Review Bonebag – Noli Me Tangere

  • Label: Quixote
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Rock

Die meisten Hörer – zumindest liegt für einen Prog-Redakteur diese Vermutung nahe – werden die holländischen Rocker BONEBAG, wenn überhaupt, durch Drummer Arno Menses kennen. Dieser musiziert ja momentan äußerst erfrischend und erfolgreich mit seinen deutschen Kollegen von Sieges Even, widmet sich dort jedoch eher progressivem Rock und übernimmt nicht das Schlagzeug, sondern den Gesang.

BONEBAG’s Debütwerk „Noli Me Tangere” hat dann aber mit Prog so gar nichts zu tun, obwohl es über Quixote Music erscheint – ein Label, das vor allem dafür bekannt ist, anspruchsvolle Rockmusik zu vertreiben. Anspruchsvoll ist die Musik der vier Herren dabei trotz ihrer einfacheren Beschaffenheit aber auf jedem Fall. Präsentiert wird größtenteils melodischer Rock, der durch starke Gesangsarrangements getragen wird und durchgehend auch mit crunchigen Heavy-Gitarren aufwartet. Sicherlich stehen BONEBAG auch mit einem Fuß gelegentlich dem Alternative Rock recht nahe. Auffällig ist die knackige Kürze der Tracks: Alle Songs bewegen sich unterhalb von fünf Minuten. Das tragende Instrument ist ganz klar die Gitarre, die durch die knackige Produktion auch sehr überzeugend rüber kommt. Hier werden keine Metalklischees bedient, aber im Sinne eines alternativen Sounds rockt man sehr ordentlich. Der Gesang von Ronald Utens hat mich im ersten Moment etwas enttäuscht, weil ich den harmonischen Gesang eines Arno Menses erwartet habe, der hier lediglich die Backgroundvocals übernimmt. Ronalds teils recht raue Stimme trägt zum groovigen, modernen, aber nicht glattgebügelten Sound der Band einiges bei.

Das Songmaterial hält dabei geschickt die Waage zwischen Eingängigkeit und Anspruch. Der Hörer bleibt jederzeit am Ball, kann die schönen Refrains von Songs wie „Feeling Sam“ oder „Positive“ selbst mitträllern, wird jedoch auch nicht durch allzu langweilige Instrumentalarbeit abgeschreckt. Vergleicht man die ruhigeren und schwebenderen Passagen von BONEBAG mit der melodischen Richtung, in die sich die einstigen Frickelweltmeister Sieges Even neuerdings bewegen, so kann man klar erkennen, woher diese Einflüsse in aktuellen Sieges Even-Songs wie „Eyes Wide Open“ stammen. Ein toller Anspieltipp ist das verhalten betitelte „Mmm“, das mit seiner treibenden Strophe, den lässig groovenden Zwischenteilen und dem wunderschön ruhigen, von einer unbekannten weiblichen Gastsängerin vorgetragenen Refrain den Sound von BONEBAG ziemlich gut umreißt. Hier gibt es sogar einige Breaks. Spaß macht auch „Picture Perfect“, eine absolute Gute-Laune-Sonnenscheinnummer!

Weniger gelungen finde ich das schwache Coverartwork und das nicht wesentlich bessere Booklet. Spricht mich schlicht und einfach mit seiner Gestaltung nicht an. Die Bandfotos sollen wohl lustig sein, kommen aber eher peinlich rüber. Insgesamt ist „Noli Me Tangere“ ein recht gutes Debütalbum, das es sich vor allem zur Aufgabe gemacht hat, zu unterhalten und zu rocken. Leider kommt bei diesem Plan die Abwechslung aber etwas zu kurz, sodass selbst die 40 Minuten der Scheibe nicht gerade schnell rumgehen. Einzelne Tracks dagegen machen immer mal wieder Spaß.

Wertung: 6.5 / 10

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