Review Abduction – Existentialismus

  • Label: Candlelight
  • Veröffentlicht: 2025
  • Spielart: Black Metal

Durchforstet man die hiesigen Archive für Interessierte, könnte man das erste Mal verzweifeln. Aktuell existieren sechs Bands mit dem Namen ABDUCTION, davon zwei im Bereich des Black-Metal-Genres. Das macht es immerhin einfacher. In diesem Review geht es jedoch nicht um die progressiven Franzosen als vielmehr um die Formation aus England. Seit ihrer Gründung 2016 brachte es die Band um Sänger A|V bereits auf sechs Alben, wobei der Schreihals alle vorherigen Platten im Alleingang umsetzte. „Existentialismus“ ist das erste Album, das in vollständiger Band-Besetzung aufgenommen wurde.

Eins vorweg: Diese Entscheidung war gut. „Existentialismus“ ist ein energetisches, dynamisch spannendes Werk geworden. Wie wendig und gleichsam standesgemäß die Briten agieren, demonstriert schon „A Legacy Of Sores“: Blastbeats und genretypisch sägendes Riffing treffen auf nicht weniger konformen, jedoch absolut passenden Gesang. Für ein wenig Lockerung sorgt dann ein stilvoller Midtempo-Part, der ähnlich einer Wellenbewegung im nächsten Wutausbruch kulminiert. Ja, ja, alles schon mal gehört. Das Khold-Gedächtnis-Riff im letzten Drittel verfehlt seine Wirkung deshalb trotzdem nicht.

Spätestens mit „Pyramidi Liberi“ ist klar: ABDUCTION lassen sich nicht den Löffel aus dem Mund nehmen. Melancholische Schwere trifft hier auf wütende Rasanz und starke Melodien. Vergleiche zu Schammasch und Akhlys sind hier durchaus zulässig. Ganz allgemein ist es erfrischend, wie souverän sich die Band durch die Kernsparten des Extreme Metal manövriert. Die eisigen Melodien eines „Truth Is As Sharp A Sword“ fungieren so hymnisch, wie sie gleichzeitig brachial alle Register der alten Schule honorieren. Letztgenannter Song ist durch seine vielseitige Komposition ein Highlight auf „Existentialismus“.

„Razors Of Occam“ mag den Schreiber fast ein wenig an aktuelle Behemoth erinnern, wenn auch nicht so pompös und eher in Bodennähe. Die dichten Death-Metal-Wände erzeugen eine fast hypnotische Stimmung. Stimmung – ein wichtiges Stichwort; die kann nämlich manchmal verloren gehen, wenn man es mit der Atmosphäre im Black Metal zu genau nimmt. Das ist allerdings kein Verhängnis, das ABDUCTION sich anlasten müssen. Denn neben stilvoller Dunkelheit groovt und prügelt man sich auch hier von einem starken Arrangement zum nächsten.

Um den Sack zuzumachen: Mit Bands wie ABDUCTION ist es immer etwas bedauerlich – sie sind eine von derweil zu vielen wirklich guten (und immer noch jüngeren) Vertretern ihres Genres. „Existentialismus“ bietet in diesem Rahmen auf ganzer Linie stilechte Unterhaltung und jede Menge Spaß. Da ist es beinahe schade, dass es eben „nur“ ein weiteres – wenn auch sehr gutes – Genre-Album geworden ist. Freunde modernen Black Metals werden ABDUCTION mit ihrem neuen Werk ganz sicher abholen. Ob die Platte innerhalb ihres musikalischen Rahmens aber einen Unterschied macht, darf in Frage gestellt werden.

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Wertung: 8 / 10

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2 Kommentare zu “Abduction – Existentialismus

  1. Ich glaube, hier hat sich ein Fehlerteufelchen eingeschlichen. Laut meiner Recherche kommt die Band nicht aus den USA, sondern aus dem UK.

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