Review Behemoth – Des Teufels Konquistadoren

BEHEMOTH sind im extremen Metal ohne Frage die Band der Stunde: Spätestens seit ihrem Album „Demigod“ (2004) führt der Weg der Polen steil nach oben. Mittlerweile sind BEHEMOTH international eine nicht mehr wegzudenkende Instanz – nicht zuletzt in Deutschland. Höchste Zeit also, dass mit „Des Teufels Konquistadoren“ die authorisierte Band-Biographie aus dem Jahr 2012 nun, drei Jahre nach der englischen Fassung (2015), auch auf Deutsch verfügbar gemacht wird.

Schon auf den ersten Blick fällt die unglaubliche Anzahl an Abbildungen auf: Das gesamte Buch ist gespickt mit Fotos aus den verschiedenen Schaffensperioden von Behemoth, teils offizielles Material, vor allem aber aus privaten Archiven. In Kombination mit dem abwechslungsreichen Layout macht „BEHEMOTH – Des Teufels Konquistadoren“ so schon optisch einiges her.

Inhaltlich beginnt das Werk, wie nicht anders zu erwarten: am Anfang. In einem Mix aus Interview und erzählter Geschichte macht Łukasz Dunaj die ersten Gehversuche von BEHEMOTH nacherlebbar. Anekdoten von dilettantischen Aufnahmen, Besetzungsprobleme und all die anderen Geschichten, von denen jeder Musiker einige auf Lager hat, sorgen hier für Unterhaltungswert, wenngleich die BEHEMOTH-Frühwerke musikalisch wohl nur für die wenigsten Fans von heute von Relevanz sind.

Je weiter man sich in der BEHEMOTH-Geschichte fortbewegt, desto größer werden die Namen in den Storys: Anekdoten von Touren mit Bands wie Deicide, Satyricon oder Six Feet Under – nicht ohne den einen oder anderen Seitenhieb – aber auch die Hintergründe zu den später entstandenen Alben bis einschließlich „The Satanist“ geben einen umfangreichen Einblick in den BEHEMOTH-Kosmos.

Ein weiterer spannender Aspekt, neben den Erzählungen von und über die Band, sind die im Buch gesammelten Interviews mit Personen aus dem BEHEMOTH-Umfeld – „Bandentdecker“ Tomasz Krajewski von Pagan Records, der der Band damals ihren ersten Labelvertrag gab, ehemalige Bandmitglieder (Mateusz „Havoc“ Śmierzchalski und Marcin “Novy” Nowak) oder Helfer aus zweiter Reihe wie Arek Malczewski (Live-Sound) und Tomasz Daniłowicz (Cover-Artworks). Durch deren Blicke auf die Band bekommt das Buch eine weitere Dimension – was von dem Interview mit Rob Darken nicht gesagt werden kann: Jede Seite, die dem NSBM-Vorreiter in dem Buch eingeräumt wird, ist eine zu viel. Schon allein, weil er nichts Wesentliches zur BEHEMOTH-Story beigetragen hat und entsprechend wenig Konkretes aus dieser Zeit zu berichten weiß.

Auch die persönliche Ebene kommt nicht zu knapp. Natürlich ist „BEHEMOTH – Des Teufels Konquistadoren“ nicht so sehr auf Nergal und dessen Lebenswandel und Ansichten fokussiert wie das ebenfalls brandaktuell in deutscher Fassung erschienene „Adam Nergal Darski – Beichten eines Ketzers“. Die Krebserkrankung des Fronters und deren Auswirkungen auf die Band bleiben aber natürlich auch in der Bandbiographie nicht unerwähnt.

Abgerundet wird „BEHEMOTH – Des Teufels Konquistadoren“ durch eine mit Liner-Notes versehene Auflistung der BEHEMOTH-Diskographie und Einzelveröffentlichungen der Bandmitglieder, sowie je einem Steckbrief von Nergal, Inferno, Orion und Seth.

Klammert man das überflüssige Darken-Interview aus, ist „BEHEMOTH – Des Teufels Konquistadoren“ alles in allem eine inhaltlich lesenswerte und auch lesenswert niedergeschriebene Reise durch die spannende Entwicklungsgeschichte der polnischen Metal-Legende. Sein Stil, die vielen Abbildungen und O-Ton-Passagen machen das 569-Seiten-Werk zu einem unterhaltsam Buch, das allen BEHEMOTH-Fans tiefe Einblicke in die Historie dieser Ausnahmeband liefert.

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