Review Astronomusic – The Four Seasons

Die beiden brasilianischen Musiker Adrianne Simioni und Zozimo Rech sind bereits seit 1991, damals noch unter dem Banner Orquestra Profana, aktiv. Gemeinsam bilden sie das Duo ASTRONOMUSIC, das sich vorrangig mit Space-Rock-Themen beschäftigt und diese in ein instrumental-progressives Gewand verpackt. Auch diverse Ambient- und Klassik-Anteile treten dabei wiederholt zu Tage. Letzterer Vorliebe wurde mit Vivaldis „The Four Seasons“ ein ganzes Album gewidmet, dass sich vom bekannten Klangbild der Südamerikaner ein ganzes Stück entfernt.

Zugegeben, klassische Musik in ein rockiges Gewand zu verpacken ist sicherlich keine neue oder bahnbrechende Idee. Jedoch ist es meistens von interessanter Natur die verschiedenen Blickwinkel diverser Musiker auf weltbekannte Werke zu erforschen. So haben ASTRONOMUSIC aber nicht nur einige Paradebeispiele ausgewählt, sondern alle zwölf Sätze der vier Jahreszeiten in ihrem eigenen Stil interpretiert und eingespielt. So ist gerade der Eröffnungssatz des Frühlings, der im dritten Satz nochmals aufgegriffen wird, eine der wohl bekanntesten Melodien aus dem klassischen Bereich, was den Einstieg in dieses Werk deutlich erleichtert. Im weiteren Verlauf wird der Longplayer nämlich deutlich verspielter, vertrackter und weniger greifbar. Dabei orientieren sich Adrianne Simioni und Zozimo Rech deutlich an der Vorlage und geben diese größtenteils mit zwei E-Gitarren wieder. Diese agieren in einem angemessen Tempo, je nach Stimmung und Atmosphäre. Auch akustische Gitarren und dezente Violinen kommen gelegentlich zum Einsatz, halten sich aber deutlich im Hintergrund und lassen dem bereits erwähnten Hauptinstrument genügend Platz zur Entfaltung. Die übliche sphärisch-elektronische Untermalung, die zwischen Space Rock und Ambient pendelt, kommt auch dieses Mal zum Einsatz, wenn auch in abgespeckter Form. Dennoch ist sie gerade bei wiederkehrenden Melodien oder Langstücken wichtiger als man vorerst annehmen möchte, werden doch die verschiedenen Grundstimmungen auf diesem Weg ausdrucksstark untermalt.
Aber auch Schwächen muss man den vier Jahreszeiten leider attestieren. Gerade dann, wenn in der Originalfassung ein ganzes Orchester opulent aufspielt, mangelt es den zwei E-Gitarren deutlich an Durchschlagskraft. Bisweilen schleichen sich in diesen häufig schnelleren Momenten einige Töne ein, die dem Gehör nur bedingt zuträglich sind und auf ihre Weise etwas schräg klingen. Die dunkleren Tonlagen stehen den Saiteninstrumenten in diesem Zusammenhang deutlich besser. Das Schaulaufen der Fähigkeiten am Gitarrenholz wirken aber bisweilen ab der Hälfte etwas ermüdend.

ASTRONOMUSIC haben mit „The Four Seasons“ zwischen progressiver und psychedelischer Rockmusik eine annehmbare Vertonung des Werkes, das von Antonio Vivaldi erstmals 1725 veröffentlicht wurde, erschaffen. Zwingend ist das Release damit sicherlich nicht, aber bietet für Liebhaber des Klassik-Rock-Hybriden doch einige Momente, die aufhorchen lassen. Für eine Eigenproduktion ist es außerdem qualitativ sehr gut aufgenommen und abgemischt. Ansonsten sind die Soloalben der beiden Künstler definitiv empfehlenswerter.

Wertung: 5.5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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