Review Ashenspire – Speak Not Of The Laudanum Quandary

Politische Musikgruppen sind zwar vor allem im Punk, aber auch im Metal beileibe keine Seltenheit. Auch Bands, die sich in ihren Texten mit historischen Ereignissen auseinandersetzen, findet man in der Metalszene zuhauf. Dennoch haben sich die britischen Avantgarde-Metaller ASHENSPIRE mit ihrer Kritik an den Absurditäten und Gräueltaten des britischen Imperialismus für ein interessantes und unverbrauchtes Thema für ihr Debüt „Speak Not Of The Laudanum Quandary“ entschieden. Damit beziehen ASHENSPIRE klar Stellung gegen den oftmals im Metal vorherrschenden romantisierten Patriotismus – und das in Form von extraordinärer, mitreißender Musik.

Wem die Kategorisierung von ASHENSPIRE als Avantgarde Metal zu wenig aussagekräftig ist, der stelle sich gleichermaßen wütende wie verzweifelte Vocals, in etwa vergleichbar mit My Dying Bride oder Primordial, und dazu die zutiefst gefühlvollen Geigen der erstgenannten oder jene von Ne Obliviscaris vor. Während das Streichinstrument vergleichsweise konventionell – jedoch nichtsdestotrotz herausragend, entweder melancholisch oder unheilvoll – gespielt wird, setzen ASHENSPIRE in erster Linie über den Gesang Akzente.
Alasdair Dunn singt nämlich streng genommen fast gar nicht, er screamt auch nicht, sondern er trägt seine bitteren Texte in Form von theatralischem Sprechgesang vor. Dabei schafft er es, unheimlich viel ungezügelte Emotion in seine Stimme zu legen, viel mehr als so manch herkömmlicher Sänger. Selbstverständlich sind Gesang und Geige aber längst nicht alles, was die Songs des britischen Quintetts auszeichnet. Obwohl die Gitarren nur selten im Vordergrund stehen und meist eher rau denn melodisch erklingen, sind sie doch ein wichtiger Bestandteil des Klanggerüsts, zumal sie nur selten aussetzen und abwechslungsreich arrangiert sind.
Gerade die ruhigen Saitenklänge sind es, die zu Beginn von „Grievous Bodily Harmonies“ eine sanft melancholische Stimmung vermitteln, bevor auch dieser Track sich über hartes Riffing und getriebenes Drumming in einen gequälten Aufschrei der Verzweiflung verwandelt. Apropos Drumming, auch für dieses zeichnet Alasdair Dunn verantwortlich. Seine Leistung hinter den Kesseln ist nicht minder beeindruckend als hinter dem Mikro, sein Spiel rhythmisch vertrackt, aber keinesfalls chaotisch, und an den richtigen Stellen gnadenlos brachial. Hinzu treten noch die wunderbar kraftvolle, organische Produktion sowie die berührenden Pianomelodien und eleganten Bassläufe, mit denen ASHENSPIRE ihren Kompositionen den letzten Schliff verpassen.

Es ist beinahe unmöglich, in diesem einstündigen Opus einen Lieblingstrack oder Anspieltipp auszumachen, denn stilistisch stehen die Nummern einander sehr nahe. Langweilig wird es dennoch nicht ein einziges Mal, ASHENSPIRE haben mit ihrem Debüt ein außergewöhnliches und dramatisches Album geschaffen, das in jedweder Hinsicht brilliert. Die bis zu 13 Minuten langen Songs sind gewiss nicht leicht zu erfassen, aber auch nicht überfordernd. Einzelne Passagen prägen sich schnell ein und letztlich ist „Speak Not Of The Laudanum Quandary“ ein derartig besonderes Album, dass man sich nur zu gern genauer damit befasst.

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Wertung: 8.5 / 10

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