Review 1997 – A Better View Of The Rising Moon

Wirkliche musikalische Offenbarungen gibt es im Alternative Rock-Bereich heute leider kaum noch. Im letzten Jahr fielen mir vor allem die Guillemots mit „From The Cliffs“ in dieser Hinsicht positiv auf. In dieser Szene gilt es eben, die Spreu vom Weizen zu trennen und diejenigen Bands zu entdecken, die wirklich noch frisch, motiviert und eigenständig musizieren. Zumindest wenn man mich nach meiner Meinung fragt, sind das allerdings oft diejenigen Gruppen, die einem breiten Hörerkreis unbekannt bleiben.

Aus Chicago schicken sich 4 junge Herren und ein junges Mädel nun an, uns mit ihrer eigenen Version von Alternative Rock, Indiepop oder einfach nur Musik zum Wohlfühlen zu überzeugen. 1997 – ja, diesen eigenartigen Bandnamen haben sie sich ausgewählt. Nicht unbedingt einer, der sich gut vermarkten lässt. Und auch der Albumtitel beweist bereits die Eigenwilligkeit der versammelten Mannschaft: „Since My House Burned Down I Now Own A Better View From The Rising Moon“ heißt das 46 Minuten lange Stück voll ausgeschrieben. Man gibt sich aber beim Artwork größtenteils mit „A Better View From The Rising Moon“ zufrieden. Zum Thema Artwork: Zeichnungen von Sängerin Kerri Mack zieren das Albumcover. Sie haben einen völlig eigenen, seltsam betörenden Charm, der das, was uns in den zwölf Songs der Platte erwartet, wirklich schön zum Ausdruck bringt.

Das man jugendkompatiblen Pop und Rock der alternativen Spielart auch durchaus ansprechend, abwechslungsreich und tiefgehend machen kann, beweisen 1997 dabei schon mit den ersten drei Tracks. Klar, das ist mehr als einmal Pop-Punk und auch mal Emo, aber das heißt nicht, dass es hier nur flach und schrammelig zugehen muss. Es sind insbesondere die Harmoniegesänge von Kerri Mack und Kevin Thomas, die unheimlich überzeugen. Wirklich superschön und mit enormem Herzblut dargeboten. Die beiden singen allerdings auch öfters einzeln, so dass es nie langweilig wird, zumal die Melodien durchgehend mit einem Ohrwurmfaktor aufwarten, von dem manch andere Band des Genres nur träumen kann. Obwohl sich die Jungs und das Mädel musikalisch gar nicht mal besonders weit aus dem Fenster lehnen und größtenteils auf Bekanntes zurückgreifen, schaffen sie es, durch feine Details wie beispielsweise den Einsatz einer Mundharmonika oder eines Banjos immer wieder Frische und Spannung in ihre Songs zu bringen. Textlich beschäftigt man sich mit den üblichen Themen, vor allem der Liebe in all ihren Facetten. Man findet aber immer wirklich schöne, einfache Worte, die jeder versteht, ohne auch nur ansatzweise banal rüberzukommen. Musikalisch untermalt wird dies mal eher balladesk und zurückhaltend oder auch mal etwas rockiger. Fies und quotenrockig sind 1997 aber zu keiner Zeit. Die Musik ist die optimale Begleitung durch den heuer früh einsetzenden Sommer und lässt wirklich für Fans dieser Stilrichtung keine Wünsche offen. Positive Vibes ziehen sich durch die ganze Platte. Vergleiche kann man nicht wirklich ziehen, an der ein oder anderen Stelle schimmern ruhige Jimmy Eat World durch, am auffälligsten dürfte jedoch noch sein, dass der Harmoniegesang von Kerri Mack und Kevin Thomas ab und zu an Coheed And Cambria erinnert.

Anspieltipps zu geben, fällt mir wirklich schwer, da die Platte sich auf durchgehend hohem Niveau bewegt. „In Your Car“, „Enough Is Enough“ oder „Grace“ sind aber wirklich fantastisch. „A Better View Of The Rising Moon“ sollte man einfach selbst entdecken. Ich halte es für ein verdammt gutes Debütalbum und vor allem für ein Werk, das durchgehend mit schönen, verträumten und nachdenklichen Ohrwürmern aufwartet. Große Klasse!

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert