Review Blood Command – Funeral Beach

Eine Mischung aus Punkrock, Deathpop, Bloodcore und Artpunk sieht die norwegische Wikipedia als richtungsweisende Genres vor. Deathpop…wenn man dieses Wort liest, wird einem normalerweise schon ganz anders, eben weil sich hinter diesem Begriff zumeist grottige Bands verbergen, die sich eines Tricks bedienen, um ihre Sülze besser unters Volk zu bringen. Erfreulicherweise ist das bei den norwegischen BLOOD COMMAND nicht der Fall.

Die knallen dem geneigten Hörer mit dem „Blood Command“, ihrem vierten Output in vier Jahren, eine Mischung aus Pop, Punk, Hardcore und einer Prise Metal um die Ohren – veredelt wird das von der energiegeladen keifenden Frontsängerin Silje Tombre. Los gehts mit dem fetzigen Opener „Pissed Off And Slightly Offended“. Nicht nur slightly, mag man sich da denken – auch wenn das letzte Riff des Songs klingt, als hätte man es von Plus 44 geklaut.
In Sachen Abwechslungsreichtum geben sich BLOOD COMMAND aber keinerlei Blöße: Chaosartige, dissonante Prügler im Stile von „Wolves At The Door“ werden von punkigen Ohrwürmern à la „High Five For Life“ abgelöst. Nicht nur die tollen Chorusse überzeugen hier, auch die emotionalen Gitarrenriffs und das fulminante Drumming machen mächtig Laune. Überhaupt, das Schlagzeug: Was Drummer Sigurd Haakaas auf seinen Toms und Becken für ein Massaker veranstaltet, wie er mit Ghost Notes, gefühlten 15 Anschlägen pro Sekunde und Rhythmuswechseln die Songs bereichert, ist großartig! Sehr gelungen ist auch der Sound: Die dreckig schrammelnden Gitarren, der heftig verzerrt knarzende Bass, das sehr organisch klingende Schlagzeug – das ist genau der richtige Klang für so ein Album und diese Art von Musik.
BLOOD COMMAND können aber auch in ruhigen Gefilden überzeugen, wie im vergleichsweise seichten, aber melancholischen, fast verträumten „True North“, oder mit abrupten Stimmungswechseln, von brachial und bedrohlich zu melodisch und verhalten („Death To All But Us“). Die Gefahr, in Pink-Gefilde abzudriften, die immer wieder aufkommt, wendet man in „Corpse Reviver“ gekonnt mit vielen Variationen und unerwarteten Aggro-Ausbrüchen ab.

Mit „Oceans Inside Neptune“ gibt es zudem noch einen Brecher zu hören, der alles beinhaltet, was BLOOD COMMAND ausmacht: Diesen Sound, der sich sowohl für brachiale Moshpits wie für schweißtriefende Tanzflächen, ebenso gut für eine exzessive Party wie auch zum aktiven Aggressionsabbau zu eignen scheint, findet man nicht allzu oft. Kurze Qualitätsabfälle kann man da gut verkraften.

Publiziert am von Pascal Stieler

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