Schon bei ihrer Gründung 1986 galten BELIEVER aus Colebrook, Pennsylvania als experimenteller als die meisten ihrer Genrekollegen. Dass Thrash Metal dargeboten wurde, konnte und wollte nie geleugnet werden. Das Quintett unternahm aber schon früh Ausflüge in melodischere Gefilde, machte auch vor progressiven Spielereien keinen Halt – und hat irgendwann auch Synthesizer und Keyboard für sich entdeckt.
Metal Blade Records brachten nun mit „Transhuman“ das neue Album der US-Amerikaner in die Regale. Übergeordnetes Thema der Scheibe: Die Transhumanität, ganz dem Titel entsprechend. Damit können gleich zweierlei Dinge gemeint sein. Zum einen das Streben der Menschheit nach einer grundlegenden Verbesserung ihrer Lebensumstände, verwirklicht nach Möglichkeit durch Technologien, die beispielsweise den Alterungsprozess stoppen können – und das ganze als intellektuelle und kulturelle Bewegung. Und dann die andere Seite, die Kehrseite der Medaille sozusagen: Die Lehre, Auswirkungen und Gefahren von eben diesen Technologien – vor allem auch in ethischer Hinsicht.
Ein an sich also recht komplexes Thema, das BELIEVER mit dem Opener „Lie Awake“ noch enttäuschend glattgebügelt angehen. Erst der dominante Bass bei „G.U.T.“ rüttelt den Hörer wieder wach, die vervielfachten Gesangsspuren verlangen nach entsprechender Aufmerksamkeit. Trotz erster progressiver Ansätze bleibt aber auch dieser Track noch weit hinter den Möglichkeiten der Truppe. Sowohl gesanglich als auch instrumental melodischer wird „Multiverse“ intoniert, inklusive Orchesterparts aus der Dose. BELIEVER bewegen sich langsam in die richtige Richtung, kommen den Ziel dann mit „End Of Infinity“ endlich näher. „Transhuman“ nimmt beständig Fahrt auf, die Arrangements bleiben hängen, anstatt nur an einem vorbeizuziehen. Wer schon immer mal hören wollte, wie sich ein Xylophon im Rahmen eines Metal-Stücks anhört, bekommt bei „Transfection“ kurzzeitig Gelegenheit dazu, ehe sich der Song – vor allem mit Hilfe von einem verdammt starken Refrain und einem spacigen Keyboard, ganz dem Leitthema entsprechend – zu einem der stärksten der ganzen Scheibe mausert. Die futuristische Stimmung, der vorrangig durch das Keyboard und verschiedene Programmierungen Leben eingehaucht wird, setzt sich gestärkt auch mit „Clean Room“ und „Currents“ fort, später auch allein durch die Gitarren („Traveler“, „Being No One“). Und siehe da: BELIEVER kriegen die Kurve nochmal.
Während die erste Hälfte der 12 Tracks starken Scheibe einige Anlaufschwierigkeiten hatte, kann die zweite praktisch restlos überzeugen. BELIEVER haben mit „Transhuman“ eine auch lyrisch ambitionierte Scheibe geschaffen, die ihrem bisherigen Werdegang letztendlich gerecht wird. Wer auf progressiven Metal steht, der stellenweise noch Thrash-Bezug aufweist, ist hiermit gut bedient. Wo es experimentell wird, tun sich immer auch einige Fallen auf – BELIEVER haben es aber glücklicherweise geschafft, die letzten Endes noch zu umfahren und somit ein locker über dem Durchschnitt liegendes Album auf den Markt gebracht.
Wertung: 7 / 10