Review Aeon Winds – Stormveiled

Im symphonischen Black Metal gehören Emperor und Limbonic Art unbestritten zu den Besten der Besten. Obwohl AEON WINDS sowohl von ihrem Label als auch von ihren Hörern mit diesen beiden Spitzenreitern des Genres verglichen werden, hält sich der Bekanntheitsgrad der Slowaken bislang in überschaubaren Grenzen. Dennoch haben AEON WINDS mit ihrem Debüt „Those Who Will Remain Silent Forever“ (2012) und ihrer Handvoll Splits bei einigen ihrer Künstlerkollegen offenbar einen guten Eindruck hinterlassen. Auf der Gästeliste ihres zweiten Albums „Stormveiled“ stehen nämlich unter anderem große Namen wie Mortiis und Dis Pater (Midnight Odyssey).

Dass die beiden Keyboard-affinen Gastmusiker die Platte ausschließlich mit ihren Stimmen beehren, würde man beim Hören gewiss nicht vermuten. In ihren Songs setzen AEON WINDS das vielseitige Tasteninstrument nämlich ebenso flächendeckend ein wie ihre renommierten Unterstützer in deren eigenen Projekten. Zu den sphärischen Klangflächen, die den langsam zu einem Sturm anschwellenden Opener „Of Times Forgotten…“ irgendwo zwischen Ambient und Dungeon Synth einläuten, gesellen sich schließlich immer mehr interessante Sound-Variationen. Mal kreieren AEON WINDS mit elegant klimpernden, hallenden Klaviertönen eine nachtschwärmerische Atmosphäre, nicht unähnlich jener auf Dimmu Borgirs „Enthrone Darkness Triumphant“ (1997), mal nehmen die Keyboards einen bombastischen, fast schon spacigen Klang an, der an Shade Empires „Sinthetic“ (2004) erinnert.

„Legacy Of The Unconquered“ ruft mit seiner opulenten Theatralik sogar Assoziationen zu The Kovenants „Nexus Polaris“ (1998) hervor. Doch nicht bloß bezüglich der Orchestrierung spielen AEON WINDS ihre Vielseitigkeit aus. Genretypisch garstige Screams treffen auf die teils erhaben chorhaften, teils verträumten Clean-Vocals der Gastsänger, die Gitarrenleads sprühen mitunter geradezu vor Epik („Dawn Of The Untamed Moon“), die Drums werden exzessiv verdroschen und hin und wieder gibt es ein melancholisches Akustikgitarren-Interlude („Dying Star Remembrance“).

Im Gegensatz zu den überwältigenden Kompositionen lässt die Produktion des Albums jedoch schwer zu wünschen übrig. „Stormveiled“ klingt furchtbar unausgewogen, sodass immer wieder der Gesang oder eines der Instrumente untergeht, während die allzu plump in Szene gesetzten Drums oft zu sehr dominieren. Die an sich fantastischen Songs, die AEON WINDS erdacht haben, stehen hier deshalb leider in einem äußerst ungünstigen Licht.

„Stormveiled“ ist zugleich beeindruckend und enttäuschend. Beeindruckend, weil das Songmaterial, das AEON WINDS darauf zum Besten geben, bezüglich Kreativität mit Leichtigkeit an jenes der oben genannten Referenzbands heranreicht. Enttäuschend, weil die dürftige technische Umsetzung die Slowaken daran hindert, tatsächlich zu den Großen ihres Genres aufzuschließen. Zwar lassen sich die mitreißenden, stimmungsvollen Stücke trotz ihres groben, beinahe launenhaften Sounds durchaus bestaunen, ein wahres Meisterwerk klingt jedoch anders. Wenn es ein Album gibt, bei dem ein überarbeiteter Re-Release wünschenswert wäre, dann ist es dieses. Vorerst kann man jedoch nur hoffen, dass AEON WINDS in den Klang ihrer nächsten Platte mehr Ressourcen stecken werden.

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Wertung: 7 / 10

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