Black Metal und Natur gehören ja schon immer untrennbar zusammen, eignen sich die düsteren, geheimnisvollen Klänge doch wunderbar dazu, geeignete Stimmungen für den mystischen Blick auf die Natur zu kreieren. Das dachten sich wohl auch ALASTOR, die mit „Waldmark“ knapp zehn Jahre nach ihrem letzten Album ihr drittes Werk und gleichzeitig den Abschluss ihrer „Wooden Trilogy“ vorgelegt haben. Das selbsterklärte Ziel der vor knapp 20 Jahren gegründeten Band ist es, die Flamme des Black Metal der frühen 90er Jahre am Leben zu halten.
Hört man sich „Waldmark“ an, dann kann man dem in der Biographie aufgeführten Gründungsjahr 1996 kaum Glauben schenken, reicht die Instrumentalperformance auf dem Album doch kaum über die lokale Nachwuchs-Black-Metal-Band von nebenan hinaus. Die Scheibe ist über weite Strecken erschreckend amateurhaft eingespielt und klingt eher, als hätte die Band die Songs live in einem Take durchgespielt und dann einfach so gelassen. Anders ist es kaum zu erklären, dass der Produktionsverantwortliche anscheinend fast nichts geschnitten oder korrigiert hat, was bei den technischen Möglichkeiten heutzutage nicht anders als mit Faulheit oder vollkommenem Unvermögen erklärt werden kann. Letzteres erscheint hierbei deutlich wahrscheinlicher, denn auch der mäßig gute Sound lässt sehr zu wünschen übrig. Kaum ein Schlagzeugakzent sitzt hier also auf dem dazugehörigen Gitarrenakzent, was durchaus verwundert, denn die Musik auf „Waldmark“ ist so dermaßen simpel, dass es schon erstaunlich ist, dass man sie überhaupt so unsauber einspielen kann. Aber fairerweise muss man sagen: Das gehört ja auch irgendwie zum waschechten Underground-Black-Metal-Sound der 90er dazu.
Trotz dieser harten Kritik machen ALASTOR doch auch einiges richtig. Wo das für 90er-Jahre-Black-Metal klassische „Blastbeats auf Midtempo ist leider das einzige, was ich spielen kann“-Schlagzeug leider schon nach zwei Minuten enorm langweilt und der furchtbare, zum Glück nur selten eingesetzte Klargesang eher abschreckt, da werten die Gitarrenharmonien und -melodien das Album vergleichsweise sehr auf. Hier haben sich ALASTOR mit atmosphärischem Akkordgeschraddel und einfachen, aber effektiven Riffs tatsächlich die wenigen positiven Merkmale jenes Black Metals zunutze gemacht, dem sie huldigen wollen. Ihre Naturthematik und Mystik werden durch die melancholisch düsteren, unaufgeregten, bisweilen sehnenden Klänge gut transportiert und retten das Album letztlich vor der Belanglosigkeit sonstiger 90er-Black-Metal-Revivalversuche, die dort draußen vor allem im Netz herumgeistern und eigentlich zu Recht kaum noch jemanden interessieren.
Auch der zwar nicht außergewöhnliche, aber doch gut passende gutturale Gesang rundet das atmosphärische Klangbild von „Waldmark“ ab und verleiht manchen Songs einen ganz eigenen Charme. In dieser Hinsicht stechen vor allem „Army Of The North“ und „Lord Of The Bohemian Forest“ positiv hervor und wissen, zumindest im Rahmen ihrer Möglichkeiten, zu überzeugen. Wirklich überragend machen jedoch auch die Gitarren das Album nicht wirklich, obwohl sie zweifellos das Potential hätten, aber dafür wiegen die restlichen Kritikpunkte dann doch zu sehr. Mit einem besseren Schlagzeuger, zumindest aber einer besseren Produktion könnte das beim nächsten Mal deutlich stimmiger werden.
„Waldmark“ ist ein Album für jene Leute, die bei jeder Gelegenheit lautstark bedauern, dass Black Metal heute sowieso nicht mehr das ist, was er in seinen Anfängen einmal war. Da mag man zwar entgegnen, dass das gut so sei, aber auch diese Leute wollen ja ab und zu mal neue Musik. ALASTOR, die ihre Sache innerhalb dieses engen Genrekorsetts tatsächlich ganz gut machen, sind da ein möglicher Ansprechpartner. Herausragend ist das Ganze allerdings natürlich nicht.
Wertung: 5.5 / 10