Review Apallic – Of Fate And Sanity

Quietschende Reifen. Ein Krachen. Dann Sirenen. Hektisches, besorgtes Gemurmel. Das gleichmäßige Piepen eines EKGs. Der Herzrhythmus wird schneller, bis schließlich Alarmsignale ertönen. Alles mit einem bedrohlichen Wabern unterlegt. Mit diesem fantastischen Intro beginnen APALLIC aus Emden in Niedersachsen ihr Debütalbum „Of Fate And Sanity“. Es behandelt das Schicksal eines durch den in der Einleitung „Iter Initium“ dargestellten Unfall ins Wachkoma gefallenen Menschen, der durch den dadurch verursachten Erinnerungsverlust seine Situation zu begreifen versucht. Eine Prämisse, die an den im Kriegskontext thematisch ähnlichen Spielfilm „Johnny Got His Gun“ erinnert, der bereits von Metallica in ihrem Hit „One“ vertont wurde.

APALLIC spielen nach eigener Angabe progressiven Death Metal. Progressiv ist an ihrer Musik allerdings recht wenig. Sie erinnert mehr an eine Mischung aus dem melodischen Death Metal von Hypocrisy, At the Gates und Amon Amarth mit Åkerfeldt-Growls. Wie auch immer man jedoch die Musik des Quintetts kategorisieren mag – die fünf Musiker machen ihren Job jedenfalls verdammt gut! Mit „The Awakening“ legen die Jungs gleich ein brachiales Death-Metal-Stück und Album-Highlight vor, das vor allem mit seiner Eingängigkeit überrascht. Sicherlich waren die Mitglieder von APALLIC zuvor bereits in anderen Projekten aktiv, denn sowohl in Sachen Songwriting-Fertigkeiten als auch instrumentales Können legt die Formation eine beachtliche Professionalität an den Tag. Durch die starke Produktion, die sehr sauber, transparent, kraftvoll und vor allem erfrischend nach tatsächlicher, organischer Band und nicht wie heute leider so oft üblich nach im Studio totperfektioniertem Computersound klingt, gewinnt „Of Fate And Sanity“ noch mal zusätzlich einiges an Wiedererkennungswert.

Dankenswerterweise verweigern APALLIC sich konsequent im Melodic Death Metal heutzutage oft gefundenen, ausgelutschten Harmonien und Melodien und wissen, wie sie ihre Songs spannend und unvorhersehbar gestalten. Das klappt natürlich bei manchen Stücken besser als bei anderen: Neben dem erwähnten „The Awakening“ können vor allem der At-The-Gates-Gedächtnis-Song „Masked Insanity“, das fetzige „The Watchmaker“ und das abschließende 14-minütige „A Taste Of Lethe“ überzeugen. Eher schwächelnd zeigt sich die Truppe bei zweifelsohne soliden, aber im Vergleich mäßig spannenden Stücken wie „Mental Prison“ beispielsweise. Dass eine Band gleich beim ersten Versuch ein perfektes Album vorlegt, ist allerdings selbstverständlich eh kaum zu erwarten. Umso mehr beeindruckt es, wie enorm gelungen dieses Erstlingswerk geworden ist.

Mit „Of Fate And Sanity“ haben APALLIC ein absolut stimmiges Debüt erschaffen, das jedem Freund melodisch angehauchten, kreativen und abwechslungsreichen Death Metals pure Freude bereiten dürfte. Mit einer Menge Talent für markante Riffs und Melodien gehören die fünf Musiker aus Niedersachsen zu den vielversprechendsten Newcomern dieses Jahr. Von dieser Band wird man (hoffentlich!) noch einiges hören.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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