Review Amaran´s Plight – Voice In The Light

Rockopern sind vor allem im Progressive- und Powermetal in aller Munde. Unter dem Projektnahmen „Amaran’s Plight“ haben sich nun vier in der Progszene nicht ganz Unbekannte zusammengeschlossen, um eine ebensolche zu veröffentlichen. An Bord: Hauptverantwortlicher, Gitarrist, Keyboarder und Chorsänger Gary Wehrkamp (Shadow Gallery), Schlagzeuger Nick d’Virgilio von Spock’s Beard, Sänger D.C. Cooper (Silent Force, Explorers Club, ex-Royal Hunt) und Bassist Kurt Barabas von Under The Sun.

Auf „Voice In The Light“ (das nächste Mal noch eine Spur mehr Klischee, wenn’s geht!) erzählen sie die Geschichte eines Mannes, der eine Nahtoderfahrung macht, als er als Teenager in einen eingefrorenen See einbricht. Er empfängt eine Nachricht von „der anderen Seite“ und irgendwann in seinem turbulenten, oft auch traurigen Leben wird er sich der Nachricht wieder bewusst, verfolgt die Spur seiner Vergangenheit und trifft schwere Entscheidungen mit der Nachricht im Hinterkopf. Seine letzte Entscheidung jedoch wird die Welt für immer verändern. Solch eine knapp umrissene Erklärung bietet der Promozettel. Die Story beruht auf dem gleichnamigen Buch von John W. Crawford, das allerdings noch nicht veröffentlicht ist. Bevor ich mich der Musik widme, noch ein paar Worte zu dem Booklet: Auch dieses trieft vor Klischees, wobei es besonders toll ist, dass man als durchgehendes Illustrationselement Fotos einer Dame in ihren verschiedenen Lebensstationen gewählt hat: So gibt es süße Kinderfotos, Teenager-Pics, erotische Autowaschbilder mit viel Haut und ähnliches. Ich weiß nicht, wann ich so etwas das letzte Mal bei einem Progalbum gesehen habe! Schon unfreiwillig komisch, aber sei’s drum.

„A Voice In The Light“ umfasst ganze 13 Tracks zwischen 1 ½ und 13 ½ Minuten, insgesamt kommt man so auf eine Gesamtspielzeit von 78 Minuten. Interessanterweise wird John W. Crawford auch als ausführender Produzent auf dem Album genannt, allem Anschein nach ist er mit seiner Idee zu dieser Rockoper an Gary Wehrkamp herangetreten. Dieser hat dann die musikalische Umsetzung übernommen. Das Ergebnis klingt dann so, wie Musik von Wehrkamp eben klingt und kann grob mit Shadow Gallery verglichen werden. Soll heißen: Es gibt melodischen Metal, frickeligen Prog, jede Menge ultrakitschige Gesangsmelodien, viel Piano, sehr viel Chorgesang. Im Gegensatz zu Shadow Gallery finden wir hier aber weniger Prog und Metal, das ganze erinnert oft eher an symphonischen Classic Rock. Die Gesangs- und Chorrangements machen überdeutlich, wer hier die Fäden in der Hand hielt. Mit diesem Kitsch muss man zweifelsohne klar kommen, schlecht ist die Musik aber keineswegs. Das liegt auch an seinen musikalischen Mitstreitern: D.C. Cooper ist ein begnadeter Sänger, der ein ums andere Mal in der Lage ist, Gänsehaut zu erzeugen und einfach keine schlechten Performances abliefert. Mit Nick d’Virgilio ist zudem ein zurückhaltend, aber stets passend aufspielender Schlagzeuger dabei. Kurt Barabas macht seinen Job auch sehr ordentlich.

Erwähnt werden sollte vielleicht auch, dass Michael Sadler (Saga) einen Gastauftritt auf dem Album hat: Er singt genau eine Strophe im abschließenden Longtrack „Revelation“. Leider ist der Track, auf dem er hauptsächlich zu hören ist, „Reflections Pt. 2“, nicht auf der hier erhältlichen Version zu hören, sondern nur in Japan als Bonustrack erschienen. Mir unverständlich, warum man den Song nicht einfach überall als Zugabe mit drauf gepackt hat. Der Chef vom verlegenden Label Progrock Records, Shawn Gordon, steuert höchst selbst ein Keyboardsolo bei. Mit Hilfe von eingestreuten Sprechpassagen, Atmosphärengeräuschen und Samples wird man dem Konzeptcharakter der Scheibe gerecht. Allerdings hat man das Gefühl, dass aufgrund der Story zu viel Text untergebracht werden musste. Die eine oder andere Länge hat das Album dabei sicherlich, was ich aber nicht als besonders schlimm empfinde.

Wer gern Shadow Gallery oder Savatage hört und sich nicht an dem überbordend symphonischen, manchmal auch leicht neoproggigen Sound und dem Kitschfaktor stört (als Selbsttest kann hier gut „I Promise You“ oder jede Shadow Gallery-Ballade dienen), dem sei dieses durch und durch routinierte Werk durchaus ans Herz gelegt. Ich bin allerdings der Meinung, dass diese Besetzung zu mehr in der Lage gewesen wäre, wenn sie sich einfach darauf konzentriert hätte, ohne Rücksicht auf Verluste zu rocken.

Wertung: 7.5 / 10

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