Review Callejon – Hartgeld im Club

CALLEJON haben es schon wieder getan! Wobei halt, eigentlich müsste es heißen Kallejon haben es schon wieder getan. Bereits zum zweiten Mal haben sich die Alter-Egos der deutschen Metalcoreler im Studio eingefunden, um ein Album mit Coversongs aufzunehmen. Tumelten sich auf „Man spricht Deutsch“ noch allerlei mehr oder weniger trashige eher in Richtung Pop gehende Stücke, so fahren CALLEJON für „Hartgeld im Club“ nun die ganz schweren Geschütze auf. Die Jungs wagen sich tatsächlich an deutschen Hip-Hop und Rap und covern Künstler wie Casper, Deichkind oder Haftbefehl. Neben den Coverversionen haben es aber auch zwei Eigenkompositionen auf die Scheibe geschafft, von denen eine die lang ersehnte Fortsetzung der „Porn From Spain“-Reihe ist, für den die Band tatsächlich Ice-T gewinnen konnte.

Wer bis hierhin beim Lesen schon zweifelnd das Gesicht verzogen hat, liegt leider gar nicht so falsch. Bereits auf der ersten Coverscheibe befanden sich einige Songs, die sich nicht wirklich gut in das Metalcore-Gewand eingefügt haben und auf „Hartgeld im Club“ trifft das leider fast auf jede Nummer zu. Zwar haben CALLEJON ihren Sound mit ordentlich Elektrobeats angereichert, aber dennoch wirken Stücke wie „Von Party zu Party“ oder „Palmen aus Plastik“ mit E-Gitarren und Growls einfach nicht rund. Partystimmung kommt da keine auf. Tiefpunkte sind dabei vor allem die Songs „Kids (Zwei Finger an den Kopf)“ und „Ich rolle mit meim Besten“. Ersterer stammt im Original von Marteria und begeistert durch einen fetten Groove und eine gewisse Lässigkeit. Diese Eigenschaften fehlen der CALLEJON-Version leider komplett. Die Nummer wirkt wie verkleidet und der Funke springt zu keinem Zeitpunkt über. „Ich rolle mit meim Besten“ ist eigentlich ein Haftbefehl-Song und hat bereits im Original nicht viel zu bieten, außer der typischen Deutschrap-Attitüde. Eben diese scheinen CALLEJON krampfhaft imitieren zu wollen, kommen aber nur überzogen und fast schon karrikiert rüber.

Wirkliche Lichtblicke sind „Arbeit nervt“ von Deichkind und „So perfekt“ von Casper. Ist der Deichkind-Track schon im Original sehr wuchtig und derb, verwandeln ihn CALLEJON in eine absolute Abrissbirne. So deftigen Metal hätte man den Jungs nach „Fandigo“ gar nicht mehr zugetraut, weshalb die Nummer umso mehr Spaß macht. Caspers „So perfekt“ interpretiert die Band mit genau der Energie und Leichtigkeit, die man sich für so manch anderen Song auf dem Album auch gewünscht hätte. Die Coversongs von „Hartgeld im Club“ rufen also eher gemischte Gefühle hervor. Leider ist das bei den beiden Eigenkompositionen auch nicht anders. Der Titeltrack ist zwar ein recht gelungenes Crossover aus Hip-Hop und Metalcore und kann mit Antifuchs und Pilz auch zwei überzeugende Gäste aufweisen, will aber irgendwie auch nicht hundertprozentig zünden. Die Erwartungen an „Porn From Spain 3“ waren im Vorfeld riesig, vor allem nach dem extrem starken zweiten Teil, der durch Gastbeiträge von Mille, Sebastian Madsen und KIZ veredelt wurde. Teil drei wartet mit dem großen Ice-T und natürlich erneut KIZ auf, verspricht auf dem Papier also schon so einiges. Und endlich, besser spät als nie, liefern CALLEJON ordentlich ab. „Porn From Spain 3“ ballert, groovt, ist aggro und macht bock auf fette Moshpits. Lediglich der Beitrag von Ice-T kommt etwas belanglos daher, aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

Alles in allem ist „Hartgeld im Club“ bei weitem nicht so unterhaltsam wie „Man spricht deutsch“. Zu häufig wirkt das Metalcore-Gewand aufgezwängt und störend und so will keine rechte Stimmung aufkommen. Mit dem fetten „Porn From Spain 3“ versöhnen CALLEJON zwar wieder ein Stück weit, können das Ruder aber nicht komplett herumreisen. Man darf gespannt sein, ob die Songs live mehr zünden.

Keine Wertung

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