Review Anathema – Universal

Nachdem die britische Doom- / Gothic- / Progressive-Legende ANATHEMA zwischen 2002 und 2006 gleich drei DVDs auf den Markt warf, konzentrierte man sich danach zunächst einmal auf neue Studioalben. Jetzt sind sie mit „Universal“ und somit mit neuem audio-visuellen Musikgut zurück. Im folgenden wird es um die CD gehen.

Es gibt Bands, die Live-Scheiben herausbringen, um potentielle Hörer auf seinen breit aufgestellten Backkatalog aufmerksam zu suchen. Dies trifft auf ANATHEMA natürlich nicht zu, wer sich nur einigermaßen mit Cavanagh und Co auskennt, weiß: Die Liverpooler können quasi drei oder fünf Konzertabende spielen, ohne sich dabei zu wiederholen oder etwas von ihrer Einzigartigkeit einzubüßen.
Im Gegensatz zu den drei früheren DVDs hat man noch einmal kräftig aufgestockt und spielt dieses Mal nicht nur mit einem Streich-Quartett zusammen, sondern teilt die Bühne mit den Philharmonikern der Gastgeberstadt Plovdiv in Bulgarien. Kein Wunder, haben sich ANATHEMA in den letzten Jahren doch immer weiter zu der Kuschelband (im positiven Sinne) der Metalszene entwickelt. Und so kommen gerade die ruhigen Momente unglaublich intensiv rüber, leider liegt die Veröffentlichung, wie gesagt, nur in Form der CD vor. Aber schon hier präsentiert man sich von seiner besten Seite, sicherlich ist der Sound nachträglich etwas aufgehübscht worden, aber angesichts weniger Spielfehler klingt es für eine Liveaufnahme schon fast zu glatt geschliffen.

Nun, bleibt ja immer noch die opulente Trackliste, wer wie ANATHEMA aus dem Vollen schöpfen kann, tut das in der Regel auch und so spielt man in diesem Fall zwar in erster Linie Songs vom letzten Album „Weather Systems“, baut aber immer wieder auch ältere Lieder ein, die sich überraschend harmonisch in das Gesamtkonzept einfügen. Genaugenommen finde ich da auch nur ein Haar in der Suppe: Obwohl das unglaubliche „Angelica“ bislang nur auf einer Live-Veröffentlichung vertreten ist, fehlt es hier. Ansonsten ist die Platte randvoll mit magischen Momenten, beide „Untouchable“-Teile, das wahnsinnig emotionale „Dreaming Light“, „The Storm Before The Calm“ mit dem aufwühlenden Ende oder das aus irgendeinem Grund noch großartiger als in der Studioversion klingende „A Simple Mistake“ machen jedes für sich die Anschaffung eigentlich schon sinnvoll.

Wie gesagt, leider liegen die Bilder zu dem Ohrenschmaus nicht vor, wer aber ältere Live-Darbietungen von ANATHEMA kennt, dürfte sich in etwa vorstellen können, wie „Universal“ anzuschauen ist. Der empfohlene Blindkauf in Verbindung mit der DVD ist in diesem Falle also durchaus wörtlich zu nehmen, die Band beweist das, was eigentlich keines Beweises mehr bedarf: In Sachen emotionaler, intensiver, atmosphärischer und melancholischer Musik führt absolut kein Weg an den Briten vorbei.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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