Review Bonfire – The Räuber

  • Label: LZ
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Hard Rock

BONFIRE können auf ein mittlerweile über 20-jähriges Bestehen, mehr als ein Dutzend Studioalben und über 6 Millionen verkaufte Tonträger zurückblicken. Nach unzähligen Chartplatzierungen wagen sich die Ingolstädter Hard Rocker mit ihrem neuen Album „The Räuber“ jedoch auf unbekanntes Terrain. Nicht nur im Titel an Friedrich Schillers Sturm-und-Drang-Drama „Die Räuber“ angelehnt, wurde eine Scheibe produziert, die das Drama auch inhaltlich aufgreift. Entstanden ist durch eine Idee und unter der Koordination von Regisseur Pierre Walter Politz ein Rock-Musical, das mit Theater und Rock-Musik zwei unterschiedliche Welten aufeinanderprallen lässt. Die Umsetzung lässt sich im Ingolstädter Theater begutachten – BONFIRE sind übrigens bei jeder Aufführung live für die musikalische Untermalung zuständig.

Wo mit dem Intro „The Räuber“ noch Stimmung aufgebaut werden soll, setzen die darauf folgenden „Bells Of Freedom“ praktisch lückenlos an. Der wohl härteste Song der Scheibe liefert ein Musterbuchbeispiel guten Hard Rocks. Leider muss an dieser Stelle auch gesagt werden, dass das hohe Niveau im weiteren Verlauf der Scheibe nicht durchgehend gehalten werden kann. Kleine Interludes wie „The Oath“ erinnern wieder daran, dass dieses Album in Form eines Musicals aufgeführt wird. Man kann sich die Nummer mit dem anschließenden Track „Blut und Tod“ sehr bildlich im Ingolstädter Theater vorstellen. Zwar sind die deutschen Songs („Blut und Tod“, „Lass die Toten schlafen“ und die deutsche Version von „Hip Hip Hurray“) durchaus hörenswert. Doch hier erscheint die Stimme des Sängers Claus Lessmann eindeutig zu glatt und nicht markant. Und da ein Werk immer nur so stark wie das schwächste Glied in seiner Kette ist, wirkt sich das auch auf den Gesamteindruck der drei Songs aus.

Ruhigere, aber doch von einer gewissen Kraft und Unruhe getragenen Songs wie „Refugee Of Fate“, „Black Night“ und „The Good Die Young“ zeugen zusammen mit Powerballaden a lá „Love Don’t Lie“, „Do You Still Love Me“ und „Let Me Be Your Water“ von der Routine, die BONFIRE sich im Laufe ihrer Karriere angeeignet haben. Genau diese Routine ist es womöglich auch, die die bayerischen Jungs brauchen, um 14 Auftritte innerhalb weniger Monate im Zuge des Musicals zu absolvieren.

Gleichzeitig trägt die Routine aber auch ihren Teil dazu bei, dass „The Räuber“ kein Album ist, dass sich allein der Musik wegen von seinen Vorgängern hervorheben kann. Die Zusammenstellung von oben genannten Titeln und Powerballaden wird ihnen vielleicht sogar den Weg auf die nächste „Kuschelrock“-Compilation ebnen. Auch im Theater wird die Mischung aus Schauspiel und gutem Hard Rock zu überzeugen wissen und für neue Fans, auch außerhalb der eigentlichen Zielgruppe, sorgen.

Mir aber bleibt „The Räuber“ trotz seiner qualitativen Lichtblicke – wie etwa den Riffs auf „Lass die Toten schlafen“ und dem Gute-Laune-Macher „Hip Hip Hurray“ (mitsamt seiner Akustikversion) – zu soft. Schon in den 90er Jahren hatten BONFIRE oft unter Beweis gestellt, dass sie sich offen für neue Ideen zeigen können und gleichzeitig ihrem eigenen Sound treu bleiben. Auf ihrem neusten Werk waren sie vielleicht ein wenig zu offen für solche Ideen und vernachlässigten den harten Rock. So wird „The Räuber“ zwar in der Live-Umsetzung überzeugen können und den Fankreis erweitern, Freunden des traditionellen Hard Rock aber nicht alles liefern können, wonach sie suchen.

Wertung: 5.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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