Review Bong – Thought And Existence

Es gibt Bands, deren Schaffen man nicht nur im musikalischen Kontext bewerten kann. Dies trifft auch auf die meisten Platten aus dem Drone-Sektor zu, die sich oftmals nicht durch außergewöhnliche Virtuosität im instrumentalen Sinne oder extrem abwechslungsreiches Songwriting auszeichnen – vielmehr scheint es das erklärte Ziel zu sein, den Zuhörer auf eine akustische hypnotische Reise jenseits von Zeit und Raum mitzunehmen. Die Briten BONG verfolgen auf „Thought And Existence“ auch konzeptionell und inhaltlich einen derartigen Ansatz und so beginnt der Opener „The Golden Fields“ mit einem Zitat von Fyodor Dostoyevsky: „It happend as it always does in dreams when skip over space and time and the laws of thought and existence and only pause upon the points on which the heart years.“

Bei einer Spieldauer von rund 36 Minuten bietet „Thought And Existence“ lediglich zwei Tracks, der zuvor erwähnte Opener nimmt etwas weniger als die Hälfte des Albums ein. Die Länge der Songs unterstreicht den schamanistischen Charakter von BONGs inzwischen achten Album ebenso wie der monotone, mönchsartige Gesang, der in der zweiten Hälfte von „The Golden Fields“ einsetzt. Die mantraartigen Wiederholungen der dronigen Riffs, die anklagenden Leadgitarren sowie das schleppende Drumming wirken wie der Soundtrack zu einem heidnischen Ritual – den Genrekollegen von Sunn O))) nicht ganz unähnlich, aber musikalisch nachvollziehbarer, da das Schlagzeug dem Zuhörer eine zugänglichere rhythmische Struktur verleiht.

Der zweite Track „Tlön Uqbar Orbis Tertius“ ist ein wenig schneller angelegt und verändert dahingehend die Wahrnehmung, als dass er weniger nach Drone sondern mehr wie eine Art Stoner-Doom-Mischung und damit fast songorientiert wirkt. Und in einer Hinsicht machen BONG ihrem Namen definitiv alle Ehre: Der Wirkung des durch selbiges Rauchgerät zu konsumierenden Substanz entsprechend verliert man beim Anhören von „Thought And Existence“ jegliches Zeitgefühl. Die Platte kommt einem wesentlich länger vor als sie ist, langweilt dabei aber zu keiner Minute. Dies ist auf die Feinheiten in der Arrangementarbeit zurückzuführen – eine kleine Steigerung hier, ein Akzent da sorgen dafür, dass BONGs erster Longplayer seit drei Jahren durchaus abwechslungsreich und kurzweilig ist – für Drone-Verhältnisse, das muss noch einmal betont werden.

BONG verändern auf „Thought And Existence“ nichts wirklich an ihrer Rezeptur und strotzen nicht unbedingt vor Variationen, aber wie so oft kommt es auf die Details an. Wer Kapellen wie SunnO))), Nadja oder auch Sleep etwas abgewinnen kann und ein wenig Geduld mitbringt, bekommt ein Album auf die Ohren, in dem man sich wunderbar verlieren kann – wenn man denn in der richtigen Stimmung ist, denn von Easy Listening ist man doch meilenweit entfernt. Sehr speziell, aber schon schön.

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Wertung: 7.5 / 10

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