Review White Hills & Der Blutharsch – Desire (EP)

  • Label: Ván
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Rock

WHITE HILLS & DER BLUTHARSCH. Amerikanischer Psychedelic Rock trifft auf ein Aushängeschild des österreichischen Neofolks. Heraus kommt die EP „Desire“. Beschäftigt man sich allerdings tiefergehend mit dem vormals kontrovers gehandelten Albin Julius, dem Kopf hinter Der Blutharsch, zeigt sich die Wandlung seines Projekts fort von Industrial- und Samples-lastigen Neofolk hin zu psychedelischen Rock. Das lässt beinahe vergessen, dass Der Blutharsch maßgeblich bei Death In June’s „Take Care And Control“ (1998) und „Operation Hummingbird“ (2000) beteiligt war und für zwei Tracks mit Rudy Ratzingers Projekt Wumpscut verbandelt war.

Nun scheint Julius sein Glück in WHITE HILLS & DER BLUTHARSCH zu finden, eine Kooperation, die mit „Desire“ ihren kurzfristige (oder doch langwierige?) Zusammenarbeit krönt. Darauf ist das zu hören, was beide Projekte (mittlerweile) gut beherrschen, nämlich abgespacter Psy-Rock in fünf Akten. Die Songs werden begleitet vom Gesang von White Hill’s Bassistin Ego Sensation, die mit ihrer Stimme genau diesen verträumt-entrückten Geisteszustand beschwört, den „Desire“ aus dem Hörer kitzeln möchte. Neben einem minimal eingesetzten Drumming und den sich eher im Hintergrund aufhaltenden Riffs dominieren besonders Julius‘ elektronische Klangfragmente den Sound von WHITE HILLS & DER BLUTHARSCH.

Erhofft man sich von einem Album mitunter Ohrwürmer, eine packende Atmosphäre oder die Nackenhaare aufstellende Steigerungen in den Songs, bietet das Debüt beider Künstlerformationen nichts davon, allerdings ist dies wohl auch der Natur der Sache bzw. des Psychedelic Rock geschuldet. „Desire“ glänzt nicht mit Tracks, die für sich alleine stehend überzeugen können, da ihnen hierfür die jeweiligen Alleinstellungsmerkmale fehlen. Allerdings haben WHITE HILLS & DER BLUTHARSCH eine EP geschaffen, die das Träumen leicht zu lässt und den Hörer völlig aus dem Diesseits befördert.

Keine Wertung

Publiziert am von

3 Kommentare zu “White Hills & Der Blutharsch – Desire (EP)

  1. Hi du,

    danke für deinen Kommentar! Dein Nebensatz „ich weiß immer noch nicht, was ich daraus machen soll“ trifft es wohl am besten: Auf der Bühne mit Der Blutharsch Nazi-Ästhetik verwenden, in Interviews sich als Privatperson allerdings von jedwedem rechtem Gedankengut distanzieren. Dieses Spannungsfeld empfinde ich ebenfalls als schwierig.

    Hast du meine Review zur aktuellen So Invictus-Platte gelesen? Da habe ich mir den Raum genommen, um die Figur Wakeford näher zu beleuchten. Im Falle Julius würde ich allerdings nicht die Bezeichnung „Hippinazi“ wählen. Dass er dieses Gedankengut ablehnt, gab er in Interviews bekannt. Aber die berechtigte Frage lautet dennoch: Warum dann eine solche Symbolik auf die Bühne holen und das als Ästhetik bezeichnen?

    Ein Gespräch darüber mit Douglas Pearce wäre vermutlich erhellend – oder absolut verwirrend.

  2. Also beim Blutharsch war schon ein bisschen mehr problematisch als nur die Verbindungen zu :wumpscut: und Di6; ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass eher :wc: mit der Zusammenarbeit mit Albin Julius einen Imageschaden davongetragen hat als umgekehrt. Immerhin geht Albin Julius‘ Kontroverse Geschichte nicht erst mit Der Blutharsch los, sondern schon mit The Moon Lay Hidden Beneath a Cloud.

    Seine Wandlung hin zum Hippienazi ist ohnehin vollkommen grotesk und ich weiß immer noch nicht, was ich daraus machen soll. Schätze aber, dass man da hier doch etwas mehr hätte schreiben können, egal obs primär um die Musik geht oder nicht. So klingt das ein bisschen wie ein harmloser Musiker, der halt mal phasenweise mit fragwürdigen Gesalten in Kontakt kam; während er in der Realität selbst die fragwürdige Gestalt war.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert