Mit dem Debutalbum “Dethroned” der Amis von AUTUMN HOUR wirft Cyclone Empire ein Album auf den Markt, das in den Staaten bereits einige Wochen auf dem Buckel hat. Mit drei zusätzlichen Bonustracks versucht das Salacher Label die Attraktivität der Platte zu erhöhen, was auf den ersten Blick nicht wirklich nötig erscheint. Mit Alan Tecchio hat AUTUMN HOUR einen renommierten Sänger an Bord, der schon Bands wie Watchtower, Hades und Non-Fiction zu Aufmerksamkeit verhalf/verhilft und außerdem hat sich die Band auf „Dethroned“ auch noch ein schönes Konzept zurecht gelegt: Ausgehend von der mir unbekannten Romanvorlage von Ray Kurzweil „The Singularity Is Near“ befasst sich das Album in drei Akten mit künstlicher Intelligenz und Nano-Technologie. Soweit, so interessant…
Entscheidend für den Erfolg eines Albums sind aber nach wie vor nicht (nur) große Namen und tolle Konzepte, sondern immer noch die Musik. AUTUMN HOUR haben sich (naheliegender Weise) dem progressiven Rock mit allen erdenklichen Einschlägen verschrieben. Mal klingt Nevermore durch, im nächsten Moment schauen Soundgarden vorbei nur um Monster Magnet wieder Platz zu machen. Ein bunter Strauß also, der zu allem Überfluss mit starkem Prog Einschlag gewürzt ist, mit „How Were We Supposed To Know“ die Pflichtballade im Gepäck hat und als wenn das alles noch nicht genug wäre auch noch mit einer eigenen – sehr mäßigen – Interpretation des Eurythmics Klassikers „Here Comes The Rain Again“ aufwartet. Die windige Begründung mit der sich das Stück in dem Konzept der Scheibe rechtfertigt würde mich ja mal brennend interessieren….
Dass die kompletten Umsetzung konstant auf soliden Beinen steht, verwundert bei der Vorgeschichte der Musiker (nicht nur Sänger Tecchio hat ne Latte an Bands aufzuweisen) natürlich nicht. Auch die Produktion geht in Ordnung, Begeisterung kommt trotzdem keine auf, zu zerfahren wirkt die ganze Platte. Konzept hin oder her, der große Stilmix gepaart mit undurchsichtigen Songstrukturen ist einfach zu viel des Guten. Auch nach etlichen Durchläufen hinterlässt die Platte keine bleibenden Eindrücke, sondern rauscht immer wieder am Hörer vorbei. Markante Stellen wie die Cover-Version oder die Ballade stechen zwar heraus, leider aber nicht positiv. Besonders bei Letzterer zeigen sich auch Schwächen im ansonsten soliden, wenn auch recht gleichförmigen Gesang. Tecchio trifft zweifelsohne die Töne, vermittelt aber kaum Emotion und klingt über weite Strecken schlicht gelangweilt. Auch der Verweis auf Watchtower ist irreführend. Klar spielen AUTUMN HOUR auch Prog, die legendären Kompositionen von Tecchios neuem Betätigungsfeld sind aber eine deutlich andere Liga.
Für Fanatiker eines hohen Abwechslungsreichtums mit mittlerem Qualitätsanspruch ist „Dethroned“ ein Blindkauf wert. Alle anderen Fans von progressivem Rock/Metal sei ein Probehören nahe gelegt. Der ein oder andere wird in dem überladenen Sammelsurium sicherlich eine Perle für sich entdecken, ich kann der Band nur wünschen, dass sie ihren kompositorischen Mut und ihre musikalischen Fähigkeiten das nächste Mal noch stimmiger einsetzen. Am Potential scheitert hier sicher nichts, die eigenen Ambitionen waren hier wohl eher im Weg.
Wertung: 5 / 10