Review Breakdown Of Sanity – Perception

Ein Witz, der die Schweizer Band BREAKDOWN OF SANITY allzeit begleitete, lautet, dass sie so viele Breakdowns in ihre Musik packen, dass sogar einer für ihren Namen übrig blieb. Die Do-It-Yourself-Band, die sich im November 2017 trennte, allein darauf zu reduzieren, wäre jedoch fatal. Denn ihr drittes Album „Perception“ aus dem Jahre 2013 dürfte sich in der Zwischenzeit zu einem modernen Metalcore-Klassiker gemausert haben. Selbst sechs lange Jahre nach Release klingt es so frisch wie beim ersten Durchlauf. Doch was hebt es nach wie vor von der breiten Masse ab?

Diese Frage lässt sich mit drei Punkten beantworten. Da wäre einerseits die enorme Härte, die in jedem einzelnen Song vorhanden ist. Breakdowns, die mit Brecheisen und Vorschlaghammer hinter jeder Ecke lauern, schnelle, tiefe Riffs und Carlo Knöpfels abwechslungsreiche Screams zwingen zum dauerhaften Headbangen und Moshen. Als zweiten Punkt muss man die unglaublich eingängigen Melodien erwähnen. Trotz der äußerst harten Gangart haben BREAKDOWN OF SANITY immer ein Ass im Ärmel, um ihren Songs Wiedererkennungswert zu verleihen. Christoph Gygax und Oliver Stingel benutzen ihre Gitarren dabei wie Picasso seinen Pinsel: Riffs wie in „The Writer“ oder „Hero“ lassen einen nicht mehr los, sobald sie einmal gehört wurden. Vielen Breakdowns verleiht die Leadgitarre zusätzlich eine eigene Melodie, während im Hintergrund Rhythmus-Gitarre und Bass knallen („Crumble“, „Hero“ etc.). So verkommt nichts zu stumpfen Geballer, sondern dem Hörer wird mit ausgeklügeltem Songwriting die perfekte Mischung aus Eingängigkeit und blauem Auge geboten.

Der aber wohl wichtigste Punkt ist die Innovativität: BREAKDOWN OF SANITY haben mit „Perception“ Maßstäbe gesetzt. Maßstäbe darin, wie man elektronische und symphonische Elemente geschickt mit Deathcore verbinden kann – ohne, dass es peinlich klingt. Maßstäbe darin, wie man Breakdowns kreativ gestalten kann und zuletzt auch darin, wie sich djentige Elemente im modernen Core anhören müssen. So kann man getrost sagen, dass die Schweizer Truppe den Weg geebnet hat, den Bands wie Shadow Of Intent, Make Them Suffer oder Crystal Lake nun weitergehen.

Vom Intro „Exordium“ bis zu den letzten Pianoklängen von „Cardiac Silhouette“ ist somit alles in sich stimmig. Dank der kreativen Meisterleistung, die die fünf Eidgenossen auf „Perception“ vollbringen, kommen einem selbst 53 Minuten wie ein Wimpernschlag vor. Anspieltipps gibt es dabei neben den bereits erwähnten zu Genüge: Das schnelle „Blind“, das den härtesten Song der Platte darstellt, „Invisible Scars“, das mit seinem von Keyboardklängen überzogenen Breakdown selbst frühe Parkway Drive wie Schulkinder aussehen lässt oder das kleine Epos „Cardiac Silhouette“ zum Abschluss. Wer sich auf diese moderne Mixtur extremen Metals einlässt, dürfte nach wie vor Feuer und Flamme für BREAKDOWN OF SANITY werden.

Zu „Perception“ lässt sich also einige Jahre nach der Veröffentlichung erst recht sagen: Hier liegt ein Meilenstein des modernen Metals vor, der auch dem Zahn der Zeit trotzen konnte und nach wie vor regelmäßig den Weg in die Anlage findet. Wer „Perception“ bislang nicht gehört hat, sollte dies dringend nachholen. Alle anderen sollten die Lautsprecher mal wieder so aufdrehen, dass auch die Nachbarn etwas von BREAKDOWN OF SANITY haben. Die Schweizer haben im Oktober 2013 somit nicht nur ein sehr gutes Metalcore-Album veröffentlicht, sondern vielleicht das beste, das je geschrieben wurde. Der einzige Wermutstropfen bleibt, diese Songs vielleicht nie wieder live hören zu können…

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Wertung: 10 / 10

Publiziert am von Silas Dietrich

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