bereits am Freitagabend mitsamt eines enorm praktischen Laptops verlassen hat, trugen dazu bei, dass sich die ganze Chose ein wenig verzögert. Bevor der Mann sich allerdings gen ostwestfälische Heimat aus dem Staub gemacht hat, musste er die letzten Tätigkeiten eines Tastensklaven auf der Galeere verrichten. Unter anderem warteten noch ein paar ziemlich sinistre Pauken, ein paar untrue Schweinereien jenseits der 100-Hz-Grenze und andere Attacken auf Ohren und Anlagen der Interessierten auf ihre Fertigstellung. Unfassbar, wie viel Zeit man mit so subtilen Details verbringen kann.

Der restliche Tag stand Cypher D. Rex zur freien Verfügung, der hier im Studio förmlich aufblüht und die mitunter etwas schwer zu phrasierenden Texte glorreich auf die Songs eingepasst hat. Die Authentizität, mit der er während der letzten Konzerte unsere skandalösen Anklagen gegen schlechte Musik, schlechte Intentionen, fehlende Inspiration und mangelhafte Intelligenz nach draußen transportiert hat, landet diesmal auch 1:1 (oder sogar 2:1) auf einer Platte. Endlich! Ich freue mich diebisch über die ganzen versteckten fiesen Anspielungen (besonders in „Durch lichtlose Tiefen“), die vermutlich leider niemand verstehen wird, und wie präsent dreckig, doch gleichzeitig gut verständlich Cyphers Stimme klingt. Die Intonation einzelner Wörter gibt den Stücken mitunter noch einmal eine komplette Wendung, binnen eines Satzes kippt eine ganze Aussage in ihr absolutes Gegenteil, Atmosphären türmen sich plötzlich auf wie monströse Wellen. „Unter toten Kapitänen“ ist einfach nur schrecklich und finster. So muss ein wohlüberlegter Sturm klingen.

Am Abend sind wir von SONIC REIGN-Drummer Sebastian ins Sonic-Room-Studio (Mellrichstadt gilt offiziell als Black-Metal-Stadt!) eingeladen, um mit ihm und SONIC-REIGN-Gitarrist/Sänger Ben das ein oder andere Bier genauer unter die Lupe zu nehmen. Nach dem Genuss alter DARKTHRONE-Demos, BERGRAVEN-Teasern und einer wahrlich interessanten Promo von Faruks Soloprojekt FLUORYNE trennt sich die Gesellschaft. Faruk sitzt fortan im Auto, Cypher, Ben, Sebastian und ich auf das penetrante Drängen Cyphers hin in der einzigen lokalen Kneipe, die nach 22 Uhr noch AC/DC spielt. Wir trinken beiläufig und diskutieren über 70er-Jahre-Hardrock (ich kann an dieser Stelle verraten, dass Ben DEEP PURPLE-Verfechter ist) und stellen fest, dass ich nicht der einzige Musiker unter 30 bin, der nach Konzerten gerne in einem Bett schläft (mich entsetzt meine verweichlichte Art, Sebastian scheint es zu beruhigen). Außerdem verabreden wir uns für den nächsten Tag zu einem gemeinsamen Mittagessen, das SONIC REIGN an ihrem Probentag (!) als Pause nutzen wollen. Ich kann verraten, dass diese Information noch von Bedeutung sein wird.

Als wir uns weit nach Mitternacht auf den Weg in unsere Pension machen, verkündet Ben mit „Hells Bells“-seligem Grinsen und verdächtig schwerer Zunge, er wolle „noch kurz bleiben und sein Bier austrinken“. Dass ich heute auf den traditionellen Runterkomm-Film am Abend verzichten muss, finde ich in diesem Moment noch ganz leicht schade. Am nächsten Mittag werde ich allerdings wissen, dass sich das alternative Schauspiel dieses Abends mehr als „Donnie Darko“ gelohnt hat.


Alle News vom heutigen Tag

Publiziert am von Marius Mutz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert