Review A Backward Glance On A Travel Road – Alba, Les Ombres Errantes

A BACKWARD GLANCE ON A TRAVEL ROAD. Hinter diesem langen, poetischen Namen verbirgt sich eine Band, die den meisten unter anderem Namen bekannt sein dürfte: Hypno5e. Da die vier Musiker aus Frankreich Hypno5e als Metal-Formation konzipiert hatten, beschlossen sie vor einigen Jahren, ein Alter-Ego zu gründen, das sich auf mit Akustikgitarren gespielten Neofolk spezialisierte. Lange war es still um A BACKWARD GLANCE ON A TRAVEL ROAD, nun erscheint ein zweites Album, das zudem eine Besonderheit darstellt. Emmanuel Jessua, Sänger und Gitarrist der beiden Bands, ist nebenbei auch als Regisseur tätig und hat mit „Alba, Les Ombres Errantes“ einen neuen Film gedreht. Das gleichnamige Album ist der Soundtrack dazu.

Ohne den Film gesehen zu haben [leider lag dieser der Redaktion nicht zur Besprechung vor] verwundert es sehr, dass „Alba, Les Ombres Errantes“ tatsächlich ein Filmsoundtrack sein soll. Zwar ist es nicht ungewöhnlich, dass in Filmen auch mal ganze Songs eingebaut werden, jedoch ist Filmmusik meistens überwiegend instrumental gehalten oder weicht zumindest von gängigen Songstrukturen ab, was ja für Bilduntermalung auch durchaus notwendig ist. „Alba, Les Ombres Errantes“ funktioniert allerdings problemlos als eigenständiges Album, denn trotz einer Länge von 74 Minuten sind die Songs überwiegend klassisch strukturiert und komponiert.

Wer also fürchtete, dass man sich hier durch lange Instrumentalpassagen und Ambient-Tracks quälen muss, kann aufatmen. Am ehesten vergleichbar ist die Musik mit dem Song „Central Shore – Tio“ von Hypno5es letztem Album „Shores Of The Abstract Line“. Wer schon dort begeistert von der ruhigen, emotionalen Seite der Band war, dürfte mit „Alba, Les Ombres Errantes“ große Freude haben. Auch nicht fehlen dürfen natürlich die für die Band inzwischen typischen Sprachsamples in Französisch und Spanisch, die hier vermutlich aus dem Film übernommen wurden. Die Stücke haben sehr stark variierende Längen, was sie jedoch verbindet sind die wundervoll schwelgerischen Gitarrenmelodien und der charakteristische Gesang Jessuas.

Entgegen der Erwartungen, dass in 74 Minuten doch mal Langeweile aufkommt, beweisen A BACKWARD GLANCE ON A TRAVEL ROAD, dass sie jeder Sekunde eigenen Wert und Bedeutung schenken wollen, damit die Musik die angestrebte Reise angemessen in Klangbilder überträgt. Im Film geht es nämlich um Bolivien – das Heimatland Jessuas – und einen Mann, der dort seine Mutter sucht. Die stets melancholische Musik vermittelt eine Rastlosigkeit, für die im Grunde nicht einmal wirklich die Filmbilder nötig sind, um sie zu begreifen und mitfühlen zu können.

Was ein wenig stört, ist die Produktion. Zwar fällt hier das bei Hypno5es aktuellem Album präsente, nervige Problem der zu glattgebürsteten, modernen Zerrgitarren weg; was allerdings übernommen wurde, ist das ebenfalls zu stark totproduzierte Schlagzeug. Eine derart aufbereitete Bassdrum beißt sich mit den ansonsten sehr natürlichen, fast schon wie live vorgetragenen Akustikgitarren. Dass sich zudem zwischendrin auch mal weniger spektakuläre Stücke wie „Ojos Azules“ eingenistet haben, stört zwar nicht sonderlich, dennoch machen sich zwischenzeitlich durchaus derartige Aufs und Abs in der Spannungskurve bemerkbar.

„Alba, Les Ombres Errantes“ ist ein ganz besonderes Album geworden, das von A BACKWARD GLANCE ON A TRAVEL ROAD, dem Nebenprojekt der französischen Progressive-Metaller Hypno5e, als nachdenklicher, trister Soundtrack für den gleichnamigen Film komponiert wurde. In Verbindung mit jenem Film gewinnt die Scheibe möglicherweise noch mal merklich an Wirkung dazu. Aber auch ohne den Film zu sehen, kann man als Genießer von Akustik-Neofolk seine Freude haben. Für Fans von Hypno5e dürfte „Alba, Les Ombres Errantes“ zudem eine willkommene Abwechslung zu deren Metal-lastigeren Stil darstellen.

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Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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