Review Bulwark – Variance

Mit Solo Künstlern ist das so eine Sache. Grundsätzlich gibt es zwei Arten. Der Eine ist Mitglied einer etablierten Band und entweder so produktiv, geltungssüchtig oder in Geld Not, dass er noch zusätzliches Material ohne die Bandkollegen veröffentlicht. Eine mehr oder weniger sinnvolle Sache. Dass dabei aber auch richtig starke Sachen herauskommen können, zeigt uns ja immer wieder Herr Sammet. Die andere Spezies ist der bisher unbekannte Künstler, der mit seinem Schaffen an die Öffentlichkeit will. Dass geschieht in 99% der Fälle zusammen mit anderen Gleichgesinnten, oder bei extremen Sozialphobikern oder tyrannisch veranlagten Personen eben als Soloprojekt. Natürlich gibt es daneben noch zig andere Gründe dafür alleine eine CD aufzunehmen.
Über die wahren Gründe für das einsame musizieren erfahren wir auch bei vorliegender Solo CD das Schweizers Thomas Fässler (nicht Mitglied einer bekannten Band) nichts, es hat wohl etwas mit dem „kompromislosen Umsetzten der musikalischen Ideen“ zu tun. Bei aller Kreativität klappt es dann – wie bei nahezu allen Solokünstler – doch nicht so richtig ganz alleine und so hat sich der gute Mann für jeden seiner zwölf Songs auf „Variance“ einen Sänger an Bord geholt. Darunter befindet sich zwar auch niemand Bekanntes (aber immerhin ein paar B-Promis in Form eines Ex-Mitglied von Eluveitie und dem Shouter von Omophagia, die mal auf dem Metalcamp Festival aufgetreten sind) aber immerhin hat er für jeden Song jemand anderen gefunden. Wenn man den Blick dann noch über die Musikstile der einzelnen Herrschaften schweifen lässt, ist es ein wirklich illustres Trüppchen. Es verspricht ganz interessant zu werden, wie die sich bei den kompromislosen Kompositionen aus dem Hause Fässler schlagen werden.

Doch da tut sich schon das erste Manko auf. So kompromisslos ist das gar nicht was auf „Variance“ geboten wird. Da haben wir mal ein Thrash Stück (z.B. „Collecting Chi“, „Reap What You Sow“), dann mal wieder ein Vertreter des Death Metal (z.B. „The Passion Of Anne Boleyn“, „Back To Live“) und rockige Klängen („Erase The Past“, „Last Chance“) finden sich auch auf der CD. Mitnicht jedoch als gewagte Mischung, sondern lediglich Stück für Stück als astreine Gerevertreter präsentiert. Dass verleiht dem Album schon nach dem ersten Hören den Charakter einer Compilation – stark unterstrichen natürlich durch die wechselnden Sänger. Sowas muss ja nicht schlimm sein, der Kollege Münch besprach unlängst ja erst einige Exemplaren dieser ausstrebenden Gattung. Fundamental wichtig ist dann eben die sorgfälltige Songauswahl. Doch leider krank es auch hieran. Durch die Bank sind die Stücke ziemlich belanglos. Kaum eine individuelle Note fliesst in die Kompositionen ein, sodern es wird im Großen und Ganzen dass präsentiert, was man von den einzelnen Genre schon unzählige Male gehört hat. Dass kann dann auch der gelungene Einsatz eines Banjos in „Twoface“ nicht mehr herausreissen. Fast klingt es so, als hätte Thomas Fässler nicht Sänger zu seiner Musik gesucht, sondern versucht verschiedenen Sängern seine Stücke auf den Leib zu schneidern, orientiert an dem was sie sonst so machen. Anderst kann ich mir den Genremix nicht richtig erklären und dass man für derartig gängige Musik keine Mitmusiker findet erst recht nicht.

Doch es gibt natürlich nicht nur negatives zu kritisieren. Spieltechnisch ist alles im grünen Bereich, man merkt, dass der Herr seine Instrumente beherrscht – nicht auf dem Niveau eines Virtuosen, aber durch die Bank solide. Die Produktion ist druckvoll und homogen, einzig dem (Midi-)Schlagzeug hört man den künstlichen Klang arg an. Gesanglich schwanken die Leistungen schon stärker, Ramin Dänzer – als einzigster bei zwei Stücken („Twoface“ & „Last Chance“) vertreten kann sich positiv absetzten, aber auch der Meister persönlich, der sich bei „Living In Phases“ die Ehre gibt kann was. Der Rest bleibt leider etwas blass (passt sich den Kompositionen an?) und schafft es nicht eigene Akzente zu setzten.

Wer sich einen Überblick über die Sängerlandschaft in der Schweiz verschaffen will, findet mit „Variance“ ein geeignetes Mittel. Wer sich für das Schaffen von Thomas Fässler interessiert ebenfalls. Selbigem würde ich empfehlen vor weiteren Veröffentlichungen Mitstreiter zu suchen, die ein kritisches Ohr beisteuren und so der Musik vielleicht zu mehr Eigenständigkeit oder zumindest Überdurchschnittlichkeit verhelfen. Allen anderen kann das Album nicht wirklich empfohlen werden. Durchschnittliche Musik solide vorgetragen, da bleibt auch nur eine durchschnittliche Bewertung.

Wertung: 5 / 10

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