Review Albi’s Corner – Off The Hook

Lange hat es gedauert, bis sich Ralf Albers mit seinem akustischen Soloprojekt Albi’s Corner dazu entschloss, seine erste CD zu veröffentlichen. Seit vielen Jahren kennen ihn die meisten als Frontmann von Fiddler’s Green, den fröhlichen und größtenteils auf Party getrimmten Irish Independent Speedfolk-lern aus Erlangen. In seinem Nebenprojekt präsentiert „Albi“ seine persönliche Seite: Verträumt, bodenständig und melancholisch mit ungewohnten Blues- und Countryelementen. Ein Hauch von Lagerfeuerromantik zieht sich durch das gesamte Album namens „Off The Hook“. Durch seine einzigartige Stimme verleiht Albi allerdings vielen alten und größtenteils unbekannten Traditionals neues Leben. Dazu kommen seine Qualitäten als Texter beim Ausflug in die Singer/Songwriter-Gefilde nicht zu kurz.

Die ersten Stücke entfalten ihre Wirkung allesamt beim ersten Hördurchgang: Fiddlers-Fans werden „These Feelings“ und „Another Spring Song“ bereits aus dem letzten Studioalbum „Drive Me Mad“ kennen, wobei die Versionen insgesamt nicht groß unterschiedlich sind. Mit „Souling Song“, einem Duett mit Subway to Sally-Frontmann Eric Fish und instrumentaler Unterstützung von Anna Kränzlein sowie Birgit Muggenthaler-Schmack (Schandmaul), folgt das herausragendste Stück des gesamten Erstlingswerks direkt zu Beginn. Ein einprägsamer Text und die dazugehörige fröhliche Ohrwurmmelodie vermischen sich zu einem Klangerlebnis, das man so schnell nicht mehr aus den Ohren bekommt.
Den Mittelteil des Albums – von „Just Look At Me“ bis „All The Places“ – finde ich persönlich etwas schwächer, da mir auch beim wiederholten Hören kein Song im Kopf blieb. Vor allem der zweistimmige und „stakkatoartige“ Gesang bei „Time And Me“ bzw. „All The Places“ sagten mir nicht zu. Trotzdem konnte mich Albis Stimme halbwegs bei Laune halten.
Diese passt zu jener bodenständigen Form von Musik wie keine zweite und steht bei seinem Nebenprojekt noch mehr im Vordergrund als bei den Fiddlers. Einfühlsam und emotionsgeladen versucht er den Zuhörern seine Lieder näher zu bringen, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Im letzten Drittel des Albums gelingt dies durch die eher schnellen Stücke wie „Baltimore“, „The Push“ und „Charlie“ auch wieder besser, da es signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Songs gibt und man automatisch gespannter lauscht, da man nie das Gefühl hat, in eine Art Monotonie zu verfallen oder die Musik auf dieses oder jenes Stück reduzieren zu können. Den Abschluss bildet schließlich eine gelungene, traurige Liebesballade namens „Migration“.

Für ein Nebenprojekt und ein Erstlingswerk haben Albi und seine Mitmusiker eine qualitativ hochwertige CD entstehen lassen. Das Artwork ist schlicht und passt von der Aufmachung zum Liedgut. Ich persönlich schätze besonders die Vielseitigkeit der CD: Man kann sie bequem nebenbei laufen lassen oder sich auf die Texte konzentrieren. Das Klangerlebnis ist aber in jedem Fall ein positives. Einzig und allein der Mittelteil, der aus durchweg ruhigen Stücken besteht, hätte eine Auffrischung vertragen können, so wie man sie am Ende von „Off The Hook“ reichlich findet. Vielleicht sollten beim nächsten Mal auch einfach nur die Stücke anders angeordnet werden.

Wertung: 7.5 / 10

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