Review Blueneck – Repetitions

(Ambient / Indie / Post Rock) Infoschreiben über Platten zu glauben, ist zumeist ein Glücksspiel, auf das ich mich ungerne einlasse – wird dort doch stets überschwänglich und lobhudelnd beschrieben, was der Künstler zum Ausdruck bringen wollte… mit der Realität hat das jedoch oft wenig zu tun.

Und doch ist der Satz „The perfect symbiosis of a vintage indie feeling and a synths-organ-strings-piano orientated ambient sound“, mit welchem „Repetitions“, das neue Album von BLUENECK beworben wird, bei mir hängen geblieben – und zwar, weil er ausnahmsweise tatsächlich den Kern der Sache trifft: „Repetitions“ hat mit Metal in der Tat wenig bis garnichts zu tun, viel eher dürften sich hier Fans von anspruchsollem Indie Rock angesprochen fühlen – man denke beispielsweise an Bands wie Shearwater, mit denen BLUENECK in einigen Punkten durchaus Gemeinsamkeiten aufweisen: Auch hier wird, wie im Werbe-Satz bereits ausgeführt, auf vielseitige Instrumentierung gesetzt, um eine vielschichtige, melancholische Atmosphäre zu kreieren. Und mit Erfolg: Neun Nummern lang unterhält das Album ohne größere Durchhänger auf hohem Niveau, teils instrumental, teils garniert mit sehr individuellem Cleangesang, welcher jedoch bisweilen etwas gewöhnungsbedürftig ist.
Atmosphäre wird dabei durchaus gekonnt erzeugt, auch wenn klar sein muss, dass „Repetitions“ ein Album ist, das seinem Hörer viel Aufmerksamkeit abverlangt: Denn auch wenn – oder vielleicht gerade, weil – über weite Strecken nicht sonderlich viel passiert oder besser: zu passieren scheint, ist „Repetitions“ kein Album, das man sich nebenbei oder als Hintergrundberieselung anhören sollte: Zwar funktioniert auch das, jedoch entsteht dabei recht schnell der Anschein, „Repetitions“ wäre langweilig. Fakt ist hingegen: Achtet man nicht auf die Details, verpasst man einen essenziellen Teil der Musik BLUENECKs – und registriert lediglich den offensichtlichen, relativ unspektakulären Rahmen, nicht jedoch die Kunst dazwischen.

„Repetitions“ ist ein Album, um die Seele baumeln zu lassen – das jedoch nicht entspannt, weil man es nebenher laufen lassen und dabei wegdämmern kann, sondern weil es durch seine vollendeten, detailverliebten Kompositionen in eine eigene, abgeschirmte Welt entführt und so vom Stress des Alltags gekonnt ablenkt.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert