Review Blind Ego – Preaching To The Choir

  • Label: Gentle Art Of Music
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Rock

Mit „Preaching To The Choir“ legt RPWL-Gitarrist Kalle Wallner sein viertes Soloalbum unter dem Banner BLIND EGO vor. War das Debüt „Mirror“ (2007) noch recht stark im Neo-Prog verwurzelt, hat er sich mit „Numb“ (2009) und „Liquid“ (2016) immer weiter Richtung AOR und Hard Rock entwickelt. Mit der aktuellen Scheibe wird diese Ausrichtung konsequent weitergeführt. Die Songs sind kompakt und knackig arrangiert und mit 48 Minuten ist es das bisher kürzeste BLIND EGO-Werk. Nur die letzte Nummer nimmt sich mit 8 ½ Minuten etwas mehr Zeit und schielt in Richtung New Artrock.

Spannend an BLIND EGO ist, dass Kalle Wallner bei jeder Scheibe mit anderen Musikern zusammenarbeitet. Dabei sind es vor allem die Sänger, die der Musik entscheidend ihren Stempel aufdrücken. Neben John Mitchell (Arena, Kino, Frost*) und Paul Wrightson (ebenfalls Arena) standen bisher auch schon Arno Menses (Subsignal, ex-Sieges Even) und Erik Ez Blomkvist (Molten Trail) hinter dem Mikro. Für „Preaching To The Choir“ fiel die Wahl auf Scott Balaban (Amon Ra), der BLIND EGO in den letzten Jahren auch schon bei Liveauftritten unterstützt hat. Seine Stimme ist sehr variabel und passt ideal zum Songmaterial. Er kann genauso gut kratzig und rockig wie warm und gefühlvoll intonieren.

Schon der Opener „Massive“ macht klar, dass Wallner sein Handwerk versteht: Der Song ist genauso treibend wie melodisch und geht sofort ins Ohr. Dabei ist die Musik sehr genau austariert. Sie ist hart, ohne allzu metallisch zu werden; gradlinig, ohne ihren progressiven Ursprung gänzlich zu vergessen. BLIND EGOs Ziegruppe ist der Melodic Rocker mit Anspruch, nicht der Metalhead oder der Progger mit Hang zu härteren Klängen. Auch die folgenden Nummern wie „Preaching To The Choir“, „Burning Alive“ oder „In Exile“ schlagen in dieselbe Kerbe – mal etwas radiotauglicher, mal etwas energetischer. Mit „Dark Paradise“ und „Heading For The Stars“ gibt es auch zwei gelungene (Halb-)Balladen.

„Preaching To The Choir“ bietet handwerklich hervorragenden Rock mit starken Melodien und progressiven Einschüben, die immer dem Song und nie der Selbstinszenierung dienen. Wallner ist ein hervorragender Gitarrist, aber auch Perfektionist. Und so klingt das Album leider noch zu clean und glatt. Das sorgt dafür, dass die Lieder schnell zünden, aber nur eine kurze Halbwertszeit haben. BLIND EGO agieren hier noch mit angezogener Handbremse. Live – ohne Studio-Perfektionismus und mit rauerem Sound – dürften die Songs viel besser funktionieren und ihre volle Energie entfalten. Vielleicht schaffen Wallner & Co. es, ein Stück davon aufs nächste Album zu retten.

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Wertung: 7 / 10

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