Review Anchors & Hearts – Based On True Stories

Wenn es um Hardcore-Alben geht, sind es immer wieder die deutschen Independent-Labels, auf denen sich die wahren Perlen tummeln: Während Terror spätestens bei ihrem letzten Release erkennbar die Luft ausgegangen ist, Hatebreed schon immer hörbar die breite Masse bedient haben, neue Releases von Bands wie Comeback Kid und Evergreen Terrace auf sich warten lassen und sich viele Bands sowieso eher trendigem Metalcore zuwenden, tut sich mit ANCHORS & HEARTS aus Deutschlands nördlichster Großstadt Hamburg wieder einmal eine bisher unbekannte Band mit „Based On A True Story“ positiv hervor.

ANCHORS & HEARTS pflegen erfreulicherweise einen wenig metallischen Stil und pflügen sich lieber mit vielen melodischen Riffs durch ihr erstes Full-Length. Zieht man einige wenige Breakdowns ab, denen sich die Norddeutschen hin und wieder bedienen und die so gar nicht stimmig sind, hat man es mit einem runden Gesamtwerk zu tun. Die temporeichen, punkigen Songs gehen durchweg gut ins Ohr – durch die Mischung aus Hardcore-Shouts und klischeefreien Clean-Vocals werden dabei alle Gemüter bei der Stange gehalten. „This Is A Riot“ sticht als erster Song, mit hellen Gitarrenmelodien und mitunter zweistimmigen Leads, richtig hervor, „Scene. Style. ****“ ist derweil ein perfektes Beispiel für großartigen, zeitgemäßen Hardcore-Punk, der beide Lager zu bedienen weiß und dabei nicht, wie die ehemals fantastischen Your Demise, in die Bereiche des Kommerz-Hardcore abzudriften: Die Refrains sind wahnsinnig emotional, die Gitarren zünden sofort, die Drums peitschen nach vorne – so muss es sein. „Extraterrestrial Warfare“, das die Intensität kurz darauf nochmals deutlich erhöht, ist der beste Song des Albums, während „Pieces“ mit fantastischen, melancholischen Zwei-Ton-Leads zu Beginn für eine Menge Atmosphäre sorgt.

Mit 26 Minuten ist „Based On True Stories“ allerdings sehr kurz geraten, auch für ein Hardcore-Album – immerhin ist es das Debüt der Band, da kann (sollte) noch nicht von mangelnder Inspiration die Rede sein. Und dass der Titel der Platte praktisch identisch mit dem der letzten Sick-Of-It-All-Platte („Based On A True Story“) ist, lässt auch Raum für Interpretationen. Positiv fällt jedoch auf, dass ANCHORS & HEARTS ihren Platz in der schmalen Nische zwischen Null-Acht-Fünfzehn, Individualität und Ausverkauf gefunden haben, und zwar an der richtigen Stelle: „Based On True Stories“ ist geradlinig, zielstrebig und nie langweilig, wenn auch nicht besonders abwechslungsreich. Lieder wie „Landscapes“, das vor sonnigen Melodien nur so strotzt, dürfte auch nicht nur Hardcore-Fans auf den Plan rufen, sondern viele Leute vor die Bühne zu locken im Stande sein. Dieses Potenzial haben ANCHORS & HEARTS auch ganz allgemein.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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