Review Borrowed Time – Borrowed Time

  • Label: High Roller
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Heavy Metal

BORROWED TIME – das ist nicht nur der Titel eines ziemlich respektablen Albums von Diamond Head, sondern auch der Name einer amerikanischen Metal-Band, die dieses Jahr bereits auf dem Keep It True Festival beweisen konnte, dass mit ihr zu rechnen ist. Jetzt liegt also das Debüt der Herren aus der „Rock City“ Detroit auf dem Schreibtisch – und nach nur wenigen Minuten ist klar, dass diese CD niemanden enttäuschen wird, der BORROWED TIME auf dem KIT gesehen hat. Der selbstbetitelte Erstling ist absolutes Traditionsfutter; es erübrigt sich damit beinahe die Frage, aus welcher Ära man sich die Zeit geliehen hat, die im Bandnamen anklingt: Welcome to the never-ending eighties …

Die Amerikaner gehen auf der CD dann auch wirklich genauso kompromisslos vor, wie man das erwartet und wohl auch erhofft hat: Heavy Metal der alten Schule, mit pfeilschnellen Gitarrenleads, hohen Falsettpassagen und geradlinigem Schlagzeugspiel. Dabei wirken BORROWED TIME manchmal so chaotisch, wie das Raven auf ihren frühen Alben zelebriert haben, so kauzig wie Manilla Road und so unbeschwert melodisch wie Iron Maiden in frühen Tagen (man höre nur mal das kurze Instrumental „Dark Hearted“). Mit diesen Referenzen im Rücken gelingen BORROWED TIME einige ziemlich gute Songs, allem voran der Opener „Wallow In The Mire“, das durch seine Gitarrenarbeit bestechende „Dawn For The Glory Rider“ oder mein Lieblingsstück „Of Nymph And Nihil“, das eine enorm epische Atmosphäre ausstrahlt und dessen Refrain etwas beinahe Fragiles hat. Dieser Song ist das melodiöse Herzstück der Scheibe und sozusagen die Visitenkarte, mit der eine Band sich für Weiteres empfiehlt.

Soviel zu dem lachenden Auge; dessen weinender Nachbar schaut nicht ganz zu Unrecht auf die zu dünne und mit zu viel Hall belastete Produktion, die es nicht schafft, den einzelnen Songs genügend Druck zu verleihen. Zu dünn sind auch einige der sehr hohen Kopfstimmeneinlagen von Sänger J. Priest (der hoffentlich nicht an Großmanssucht leidet), der ansonsten einen makellosen Job abliefert und eine ordentliche Portion Dramatik in der Stimme hat. Dass man sich um die Gesamtwirkung der CD Gedanken gemacht hat, beweisen die beiden Instrumentalstücke, die sich nahtlos einfügen und im Falle des rein akustischen „Transcendental Knavery“ zur Abwechslung des Albums beitragen. Denn diese ist erfahrungsgemäß gering bei Traditionsscheiben; das muss einen aber hier kaum kümmern, denn BORROWED TIME ist eine coole, stilbewusste und kompositorisch überdurchschnittliche Platte geglückt, mit der sie die Genre-Fans kaum enttäuschen dürften.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

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