Review Ahnenkult – Als das Licht verging

Aufgrund der technischen Errungenschaften der letzten Jahre und Jahrzehnte ist es heutzutage schon verhältnismäßig einfach, Musik von zuhause aus aufzunehmen und selbst zu vermarkten. Oft halten sich frisch gegründete Musikgruppen gar nicht mehr damit auf, sich mit Demos oder EPs bei Labels vorzustellen, sondern werfen sich gleich mit einem Full-Length-Album ins Getümmel. AHNENKULT gehören demzufolge nicht nur dem Namen nach zu den Traditionalisten: Acht Jahre nach ihrer Gründung und einer Handvoll Kurzalben veröffentlichen die deutschen Pagan-Metaller mit „Als das Licht verging“ erstmals eine Platte in voller Länge.

Dass sich das Duo auf seinem Debüt thematisch mit nordischer Mythologie auseinandersetzt, wird Kenner des Genres zwar kaum von den Socken hauen, aber mit ihrem Fokus auf die astrologischen Aspekte des heidnischen Götterglaubens haben Ahnenkult immerhin einen geringfügig neuartigen Blickwinkel für ihre Erzählung gewählt. Diese Einschätzung lässt sich in etwa auch auf die Musik selbst übertragen. Im Grunde genommen geben AHNENKULT auf „Als das Licht verging“ Altbekanntes wieder: Die knorrigen Screams, die hymnenhaften Männerchöre, die bodenständigen Riffs und Drums, sogar die beschwingten Clean-Gitarren, welche die selbsternannten „Ancient-Metaller“ immer wieder durch ihre Tracks tänzeln lassen, hat man bereits auf zahllosen anderen Pagan-Metal-Platten gehört.

Obwohl hier somit keinerlei Konventionen gebrochen und auch keine neuen Maßstäbe in Sachen Intensität gesetzt werden, eignet sich das Material des Zweigespanns keinesfalls bloß zur austauschbaren Hintergrundbeschallung. Die ihnen zur Verfügung stehenden musikalischen Utensilien wissen AHNENKULT nämlich überaus geschickt einzusetzen. Obwohl die sieben Stücke weitgehend homogen komponiert sind und keinerlei stilistische Anomalien aufweisen, kann man sie ohne Mühe voneinander abgrenzen und im Kopf behalten.

Insbesondere der anfangs vielleicht etwas gewöhnungsbedürftige, gerade dadurch aber markante und abwechslungsreiche Schreigesang („Konstellation“) und die einfallsreichen, oftmals regelrecht erhabenen Riffs („Sternenstaub“) prägen sich auf Anhieb ein. Hier beweisen AHNENKULT ihr ausgeprägtes Gespür für eingängige, aber keineswegs banale Rhythmen. Schwachstellen gibt es auf „Als das Licht verging“ praktisch keine, nicht einmal hinsichtlich der wunderbar warmen und organischen Produktion, die die Songs von ihrer besten Seite zeigt.

Bis auf den überraschend niedergeschlagenen Neunminüter „Stella Polaris“, mit dem AHNENKULT ihr Erstlingswerk zwar nicht unbedingt auf eine freudvolle, auf jeden Fall aber äußerst stimmige Weise ausklingen lassen, gibt es auf „Als das Licht verging“ eigentlich keine nennenswerten Höhepunkte. Man vermisst ebensolche aber zu keinem Zeitpunkt, da das knapp dreiviertelstündige Album ohnehin nur aus durchwegs starken Tracks besteht. Abgesehen von der einen oder anderen etwas zu schwülstig geratenen Gesangs- und Spoken-Word-Passage haben sich AHNENKULT keinerlei Fehltritte geleistet und somit eine rundum gelungene Pagan-Metal-Platte geschaffen.

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Wertung: 8 / 10

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