Review BOY – Darkest Vision

Graue Schrift auf schwarzem Hintergrund: Nein, die Farbwahl für das Cover des Debütalbums „Darkest Visions“ hätte wohl kaum dezenter ausfallen können. Auch der Bandname strotzt förmlich vor Kreativität. Doch bei all dem hat BOY sich sicher etwas gedacht – oder?

Das Intro beginnt mit coolen Riffs und es scheint, als wäre eine Eingangsmelodie für den nächsten Boxkampf geschaffen worden. Es klingt fordernd und baut Spannung auf, weshalb es sofort jegliches Interesse weckt. Nach den ersten Sekunden mischt sich eine monotone und größtenteils unverständliche Ansprache einer Frau in das Geschehen. Herauszuhören ist zwischenzeitlich dann doch etwas: Sie scheint eine Nachrichtensprecherin zu sein, die von den Terroranschlägen am 11. September 2001 berichtet. Die Zusammenhänge werden mir auch beim zwölften Hören noch nicht klar. Vermutlich handelt es sich bei BOYs Strategie einzig und allein um Provokation, welche uns im weiteren Verlauf des Albums immer wieder begegnen wird.
Zum Beispiel im nächsten Track „I Need Your Hate“, in dem es heißt „Give me all the cliché names“. Ob die fünf Herren diejenigen herausfordern wollen, von denen sie sofort als politisch rechts abgestempelt werden, weil sie eine Uniform tragen? Fairerweise muss man in diesem Zusammenhang sagen, dass sie eher dem Stil Marilyn Mansons gleicht, als dem der SS. Mit exakt dieser Thematik beschäftigt sich der vorletzte Song „Fashion Police“. Musikalisch gesehen ist er nicht besonders anspruchsvoll: Ein ganz nettes Gitarren- und Schlagzeugspiel und eine nicht ganz langweilige Melodie, die aber sehr wohl ausbaufähig wäre. Auch der Gesang überzeugt hier weniger.

Im Stück „Never Break Us Down“ geht es dafür etwas mehr zur Sache. Obwohl BOY das düstere Gesamtbild am Leben hält und der Hintergrund des Liedes rebellisch ist, wirkt es aufweckend und fröhlich, was eventuell mit der Schnelligkeit und den Ausrufen des Sängers Martino zusammenhängt, der ebenfalls bei Mad Pig trällert. Seine kratzige Stimme macht tatsächlich den einen oder anderen Song zum Hit. Zu nennen wäre hier der achte Track „It Was The Alcohol“. Tommy Akerholdt, der „Darkest Visions“ produziert hat, ist für den Hintergrundgesang zuständig. Die Töne der beiden Musiker harmonieren perfekt. Wie fast alle Lieder des Albums regt auch dieses zum Tanzen an.
Es dürfte zu erwarten sein, dass Live-Auftritte der Band für das Publikum äußerst spaßig vonstattengehen. Hat man die Möglichkeit, einen solchen zu besuchen, sollte man es sich wohl nicht entgehen lassen. „It Was The Alcohol“ dürfte dort als Partyhymne gefeiert werden. Wie der Titel vermuten lässt, wird erzählt, welche Missgeschicke oftmals passieren, wenn Alkohol im Spiel ist. Viele Leute werden sich selbst im Protagonisten wiederfinden – versprochen!
Insgesamt hätte das Schlagzeug auch ein Anfänger spielen können: Die Aufmachung klingt recht einfach, was in diesem Fall sogar vom Vorteil für das saubere Umrahmen der Gitarrensoli ist. Das letzte Stück „Just A Number“ bleibt sofort im Ohr. Auch hier können die Gitarristen überzeugen.

Die dezente und gleichzeitig düstere Aufmachung des Covers spiegelt nicht unbedingt den Inhalt des Albums wieder. Manche Dinge sind sehr widersprüchlich, am Ende machen sie jedoch alle Spaß, da sie energiegeladen und frech präsentiert werden. Ein gelungenes Debütalbum ist „Darkest Visions“ allemal.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Laura Wyska

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