Review Canaan – Of Prisoners, Wandering Souls And Cruel Fears

  • Label: Eibon
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Doom Metal

Schau an, seit Mitte der Neunziger sind die Italiener CANAAN bereits unterwegs und haben es seit dem auf sieben Alben gebracht, die ihnen in der Szene offenbar einen guten Ruf eingebracht haben. Ich muss gestehen, zuvor weder eine einzige Note noch überhaupt irgendwas von und über die Band gehört zu haben. Das mag wohl vor allem daran liegen, dass der große Wurf trotz all der Lorbeeren nicht gelungen ist. Ob da das aktuelle Album mit dem etwas sperrigen Titel “ Of Prisoners, Wandering Souls And Cruel Fears“ viel dran ändern kann und wird, kann ich kaum beurteilen, die Band selber hat mit Abstrichen aber alles dafür Notwendige getan.

Das Album kommt als Doppel-CD daher und hat ein ordentliches Konzept im Rücken. Beide Scheiben weisen elf Songs auf, auf CD I werden die Protagonisten vorgestellt, um auf CD II zu „Gefangenen“ zu werden. Entsprechend sind die „Prisoners“ schlicht von eins bis elf durchnummeriert, während sie auf CD I noch mit Adjektiven gekennzeichnete Personen waren. Klingt erstmal ungewöhnlich und das ist es auch. Man muss sich schon mit der Musik und ihren Inhalten auseinander setzen, um diese voll zu erfassen, meine Meinung ist aber, dass man die Musik aber auch alleine durch konzentriertes Hören begreifen kann. CANAAN bieten zunächst sehr gefälligen Gothic Doom mit sehr dunkler Atmosphäre, depressiver Stimmung und schönen Melodien, wie man es von Genrefanatikern sicher auch erwarten kann. CD I ist dabei randvoll mit tollen Arrangements, die das Herz höher schlagen lassen. Besonders gelungen sind die Duette, die sich Bandleader Mauro mit der erst kürzlich neueingestiegenen Sopranistin Arianna liefert. Wobei man hier schon differenzieren muss zum Quietscheentchen-Gothic, denn im Gegensatz zu so mancher norwegischer Truppe zelebrieren es die Italiener auf einem sehr anständigen Niveau, der Gesang wirkt nie aufdringlich und bewegt sich in diversen Momenten auch schon mal in den Alt-Bereich, die Gefahr zerspringender Fensterscheiben besteht hier also nicht. Zudem passt das Gesamtpaket, der düsteren Musik entsprechend schicken CANAAN ein absolut versörendes Artwork auf die Reise, der Sound drückt nicht gerade mit Macht, ist aber homogen und transparent.
Leider haben die Mailänder aber auch ein kräftiges Faible für ambiente Klänge. Nicht, dass ich dieser Sparte partout nichts abgewinnen kann, da gibt es durchaus brauchbare Veröffentlichungen, aber im Kontext zur ersten CD geht das Niveau auf Scheibe zwei schon ziemlich nach unten. Wie man es schon ahnt, dominieren weite Soundlandschaften, Effekte und insgesamt wenig mitreissende Flächen. Gerade wenn man Songs wie das phantastische „The Ghost Chaser“ oder die absolut überzeugenden ersten beiden Nummern gehört hat, mag man kaum glauben, dass diese Langeweile von der gleichen Band stammt. Noch einmal: nichts gegen Ambient, aber bitte nicht von CANAAN und erst recht nicht als zweiter Teil einer großartigen ersten CD.

Wie man es sich vorstellen kann, hat sich die Band selbst so ein wenig das Wasser abgegraben. Die abschließende Bewertung fällt aufgrund des starken ersten Teiles natürlich trotzdem gut aus, aber ohne die belanglose zweite Hälfte – so sehr sie auch für das Konzept nötig sei – wäre deutlich mehr drin gewesen. Gerne bemühe ich die alte Weisheit „weniger ist manchmal mehr“. Trotzdem ist ein Antesten natürlich dringend empfohlen – zumindest von „The Lighthouse Keeper“ bis „The Love Slasher“.

Wertung: 7.5 / 10

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