Autumn Nostalgie - Ataraxia Cover

Review Autumn Nostalgie – Ataraxia

Depressive-Black-Metal-Bands sind wie die Sterne am Nachthimmel: Sie schwelgen in der Dunkelheit, sind zu viele, um gezählt zu werden, und die meisten gleichen einander. Breites Gehör finden diese häufig von Alleingängern als Ausdruck von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit geführten Projekte mit ihrem bedrückenden, monotonen und rudimentär produzierten Sound nur in den seltensten Fällen. Eine dieser Ausnahmen trägt den Titel „Esse Est Percipi“. Obwohl das 2020 erschienene Debüt von AUTUMN NOSTALGIE keinerlei Alleinstellungsmerkmale aufweist, hat es bis dato knapp 500.000 Views auf YouTube angesammelt und somit bemerkenswert viele Leute erreicht. Musik muss eben nicht besonders sein, um einen Nerv zu treffen. Ebendies gelingt AUTUMN NOSTALGIE auf „Ataraxia“ leider nur stellenweise.

Schon das Coverbild, das wie ein beliebiger Schnappschuss aus einer Laientheateraufführung aussieht und im Gegensatz zu der schlichten, aber eindrücklichen Aufnahme auf „Esse Est Percipi“ keine große emotionale Strahlkraft besitzt, macht skeptisch. Leider ist „Ataraxia“ auch musikalisch eine eher dürftige Darbietung. Bei drei der sieben Tracks handelt es sich um zwischen Ambient und Post-Rock schwebende, kurze Instrumentals. Während AUTUMN NOSTALGIE die Platte mit dem intimen, träumerischen „Bevezető“ immerhin stimmig einleiten, fühlt man sich von den beiden übrigen Stücken kaum berührt. Einem mit einer Laufzeit von 33 Minuten ohnehin sehr kurzen Album tut derlei Füllmaterial ganz und gar nicht gut.

Die eigentlichen Songs haben ebenfalls den einen oder anderen Haken. „Alámerülés“ sollte mit seinen kalten Clean-Gitarren, beinahe überschwänglichen Leads und geradlinigen Drums zwar insbesondere Fans der Frühwerke Katatonias und von An Autumn For Crippled Children zuversichtlich stimmen. Doch so ergreifend die Melodien, die AUTUMN NOSTALGIE etwa im getragenen, wundersamen „The Abyss Of Realization“ aus dem Hut zaubern, auch sein mögen – allein vermögen sie „Ataraxia“ nicht zu tragen. Mehr hat das Album allerdings nicht zu bieten. Dem allzu einfach gestrickten Schlagzeugspiel steht man bald unbeeindruckt gegenüber, immer wieder – insbesondere im Titeltrack – hört man kleine spielerische Patzer und der an sich passable, klare Mix wird auf unpassende Weise von dem garstigen Schreigesang dominiert.

„Esse Est Percipi“ war sicherlich nicht der musikalischen Weisheit letzter Schluss, aber definitiv besser abgerundet und gehaltvoller als die ihm nachfolgende Veröffentlichung. AUTUMN NOSTALGIE haben hiermit zwar durchaus ein paar ans Herz gehende Arrangements kreiert, diese jedoch mit zu viel ausdrucksschwachem Beiwerk ausgestopft. Alles an „Ataraxia“ – vom Songwriting über die Performance und Produktion bis hin zum Artwork – erweckt den Eindruck, dass AUTUMN NOSTALGIE möglichst schnell etwas Neues herausbringen wollten, um auf der unerwarteten Welle der Aufmerksamkeit, die ihr erster Release genossen hat, weiterschwimmen zu können. Anstelle der vom Titel in Aussicht gestellten Seelenruhe verspürt man beim Hören des Albums leider oft nur Gleichgültigkeit.

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Wertung: 5 / 10

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