„Wasteland“ heisst das Debütalbum der deutschen Band ATARGATIS. Und seien wir mal ganz ehrlich: So was spektakuläres ist eine weitere Band aus dem so genannten „Female Fronted Gothic Metal“ nun wirklich nicht. Der drölfte Nightwish–Klon mit einem Schuß von The Gathering oder den Leaves Eyes nehmen viele – und das meist auch zu Recht – an. Bei dieser Combo trifft diese Annahme allerdings erfrischenderweise nur bedingt zu.
Natürlich lassen sich gewisse Vergleiche zu dem größten aller Vorbilder für Bands dieses Genres nicht ganz von der Hand weisen. Aber mal ganz ehrlich: Wenn das mit dem hohen Frauengesang auf Metal – Riffs mit Keyboard – Begleitung bei Nightwish schon so gut funktioniert, warum sollten andere Bands des Genres einen anderen Weg gehen? Und wenn es so etablierte Leute wie Alexander Krull gibt, die sich gerade in diesem Genre so gut ausgehen, warum sollten sie dann nicht auch das Debütalbum einer vielversprechenden Band – eben ATARGATIS – mastern? Eigentlich spricht also nichts gegen die Grundausrichtung der Musik des Quartetts.
Zumalhier doch deutlich eigenständige Züge zu erkennen sind. So gehen die Musiker auf „Wasteland“ vor allem wesentlich direkter zu Werke, als ihre Kollegen. Die Stücke sind im allgemeinen wesentlich eingängiger und meistens auch etwas schneller gehalten, als die übliche Kost. Grundsätzlich geht das, was auf diesem Silberling geboten wird, irgendwie besser in die Ohren, als die vertrackten Melodien, mit denen sich viele andere Newcomer von der Masse abheben wollen. Zumal auch das Keyboard bei ATARGATIS nicht so penetrant im Vordergrund steht. Natürlich spielt es auch bei dieser Combo eine große Rolle. Aber es steuert eher kleine Versatzstücke und verträumte Einsprengsel bei, als auf eine sehr nervige Art und Weise die Songs zu dominieren. So schafft man Atmosphäre.Und das mit der Atmosphäre scheinen die vier sowieso ziemlich drauf zu haben. Erst nach und nach entdeckt man die vielen Kleinigkeiten, die bei „Wasteland“ für den positiven Höreindruck trotz der sehr engen Genregrenzen sorgen. Da sind nicht nur die die Keyboard–Einsprengsel, sondern auch immer wieder Streicher – Samples, die fließend in gefühlvolle Gitarrensoli übergehen, wie zum Beispiel im Titeltrack. Das ungewöhnlichste Instument auf der Platte dürfte allerdings die Altflöte sein, die Moritz Neuner – einige mögen ihn von Atrocity oder Leaves Eyes kennen – beigesteuert hat. Sie ist zwar kaum zu hören, sorgt aber immer wieder für ein warmes und vielschichtiges Klangbild.
Apropros Gäste: Auch Darkseed–Sänger Stefan Hertrich zeigt auf „Wasteland“ seine Künste. Auch das ist sicherlich kein Novum. Haben es doch die „Großen“ wie Nightwish oder Lacuna Coil abermals vorgemacht. Aber auch die Tatsache, dass raue dunkle Vocals neben dem glockenhellen Frauengesang stehen tuen der sehr atmosphärischen Wirkung von „Wasteland“ alles nur erdenklich Gute.
Sicherlich ist die Platte nicht gerade die innovativste des Jahres. Aber immerhin versacken ATARGATIS auch nicht im Einheitsbrei. Die Könige der Szene wird wohl eh niemand mehr von ihren Thronen stoßen können. Jetzt geht es für Newcomer darum, sich möglichst gut in der zweiten Reihe zu platzieren. Und bei der Dynamik zwischen epischer Symphonik und flinker Eingängigkeit, welche die Songs der Band kennzeichnet, sollte das für die Deutschen eigentlich nicht all zu schwierig werden. Anspieltips sind in jedem Fall der Titeltrack, das forsche „Selina (Widow Of The Moon)“, das leicht düster angehauchte „My Solace“ und das epische „Circle Of Life“.
Wertung: 7 / 10