Review Alessandro Bertoni – Keystone

Der Name ALESSANDRO BERTONI dürfte hierzulande selbst Szenekennern kaum ein Begriff sein. Sein Debüt gab der italienische Keyboarder im Jahr 2008 mit der Instrumental-Band Aphelion. Jetzt veröffentlicht er sein erstes Soloalbum, für das er drei namhaften Größen der internationalen Rock- und Jazz-Fusion-Szene gewinnen konnte: Schlagzeuger Virgil Donati (Planet X, Steve Vai, Allan Holdsworth), Bassist Ric Fierabracci (Chick Corea, Billy Cobham, Dave Weckl) und Gitarrist Brett Garsed (Uncle Moe’s Space Ranch, Planet X) – eine hochkarätige Besetzung, die allerdings hauptsächlich einspielen und nicht komponieren durfte; denn für das Songwriting zeichnet sich ALESSANDRO BERTONI weitgehend allein verantwortlich.

Das Ergebnis klingt genau wie erwartet: „Keystone“ ist eine schlüssige Mixtur aus Progressive Rock und Jazz-Fusion, die mehr als einmal an Planet X erinnert. Da passt es gut ins Bild, dass die Platte ausgerechnet von Planet-X-Chef Derek Sherinian produziert wurde und ALESSANDRO BERTONI für die Aufnahmen sogar auf Sherinians Keyboardarsenal zurückgreifen durfte.

Das erklärte Ziel des Italieners war es, die Musik wie eine echte Band klingen zu lassen – und das hat er geschafft. Denn er widersteht der Versuchung, sein eigenes Album von vorne bis hinten mit Keyboardsounds und -spuren zu überhäufen und sein Können zum reinen Selbstzweck zur Schau zu stellen. Eher das Gegenteil ist der Fall: Die Kompositionen sind songdienlich und schlüssig, die Solospots gerecht auf alle Beteiligten verteilt und sinnvoll platziert. Dabei hält sich Bertoni allerdings beinahe ein wenig zu stark zurück – vermutlich aus Respekt vor seiner beeindruckenden Begleitmannschaft. Dennoch ist das etwas schade, schließlich ist es sein Soloalbum.

Vielleicht liegt es auch daran, dass „Keystone“ zwar nett und routiniert unterhält, sich aber leider nicht nachhaltig im Ohr festsetzen kann. Es fehlt an prägnanten Momenten, die hängen bleiben – die Musik ist zu handzahm, drängt sich dem Hörer zu wenig auf. Das ist schade, den die musikalischen Leistungen aller Beteiligten sind über jeden Zweifel erhaben und technisch beeindruckend. Insbesondere die vitale Rhythmusgruppe weiß zu gefallen und haucht dem etwas faden Songmaterial zumindest ein Quäntchen Leben ein. In Kombination mit der zwar blitzsauberen, aber sterilen Produktion (typisch Sherinian) und der viel zu kurzen Spielzeit von 36 Minuten ergibt das leider eine Platte, die nur für absolute Instrumental- und Jazz-Fusion-Freunde wirklich interessant sein dürfte.

Wertung: 6 / 10

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