Review Beyond The Void – Gloom Is A Trip For Two

Vor einigen Jahren fiel mir recht unvermittelt eine Dreitrack-Demo-CD einer jungen deutschen Gothic-Band in die Hände. Sie hinterließ ein ausgesprochen ambivalentes Gefühl, auf der einen Seite stand BEYOND THE VOID zwar für recht unspektakulären Gothic-Rock, andererseits enthielt eben jene Promo-Scheibe das Lied „Ruinborn“, welches stilistisch vom Rest zwar nicht abwich, aber ein 1a-Ohrwurm par excellence darstellt. Entsprechend gespannt war ich auf das neue Werk „Gloom Is A Trip For Two“ bzw. auf die Entwicklung der Band um Sänger Daniel Pharos.

Zumindest in Teilen der Szene müssen die sechs Süddeutschen auf sich aufmerksam gemacht haben, diverse Reviews in einschlägigen Szenemagazinen zeugen zumindest davon und in Mexiko, bekannt als das Stammland des düsteren Rocks, gewann man sogar ein Voting unter den Lesern als Newcomer des Jahres 2006. Logisch, dass man dann die Verbindung nicht abreißen lässt und so traf man sich fix mit der mexikanischen Sängerin Isadora Cortina, um die erste Singleauskopplung „Seductora“ aufzunehmen. Eine gute Wahl, denn unzweifelhaft zählt dieser Song zu den besten auf „Gloom Is A Trip For Two“; die Marschrichtung wird allerdings schon mit dem Opener „Her Dive Into Midnight“: (finnische) Bands wie The 69 Eyes, HIM und ähnliche Größen standen Pate und so spielt man halt düsteren Gothic-Rock, der hier und da mal ein wenig aus dem engen Korsett ausbricht. Dies äußert sich dann in gelegentlichen Geschwindigkeitsausbrüchen, ansonsten regiert der Midtempobereich. Gut, wenn man schon nicht durch bedingslose Innovation – was ja auch nicht immer nötig ist – auf sich aufmerksam machen kann, dann geht es auch ganz passabel über Qualität. Und die kann man BEYOND THE VOID wirklich nicht absprechen. Was man macht, man macht es gut, eingängige Refrains, gekonnte Instrumenteneinsätze, angenehm dunkle Atmosphäre, ganz einfach Songs, die auf den Punkt fit geworden sind. Dass Schlagzeuger Claus Legarth sein Instrument sogar in Los Angeles studiert hat, merkt man nun noch nicht so sehr, zugegebenermaßen ist Gothic-Rock aber auch kein Stil, bei dem man als Soloinstrumentalist besonders glänzen kann. Andererseits ist es schön zu hören, dass die Band im Gegensatz zu vielen Genrekollegen durchaus die Leadgitarre zum Einsatz bringt, Soli sind halt doch eine willkommene Abwechslung.

Soviel zu den Stärken der CD, Schwächen sind allem Lob zum Trotz dennoch auszumachen. Zwar hat jeder der zwölf Songs eine gewisse Qualität, aus meiner Sicht fehlt es jedoch etwas an ein oder zwei Übernummern (wie in etwa das bereits angesprochene „Ruinborn“). Man hört und hört und hört…und dann ist die CD zu Ende, man vermisst einige Lieder, auf die man sich die ganze Zeit schon freut. Wirklich auffällig ist in dieser Hinsicht nur „Nihilism“, welches wohl die Quotenballade darstellt und phasenweise wirklich nett daherkommt. Die Bridge beispielweise ist wirklich absolut gelungen, leider nutzt das Lied sich insgesamt zu schnell ab. Neben „Seductora“ überzeugt noch der Titeltrack und der Rausschmeißer – der das Attribut ob seiner getragenen Gelassenheit eigentlich nicht verdient – „A Minute Before Dawn“.

Gründe, BEYOND THE VOID zu loben, gibt es also reichlich, Freunde der 69 Augen oder von Ville Valo können eventuell sogar bedenkenlos zuschlagen, für eine Abfeierei wie in Mexiko fehlt es aber noch an einigen absoluten Hinhörern. Die Beurteilung aus mexikanischer Sicht obliegt mir allerdings auch nicht wirklich, beschränkt sich mein Spanisch doch auf das Überstehen des urlaublichen Kampfes an der Bar. In diesem Sinne: quiero una bolsa cerveza e dos huevos con pimiento e cebolla, por favor. Oder so ähnlich.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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