Review Adramelch – Opus

Aus, vorbei, nie wieder – mit „Opus“ beenden die Italiener von ADRAMELCH ihre seit 1986 andauernde, von einer langen Pause unterbrochene Karriere, in deren Verlauf gerade einmal vier Alben aufgenommen wurden. Vom Überraschungseffekt, den das Debüt „Irae Melanox“ seinerzeit 1988 produzieren konnte, von der kurzzeitigen Aufregung um die Band konnte die Truppe selbst nicht profitieren; ich wage die Behauptung, dass ADRAMELCH heute nur wirklichen Szene-Kennern ein Begriff sind. Mit „Opus“ gibt es nun aber einen weiteren Grund, an diesem Umstand etwas zu ändern – denn selten ist eine Band mit einem so schönen Album von der Bühne abgetreten.

Vom Prog-Metal der Anfangstage hatten sich ADRAMELCH bereits nach ihrer Reaktivierung 2003 weitestgehend verabschiedet und sich ruhigeren, manchmal dem Art Rock verwandten Klängen zugewandt. Diese Linie wird auch auf „Opus“ weitergeführt. Mit einer wunderbar vollen, warmen Produktion im Rücken gelingen den fünf Italienern dabei eine Handvoll schlicht einwandfreier Prog-Rock-Songs, bei denen die Konzentration ganz klar auf Melodieführung und Atmosphäre liegt. Statt instrumentaler Selbstdarstellungskunst setzen ADRAMELCH auf klare Songstrukturen sowie eine eingängige Gesangs- und Gitarrenarbeit. Die Platte hat etwas Verträumtes, ab und an Melancholisches, wirkt aber zugleich gefasst und befreit und liefert damit vor allem in der zweiten Hälfte den idealen Soundtrack für die Thematik des Abschieds, die bei „Opus“ nolens volens immer wieder durchscheint.

Die CD hat in der Anordnung der Songs ein wenig den Charakter einer Reise; wo der Opener „Black Mirror“ noch etwas kerniger zur Sache geht, verlagert sich das Gewicht zunehmend auf ruhigere, beinahe schwebende Arrangements und endet mit den nachdenklichen Klangweiten von „Where Do I Belong“. Dazwischen gibt es mit „Long Live The Son“ sowie dem Dreierpack „As The Shadows Fall“, „Forgotten Words“ sowie „Trodden Doll“ Songs von zeitloser Schönheit, bei denen die hohe, klare Stimme von Sänger Vittorio Ballerio voll zum Tragen kommt. Solche Stücke können etwas schwächere Nummern wie „Fate“ oder „A Neverending Rise“ nicht nur ohne Probleme ausgleichen, sie sind auch der Grund dafür, warum sich „Opus“ auf längere Sicht zu einem formidablen Dauerläufer im heimischen CD-spieler entwickeln kann. Diese Musik macht in ihrer verträumten Art einfach Spaß.

ADRAMELCH ist mit ihrem letzten Album ein würdiger Abschied gelungen. Wir sagen leise Servus – und drücken nochmal auf Play.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

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